89. Jahresbericht des Bundes-Realgymnasiums Steyr 1971/72

1. EINFÜHRUNG Als südlichster Eckpunkt des oberösterreichischen Städtevierecks Linz- Wels-Steyr-Enns liegt St e y r, eine Stadt mit eigenem Statut, am Ran- de eines der wirtschaftlich am stärksten aufblühenden Gebiete Öster- reichs. Diese Stadt, die drittgrößte des Bundeslandes, stellt zugleich auch einen nördlichen Vorposten des Wirtschaftsraumes der Vor- und Hochalpen im lande „ Ob der Enns" dar u. verdankt seine Bedeutung in Geschichte und Gegenwart nicht zuletzt dieser Mittelstel lung zwi- schen Donau- und Alpenraum. Zwei Faktoren zeichnen die geographische Lage Steyrs aus: Einerseits bildete der Felssporn zwischen Steyr- und Ennsmündung einen guten Ansatzpunkt für eine Burganlage, anderseits stellten die Hochterrasse sowie die drei Stufen de.r eiszeitlichen Niederterrasse einen guten Gliederungsansatz für die Marktsiedlung und die Verkehrswege zu Füßen der „Stirapurhc" dar. Zusätzlich förderte die Mündung zweier Nord-Süd gerichteter Täler sowie die direkte Flußverbindung zur West- Ost-Verkehrslinie der Donau seit frühgeschichtlicher Zeit1) die An lage eines Verkehrsknotenpunktes und somit in weiterer Folge die Ent- stehung einer städtischen Siedlung (1287 Stadtrecht). Der Weg vom steirischen Erzberg durch das Ennstal zur Donau zählte seit jeher zu den drei wichtigsten Verbindungen im Bereich der Nordalpen und deren Vorland und übertraf mitunter durch die Verbindung Böhmen - Alpen - Oberitalien sogar den Donauweg an Bedeutung. Flößerei und Treidlerei auf der Enns waren für die Eisenverfrachtung ebenso wich- tig wie der Flußverkehr auf Traun, Salzach und Inn für den Salztrans- port (E. Kriechbaum, 1936, S. 8) . Die wirtschaftliche Bedeutung Steyrs als Knoten- und Umschlagsort ist zu einem guten Teil durch die Lage an einer Landschaftsgrenze mitbegründet : Hier streicht der Nordwestrand der nördlichen Flysch- zone im Damberg (811 m) aus und die eiszeitlichen Terrassenschotter der Enns beginnen das Landschaftsbild des Alpenvorlandes im Unte- ren Ennstal zu bestimmen. 1 ) Der Ortsname Steyr läßt schon eine keltische Besiedlung vermuten (,,styr" = Fluß). Als älteste Verkehrswege sind zwei Römerstraßen , die bei Steyr die Enns überquerten und sich hier trafen, nachgewiesen. 4

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2