92. Jahresbericht des Bundes-Realgymnasiums Steyr 1974/75

weiter Ebene lösen zu wollen, die Unterschiede zwischen ·d.en Industrie- und Entwicklungsländern sirud zu groß. Ein ,Forum wie eine Welterziiehungskon- ferenz der UNESCO muß sich auf allgemei111ste Hinweise beschränken. Sehr fruchtbar sdteinen mir dagegen Vorschläge eines Europa-Symposions in Not- tingham, an dem als ös terreichischer Delegrierte,r teilzunehmen ich ,d,ie Ehre hatte. 9 ) Was klar und einfach schien, erwies sich schon an den ersten Verharnd- lungstagen als schwierig. Thema der Veranstaltung war die technisd1e Bildung in der allgemeinbildenden höheren Schule. Stunden mußten der Erklärung der Begriffe gewi,dmet werden, ,da der Engländer nur ei,n Wort für diie uns recht verschieden scheinenden Begriffe Bi1dung -und Erziehung hat, nämlich education. Potenziert wurden die Sd1wierigkeiten ,durch verschiedenste Auffassungen über da,s Wort Techrnik. Die Aufnahme mehr praxisbezogener Lehr.fächer i,n die allgemeinbildende Schule war eiin altes Anliegen des Europarates. Schon im Herbst 1962 hatte ein Europaratseminar ,d;ie Verbindung human,istischer und technisdter Ausbildung ~n der Sekundarschule am Beispiel des damals gerade zehn Jahre alten Werkschulheims Felbertal im Lande Salzburg studiert, 10 ) drei Jahre später wollte man die Stellung dieser neuen Ausbildung in einem in Frankreich gehaltenen Seminar klären , 11 ) und in Nottingham •sollten konkrete Vorschläge für •die europäisch·e Konferenz der Unteuichtsminister erarbeitet werden. Grundlage mußte ,die Definition ,der Allgemeinbildung in den Emp- fehlungen N ,·. 50 der l!lltemationalen Erziehungskonferenz der UNESCO 1960 sein, 12 ) wonad1 „der Begriff der Allgemeinbildung (d. h. jener Bildung, die die allgemeinbiLdende Sekundarschule vermitteln soll) a,uf dem richtigen Gleich- gewicht zwisd1en dem humanisti-schen Bildungsgedanken Ull'd der naturwissen- schaftlichen Bildungsidee b eruht. " Drängt sich da nicht, von der höchsten Erziehungskompetenz der Welt empfohlen, das Naturwissenschaftlid1e Real- gymnasium als d i e Sekun!darschu.Je schlechthin auf? Auslösende Faktoren für ein ,sold1es Sympo,sium waren : 1. ,die forderung der In 1 dustriegeseUschaft nach weniger Spezialisierung und größerer Anpassungsfähigkeit ; 2 . die Klage der Techniker, daß die Schule zuviel musische Fächer und reine Wi Slsenschaft vermittle (was ·für Ös ten-eich kaum zutreffen dürfte) ; 3. ein erneuertes Interesse an Kreativität; 4. Weiterentwicklung de,s Curriculums in Sprachen, Grundlagen der Mathematik und Naturwissenschaft legten nahe, auch aindere Unterrichts- fächer weiter zu entwickeln; 5. der Vorsprung bekannter unabhängiger Schulen in experimenteller Technik. Das Ziel der techni schen Bildung innerhalb der Allgemei•nbHdung wurde wie folgt zusammengefaßt: 13 ) 1. allen Kindern, Bu11schen un,d Mädchen, den Einfluß der Kräfte der Ted1.11,ik auf ihr Leben bewußt zu machen; ihnen andererseits bewußt zu machen, wie stark diese Kräfte -das Leben ihrer Familie und ihrer ganzen Unweit beetinflu'Slsen können; 2. Kinder jedes Alters und verschi edener Begabung auf ,die Kräfte tech- nischer Gestaltung hinzuweisen und sie dadurch zu befähigen, den Wert der Rohistoffvorkommen, aber auch ,dlie Zwänge und Konflikte auslösenden Fak- toren kennenzulernen, 1 die sich bei je,der Lösung eines Problem,; im pr,aktischen Leben •ergeben; 6

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