89. Jahresbericht des Bundes-Realgymnasiums Steyr 1971/72

EFIM und Montedison als großes „Elektrochemisches Zentrum" in Sizilien zu realisieren hat. Ende 1970 bewilligte der Ministerausschuß für Wirtschafts- planung ein Investitionsprogramm der mit staatlicher Beteiligung arbeitenden Betriebe Süditaliens für die Jahre 1971-75 mit einer Gesamtsumme von 400 Milliarden Lire, das die Direktbeschäftigung von 4000 Arbeitskräften ermöglicht. Die Initiativen der ENI sind vielseitig, weltweit und für die Zukunft Siziliens sicherlich von größter Bedeutung. Die Bilanz der ENI aus dem Jahre 1970 weist einen Bruttoumsatz von 1500 Milliarden Lire aus (netto 1100 Milliarden}, die gesamten technischen Sachanlagen erreichten 2860 Mil- liarden und allein 1970 wurden 380 Milliarden Lire investiert, um 24 Prozent mehr als 1969. Es arbeiteten Ende 1970 in Italien und im Ausland für die ENI- Gruppe 72.000 Personen, um 9000 mehr als 1969 und Sizilien wird in stei- gendem Maße von den Initiativen der ENI profitieren. Wie in Gela entstehen überall gleichzeitig mit dem Bau neuer Werksanlagen die Wohnungen für das gesamte Werkspersonal mit Schulen , Kindergärten, Sportanlagen und Einkaufszentren. Das Programm 1971 der IRI sieht für Investitionen im Süden 3470 Milliarden Lire vor, das Doppelte des Betrages, der im Jahrzehnt 1960-69 geleistet wurde, d. h. 58 Prozent der geplanten Gesamtinvestitionen in den entspre- chenden Be reichen . Diese Dynamik der Investitionen ist an die Ausarbeitung neuer In itiat iven im Bereich der Verarbeitungsindustrie gebunden, die fast gänzlich, d. h. zu 92 Prozent für Süditalien bestimmt sind. Diese Kapitals- anlagen werden im laufe der 70erjahre Süditalien zu einem für die italieni- sche Gesamtwirtschaft ausschlaggebenden Mittelpunkt der Maschinen-, der Hütten- und der Elektroindustrie entwickeln. Als Musterbeispiel wurde uns das Hüttenwerk Taranto gezeigt, nachdem wir uns am letzten Abend unserer Reise in Taormina von den Strapazen des Superprogramms erholt hatten. Es war eine sehr einsichtsvolle Geste der Programmgestalter, uns zwischen Ölraffinerie und Hüttenwerk Taormina zu schieben. Ein Spaziergang nach dem Abendessen führte uns durch einen stillen, um 10 Uhr abends bereits fried- lich schlafenden Ort, der nicht mit einer einzigen Straßenlampe sein sonst so reges Interesse am brodelnden Touristenstrom verriet. Der Morgen schenk- te uns das strahlende Bild des schneebedeckten Ätna und die weite Bläue des Meeres, über die Gartenmauern hing die blühende Bougainvillea - nie- mand wird diesen Morgen voll Schönheit je vergessen. Er wurde vollkommen durch den Flug über die Meerenge und die Küste Kalabriens, Crotone, Sy- baris, die Mimosenküste, Metaponto, Taranto ; die leuchtende Landkarte, über die wir flogen, ließ uns die Stärke des Sturmes vergessen, der unser Flugzeug erzittern ließ; wir merkten ihn erst, als bei der Landung die Bierflaschen aus der Kombüse hüpften und sich sogar die Mannschaft anschnallte. Taranto, das ist die VÖEST, also waren wir schon halb daheim. Eigentlich , so sagten die Zeitungsleute, wäre die Einladung zur Reise ja nur für Journalisten gedacht gewesen, aber da nicht genug verfügbar gewesen wären, hätte die italienische Regierung eben uns damit bedacht. Dafür sand- ten wir ihr aber auch ein Da·nktelegramm, als wir müde und zufrieden, Taormina im Herzen und das Hüttenwerk noch in den Ohren , wieder gegen Norden . flogen ; es war ein ehrlich empfundenes Dankeschön. llse N e u m an n 81

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