89. Jahresbericht des Bundes-Realgymnasiums Steyr 1971/72

Wirtschaft konnte sich Steyr zum neuntgrößten Einpendlerzen- trum Österreichs entwickeln. Im Jahre 1961 wurde infolge dieser guten Wirtschaftsentwicklung das höchste Nettoinlandsprodukt je Erwerbs- tätigen in Oberösterreich erzielt (67.500 Schilling, Bundesdurchschnitt 42.000 Schilling) . Die zentrale Bedeutung Steyrs erstreckt sich nicht allein auf das Ge- biet der Industrialisierung, sondern wird auch durch das Vorhanden- sein zahlreicher öffentlicher Dienststellen der Verwaltung , Kunst und Bildung (Kreisgericht, Staatsanwaltschaft, Bundespolizei, Arbeitsamt, Theater, Banken, Höhere Schulen mehrerer Typen, Vermessungs- und Eichamt, katholisches Dekanat) untermauert1°). Die wichtige Funktion Steyrs für sein Umland wird auch durch die Wochenmärkte bestätigt, die die Bauern der stadtnahen Gemeinden zum Absatz der landwirtschaftlichen Produkte benützen . Diese Wo- chenmarktordnung besitzt Steyr seit 1699, sie wurde seither einige Male umgeändert (Ofner, 1956, S. 99). Steyr kann auf Grund seiner Bedeutung für das südöstliche Oberöster- reich bzw. den südlichen oberösterreichischen Zentralraum auch als Mittelpunkt einer Stadtregion angesehen werden, die insgesamt 68.563 Einwohner (1971) umfaßte (1955: 38.000 Einwohner) , wobei der Bevöl - kerungsschwerpunkt in der Kernstadt und im Ergänzungsgebiet liegt , das in einzelnen Katastralgemeinden noch städtisches Verwaltungs- gebiet umfaßt. Die Verstädterte Zone umfaßt in zwei Gemeinden (Gar- sten , Sierning) 14.063 Einwohner, die Randzone in sechs Gemeinden 13.913 Personen (Dietach , Aschach, Ulrich , Wolfern, Behamberg, Hai- dershofen). Garsten hatte innerhalb der letzten zehn Jahre das stärk- ste Bevölkerungswachstum aufzuweisen, nämlich 11 ,7 0/o (gesamte Stadtregion 7,8 0/o), wobei einzelne Fraktionen Garstens in ihrer Struk- tur an die der Kernstadt und des Ergänzungsgebietes heranreichen , also nahezu einen „Stadtteil jenseits der administrativen Grenzen " darstellen (0. Lackinger, 1956, S. 63) . Der Bevölkerungsaufschwung im Steyrer Raum hängt seit der Nach- kriegszeit schwerpunktsmäßig mit der wirtschaftlichen Eingliederung zahlreicher Heimatvertriebener im oberösterreichischen Zentralraum zu- sammen . Während zwischen 1951-1961 das Wachstum in der Kern- stadt Steyr noch überwog , nahm die Bevölkerungsentwicklung im fol- genden Jahrzehnt im Bezirk Steyr-Land stärker zu. Sierning , Garsten und St. Ulrich stellten allein 50 0/o der Gesamtzunahme (0. Lackinger, 1971 , S. 29) . Auf nur 9 0/o der Fläche der Stadtregion (Kernstadt) leben aber noch immer 62 0/o ihrer Gesamtbevölkerung. 10 ) n. R. Wurzer (Strukturanalyse des öst. Bundesgebietes) entspricht dieser Ausstattung die Funktion einer Viertelshauptstadt (S. 499). 47

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