89. Jahresbericht des Bundes-Realgymnasiums Steyr 1971/72

keine Beinbrüche. Gut gelaunt und mit Bräune oder einem Sonnenbrand im Gesicht, kehrten wir am frühen Abend heim. Der Wetterbericht rnr Dienstag: heiter bis wolkig. Also nützten wir diesen Tag aus und fuhren ins Grödnertal. St. Ulrich, San Christina, Wolkenstein, d iese Namen hatten eine Faszination für uns. Wir bewunderten die Berge und konn- ten kaum fassen , daß wir wirklich hier in Südtirol waren. Der Sellastock, die Langkofelgruppe und andere bekannte Gebirge lagen vor unseren Augen. Steile, zum Teil aber fast schneefreie Hänge bereiteten uns große Mühe, schließlich waren wir dann sehr stolz, eine FIS-A-Strecke bewältigt zu haben. Unser nächstes Ziel war die Burgruine Runkelstein. Nach einer sehr inter- essanten Führung, bei der wir Fresken aus dem 14. bis 16. Jahrhundert bewunderten, setzten wir uns zu einem kleinen „ Umtrunk " in den Burghof und sangen einige Lieder, die unsere Stimmung beträchtlich hoben. Etwas ver- spätet kamen wir um 20 Uhr in Castelfelder an . Mittwoch : Wir besichtigten die Kirchen Vill , Tramin, St. Jakob und rasteten am Kalterer See. Für den Nachmittag war eine Monsterwanderung vorn Burgberg aus nach St. Daniel (Kirche mit Fresken) - Montan - Pinzon geplant. Sehr müde kamen wir von dem dreistündigen Marsch zurück, mußten uns aber sofort fürs Theater herrichten. Auf dem Programm stand ein Gastspiel des Landestheaters Tübingen : ,, Die Verfolgung und Ermordung des Jean Paul Marat, dargestellt durch die Schau- spielgruppe des Hospizes zu Charenton unter Anleitung des Herrn de Sade " von Peter Weiss. Um 19 Uhr fuhren wir also festlich gekleidet nach Bozen . Wir wunderten uns über das Theaterpubl ikum, das sowohl sportliche Hosen als auch glitzernde Kleider trug . Vom Stück selber waren wir wahnsinnig beeindruckt, wir hatten es zum besseren Verständnis schon in der Schule besprochen . Als wir um 23 Uhr heimkamen, dachten wir mit Schaudern dran, daß auch für morgen eine Wanderung auf unserem Programm stand . Unser Schlafbedürfnis war enorm gestiegen. Trotzdem starteten wir voller Tatendrang am nächsten Morgen, um die Burg Hocheppan zu besichtigen. Wir wanderten nur 20 Minuten auf einem Waldweg zur Burg. Uns interessierten vor allem die romanischen Fresken in der Burg- kapelle, die aus dem 13. Jahrhundert stammen . Zurück gings in unsere Her- berge, die den Ausgangspunkt für den nächsten Ausflug bildete. Wir fuhren an diesem Nachmittag 0 / 4 Stunden mit dem Autobus und wanderten durch eine Schlucht an einem Wildbach und an einem Kreuzweg entlang zum Män- nerkloster San Romedio. Wir konnten gut verstehen, daß es Menschen gibt, die in dieser Einsamkeit Gott näherkommen können. Für den nächsten Tag lautete unser Plan : Schloß Tirol - Bozen - Bunter Abend. Während der Autobusfahrt an diesem Tag dichteten wir mehr oder minder witzige „ Gstanzln " . Zuerst besuchten wir die Kirche in Lana, die einen prächtigen Flügel a:tar besitzt. Zu unserem Pech bleibt dieser Altar jedoch in der Fastenzeit geschlossen, und nichts konnte den Kirchendiener bewegen , ihn für uns zu öffnen. Schade! Wir hätten ihn gerne gesehen. Während unse- res Südtirol-Aufenthaltes sind wir nämlich zu echten Fresken- und Kirchen- liebhaberinnen geworden. Im Schloß Tirol nahmen wir an einer Führung teil , llielten dann Mittagsrast und kamen um 15 Uhr in Bozen an. Dort hatten wir 1 ½ Stunden Frei zeit. Wir entdeckten in einem Kaufhaus einen riesigen Wühl - 73

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