91. Jahresbericht des Bundes-Realgymnasiums Steyr 1973/74

unsere Umwelt weitergestalten? Diese Frage, die die Menschen gegenwärtig bewegt, beinhaltet zum größten Teil biologische Probleme: Die Einengung des Lebensraumes ; die Umwandlung ausgeglichener Wälder und Fluren zu öden Monokulturen ; das Verkommen bäuerlicher Kulturland- schaft zur Zivilisationssteppe bzw. Sozialbrache; das Aufblähen der Verdich- tungsräume ; die Entsiedlung des ländlichen Raumes; die Gefahren des Aus- verkaufs und der Zersiedlung unserer Landschaft; die Schaffung von stadt- nahen Erholungsgebieten . .. Schon diese unvollständige Aufzählung einiger Probleme zeigt, daß das Verantwortungsbewußtsein für den Lebensraum geweckt werden muß. Dies ist eine der größten erzieherischen Aufgaben der Gegenwart und der Zu- kunft. ,,Umweltfreundliches Verhalten " muß gelehrt und gelernt werden. Da- zu genügt es nicht, sich an den Schlagzeilen der Tagespresse zu orientie- ren. Dafür ist die tiefere Kenntnis der ursächlichen zusammenhänge, der landschaftsökologischen Grundlagen notwendig. Wer soll dieses Verständnis wecken, wenn nicht der Biologe! Er hat die für die seelische wie körperliche Gesundheit unserer Jugend so wichtige Verbindung zur Natur herzustellen. Dabei soll es ihm nicht nur um einfaches Wissen oder Nichtwissen gehen, sondern um eine grundsätzliche Haltung gegenüber der lebendigen Umwelt, und darum, daß die Naturfremdheit zu einem Mangel an Naturliebe führt, der letzten Endes unsere Kinder zu Anbetern falscher Götzen macht. Daß ein wirksamer Unterricht dieser Art Zeit braucht, leuchtet jedem ein, ebenso die Forderung , daß dem Biologieunterricht durchgehend in allen Klassen mindestens zwei Wochenstunden zur Verfügung stehen müssen. Dies ist aber derzeit nur am Realgymnasium der Fall. In den gymnasialen Schulformen wurde der Biologieunterricht in der 3. und 7. Klasse im Jahre 1~70 vollständig gestrichen! Dies war allerdings nicht der einzige „Beitrag " Österreichs zum „Europäischen Naturschutzjahr 1970" . Bei der Erreichung dieser Ziele ist daher die außerschulische Jugendarbeit von entscheidender Bedeutung. Daher führen wir am BRG auch eine Gruppe der österreichischen Naturschutzjugend. Sie befaßt sich mit der Aufgabe, die Jugend mit dem modernen Naturschutz vertraut zu machen , sie zur Natur- beobachtung anzuregen und Kenntnisse der Tier- und Pflanzenwelt, be- sonders vom ökologischen Standpunkt her, zu vermitteln. Zu diesem Zweck werden neben den üblichen Aktivitäten Exkursionen und Lager abgehalten. Bisher wurden an naturkundlichen Wochen durchgeführt: zwei im Bundessportheim Obergurgl zwei in unserem ÖNJ-Heim „ Astenschmiede" / Rauristal eine in Valun auf der Insel Cres zwei im Burgenland eine in der Wachau. Heuer wird eine naturkundliche Woche in St. Nikolaus in Südtirol abgehalten. Der Sinn solcher Fahrten liegt in der Gemeinschaft und der sozialen Integra- tion in diese, der ganzheitlichen Betrachtung des besuchten Raumes, die aus einem Zusammenklang von Natur und Kunst, Geschichte und Land- schaft, Mensch und Erlebnis besteht. Außerdem gilt es, den körperlichen Anforderungen bei den Wanderungen zu entsprechen . Ein Wert, der in der heutigen „Sitzkultur" hervorgehoben werden muß! Den großen Sprung vom Naturerlebnis zum aktiven Naturschutz hat die öNJ-Gruppe heuer geschafft. Aktiver Umweltschutz fordert von allen Men- .7

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2