91. Jahresbericht des Bundes-Realgymnasiums Steyr 1973/74

BERICHT DES SCHULERBERATERS Prof. Mag. rer. nat. Horst M a i s s e r „ Das österreichische Schul- und Bildungswesen ist auf dem Wege, eine größere Differenzierung und Durchlässigkeit anzustreben, den Zugang zu höherer Schulbildung zu öffnen (aus pragmatischen und ideellen Gründen), zugle ich aber etwas gegen die damit verbundene Gefahr zu unternehmen, daß die Unsicherheit und Ambivalenz sowie das Gefühl ,der Hilflosigkeit bei Eltern und Schülern in den neuartigen Entscheidungssituationen nicht an- wächst, sondern wirkungsvoll gemindert wird . Der gesetzliche Auftrag zur Einrichtung einer Bildungsberatung ist im Schulorganisationsgesetz des Jahres 1962 festgelegt " (Dr. W. Böck, Landesreferent für Schulpsychologie und Bildungsberatung). Ein solcher Beratungsdienst wurde daher auch an unserer Schule eingerichtet, nachdem bisher Jahre hindurch die Maturantenberatung durch das Landes- arbe itsamt durchgeführt wurde. Die Psychologen des Landesarbeitsamtes führen heute eine mehr berufsbezogene Beratung durch, die aus einem Referat, getrennt nach Geschlechtern , einem (nicht obligaten Test) und einer nach Auswertung des Tests erfolgenden persönlichen Einzelaussprache besteht. Demgegenüber hat der Schülerberater mehr den bildungs- und studien- bezogenen Aspekt zu betonen. ,,Ziel der Schülerberatung ist ·es, durch ,gründliche Informationen über das österrei'chische Bildungswesen, seine Möglichkeiten und seine Anforderungen, für Schüler und Eltern Entschei- dungsgrundlagen zu liefern, durch eine richtige Beraterhaltung und durch Einsatz entsprechender Beratungstechniken -den Ratsuchenden an der Lösung des Problems zu beteiligen und auf diese Weise einerseits dem Jugendlichen echte Lebenshilfe zu bieten , ohne seine Selbständigkeit einzuschränken , andererseits aber auch an der Realisierung der österreichischen Schulreform- bestrebungen mitzuwirken ." (Dr. W. Böck) Um dieses Ziel zu erreichen , wurden vom Bundesministerium für Unterricht und Kunst Seminare (Grundseminar und Fortsetzungsseminare) und vom Landesschulrat für OÖ. Tagungen für jene Professoren veranstaltet , die offiziell als Schülerberater tätig sein sollen. Am BRG Steyr wurden im heurigen Schuljahr - neben den üblichen Auf- gaben der verbalen Information der Schüler der 6. bis 8. Klassen über Studien- und Ausbildungsmöglichkeiten, Hilfen bei Informationsverarbeitung, beim Lösen von Motivationskonflikten usw. - die Schwerpunkte in die 2. und 4. Klassen verlegt. Denn hier zeigte sich ein echter Informationsmangel bei den Eltern über die weiterführenden Oberstufenformen, der sich mitunter sogar zu Vorurteilen verdichtete. Dazu kam, daß durch die gebäudemäßige Trennung in Realgymnasium (Michaelerplatz) und Gymnasium (Werndlpark) der Entscheidung unserer Schüler der zweiten Klassen besonderes Gewicht beikam . Hatten sie doch auch unter Umständen einen vollständigen Lehrer- wechsel zu verkraften. Wie richtig diese Überlegungen waren , zeigte das fast geschlossene Er- scheinen der Eltern bei den aus diesen Gründen durchgeführten Klassen- elternabenden. Neben der mündlichen Darstellung aller Möglichkeiten an der Oberstufe erh ielten die Eltern eine schriftl iche Zusammenstellung. Damit haben sie in der häuslichen Aussprache mit ihren Kindern die Möglichke'it, den ihnen und dem Willen und den Fähigkeiten ihres Kindes entsprechenden Bildungsweg auszuwählen . 17

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