92. Jahresbericht des Bundes-Realgymnasiums Steyr 1974/75

faltig wfrd der Pr~ßguß von Kunststoffen verwendet, vom Bootsrumpf und Sturzhelm bis zum Stadtplan und Lehrmittel zum .Aibtasten für Blinde. 15 *** Es ist gar nicht zu bez;weifeln, daß ,die Reaktion ,der Kollegenschaft auf solche Forderungen höchst unterschiedlich sein wir-d. Es gibt sicherlich Voll- humanisten mit Sportwagen und Quadrophonieanlagen und technische Lehrer, die in Klassikern schwelgen; ich kannte einen sehr veJ.1dienstvollen Kollegen einer höheren technischen Lehra,n:stalt, der fest idavon überzeugt war, alles, was ,die jungen Technii ker brauchten, aus des Sophokles „Antigene" ,erschlie- ßen zu können. Erfolge in ,der sogenannten technischen Bildung wären also nicht ,durch Lehrplanvorschriften zu erreichen, sondern nur durch die Einsicht möglichst vieler Kollegen, ,denn nur ein Lehrer, der sich mit ganzer Seele für sein Fach eiinsetzt, wird bei den Schülern Erfolg haben. Die angeführte Schlußempfehlun.g wurde , wenn auch mehrheitlich ver- abschiedet, nicht einstimmig angenommen. Einzelne Delegierte waren der Meinung, daß ,der Einfluß der Technik schon übennächtig genug sei, daß er eher -ferngehalten wer.den solle. Erfahrungen mit anderen Talbus haben aber gezeigt, daß nur offene Darlegung und klares Verständnis ,spätere Schäden vermeiden helfen körunen . Ob und wie der Europa:rat auf -diese Empfehlung reagiert hat, ent- zieht sich vorläufig noch meiner Kenntrnis. In den gegenwärtigen Lehrplänen urnd seither dazu ergangenen Weisungen finden sich keine Spuren von Ver- ä!1'derurngen m diesu Richtung. **·* Hier sollen nur als mögliche Beispiele em1ge Hinweise für tedrnische Bildung in ,dem einen oder anderen „humanistisd1en" Gegenstand unserer AHS gegeben werden. Daß in Religion , zumindest in der Oberstufe, Probleme der Technik und ihrer Bewältigung behandelt werden können, ist außer Frage. Zusammenhänge mit Deutsch finden sich fo zahlreichen, vorwiegend drama- ti·schen Werken ,der neueren und nooesten Literatur. Ma n ,denke an Kafkas ,, In der Strafko.Jonie '· , Kaisers „Gas ", Buzza tis „Haus der sieben Stockwerke ", Zuckmayers „Das kalte Licht ", Dürenmatts „Physiker", IGpphaiidts „ In. der Sad1e J. Robert Oppenhe'ilner" , Henkels „Hsen.wichser" oder Poss' ,,Wie ein Auto fonktionierte" . Man kann über das „Technische Englisch" verschiedener Meinung sein. Doch wäre es wesentlich, in der lebenden Fremdsprache zumindest so viel von .dem tedmischen Alltag,swortschatz zu vermitteln, als im fremden Land eine ·durchschnittliche Hausfrau versteht; etwa die Bezeichnu-ngen aller im Haushalt verwerudeten Geräte und ihrer Bedienungselemente, die wesentlid1en Teile der Kraftfahrzeuge und das Vok,abular der Fahrschule. Es scheint mir nicht sehr sinnvoll, profunde Texte hoher Dichtung ülber.setzen zu können und daneben nicht zu wissen, was Schalthebel, überholen, Staubsauger, Blende, Vors,atzlinse, Drehbühne, Kulisse oder Kanal (im Englisd1en mehrere ent- sprechende Wörter) in der Fre1111dsprache heißen. Sicherlid1 finden sich die meisten dieser Wörter in den Unterstufenlehrbüchem, als schäme man sich, sie älteren Schülern vorzusetzen, und bis zur Matura süi:d sie prompt ver- gessen. In der Geographie müßte noch mehr das Verstfurdnis der Zusammenhän,ge gegenüber dem Erlernen von statistischem Material u. Wirtschaftskunde (ohne 8

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2