89. Jahresbericht des Bundes-Realgymnasiums Steyr 1971/72

Die Bischofskapelle in der Westempore des Gurker Doms beherbergt spät- romanische Fresken des Heinrich von Gurk. Sie stellen das irdische und das himmlische Paradies, den Einzug der drei Könige und Christus als Gott- könig dar. Imposant ist auch das berühmte Fastentuch mit seinen 99 Bildern von Konrad von Friesach . Die Bilder haben - wie der Freskenzyklus in der Vorhalle des Doms - die Funkti on einer Bibl ia Pauperum : Die leseunkundigen Menschen des Mittelalters konnten so an Hand der Bilder die Bibel kennen- lernen. Der D o m i n M a r i a - S a a I ist eine der wenigen Kirchen, in denen die Verschmelzung verschiedener Stilrichtungen besonders gut gelungen ist. Fres- ken des 15. Jahrhunderts, das gewalt ige Keutschacher Epithaph und typische Barockengel aus dem 18. Jahrhundert bilden eine wohltuende Einheit. Interes- sant sind auch die „ Römersteine " , die vom benachbarten Magdalensberg geholt und beim Bau des Doms verwendet wurden . Der bekannteste von ihnen zeigt den römischen „ Brautwagen" . Römersteine fanden wir auch schon in Friesach und im Gasthof Zollfeld unweit des Herzogstuhls. Ein weiteres Beispiel für die Romanik in Kärnten ist das ehemalige Benedik- t inerstift M i 11 statt. Leider läßt die gotisierte und barock ausgestattete dreischiffige Pfeilerbasilika den romanischen Gesamteindruck vermissen. Be- deutsam jedoch sind das schlichte romanische Westportal und der Kreuzgang mit seinen berühmten so verschiedenart ig gestalteten Doppelsäulchen. Eine Besonderheit in Österreich stellt auch das Re n a i s s a n c e s c h I o ß d er Po r c i a in Spittal a. d. Drau dar. Es ist im typischen Stil der italieni- schen Renaissancepalazzi gehal ten , die Stiegenaufgänge sind reich und prunkvoll geschmückt. Besonders interessant erschien uns die Inschrift, in der sich die Herren von Porcia als. Nachkommen des troianischen Geschlechts ausweisen : PORTIA EX SANGUINE REGUM TROIANORUM ET SICAM- BRORUM PROGENITUS. 76

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