91. Jahresbericht des Bundes-Realgymnasiums Steyr 1973/74

bezeichnet. Duvigneaud hat einmal gesagt: ,, Die Biologie faßt alle Aspekte des Lebens und der Umwelt zusammen : Sie ist die ideale Wissenschaft, um den Geist der Synthese zu entwickeln ." II. Der bildende und erzieherische Wert des Biologieunterrichts Der Biologieunterricht hat den Auftrag, den Jugendl ichen die lebendige Natur in ihrer Eigenart zu erschließen und ihn zu biologischem Denken zu erziehen. Der Schüler soll zur Einsicht gelangen, daß allem Biologischen Ordnungs- prinzipien und Gesetzmäßigkeiten zugrunde liegen und das Lebendige als etwas geschichtlich Gewordenes anzusehen ist. Der Schüler erfaßt, daß auch der Mensch in diese große Lebensordnung und ihren geschichtlichen Werdegang eingebettet ist, muß aber zugleich erkennen, daß der Mensch darüber hinaus in eine geistige Welt hineinreicht. Dies soll ihn befähigen , sich selbst als Natur- und Geisteswesen, als psychophysische Einheit zu erfahren, um zu einem wahren Selbstverständnis zu kommen. Von hier aus kann er seinen „ inneren Standort " bestimmen und findet Wege geöffnet, die zum religiösen Erleben, zu philosophischer Erkenntnis, aber auch zu sittlicher Einsicht und Haltung führen. Daher muß der Biologieunterricht bewußter den Schwerpunkt seiner bildenden und erzieherischen Aufgaben in der Humanbiologie setzen und biologische, soziologische und psychologische Themen zu einer Synthese vereinen, um die heranwachsende Jugend zu einer Haltung zu führen, ihre Handlungen dann auch auf die gewonnenen Einsichten abzustimmen. Nämlich, daß biologisch falsches Verhalten das eigene Leben, aber auch das der Mitmenschen gefährden kann . An sich selbst und an seiner Gemeinschaft soll der Jugendliche die Überspitzung des Individualismus erkennen und auf ein gesundes Maß zurückführen , damit das Bestehen seiner Gemeinschaft gesichert ist. Denn für die Existenz des einzelnen wie der Gemeinschaften ist das Verbleiben in der biologischen Ordnung Voraussetzung. Das Mißachten biologischer Gesetze kann unüber- sehbare Gefahren heraufbeschwören , ja sogar das Dasein kommender Gene- rationen bedrohen . Aus diese r großen Verantwortung, aus diesem Auftrag des Biologieunter- richtes lassen sich seine einzelnen Aufgaben ableiten . Ich möchte diese nicht im Detail ausführen, dies würde den Rahmen dieser Abhandlung sprengen, sondern exemplarisch am Problem der Bildung und Erziehung zum Verständnis für die Umwelt und am Beispiel der Gemein- schaftserziehung darstellen. Selbstverständlich trägt auch der Biologieunter- richt in hohem Maße zur formalen Bildung bei. Wahrheitsliebe, Toleranz, Gewissenhaftigkeit, Pflichtbewußtsein und Selbstdisziplin sind weitere klare Werte. Es braucht nicht besonders erwähnt zu werden , daß das Erfahren der Begrenztheit unserer menschlichen Erkenntnis geistigen Hochmut ver- hindert, zur Bescheidenheit erzieht und uns die Trennung von überholten Denkschemata erleichtert. Die Einsicht, daß wir alle Glieder einer Lebens- kette sind, verhindert diese anthropozentrische Selbstüberheblichkeit, sich als ,,Endziel aller Entwicklung", als „ Krone der Schöpfung " zu empfinden. 1. Umweltkunde - heute wichtiger als Je zuvor Das Weiterleben der Menschheit - und das wird wohl schon unsere Kinder und Enkelkinder betreffen - hängt ab vom Zustand unserer Umwelt, von der Erhaltung der irdischen Lebensgrundlagen. In welcher Richtung wollen wir •6

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