89. Jahresbericht des Bundes-Realgymnasiums Steyr 1971/72
Die vier größten Industriebetriebe (Steyr-Werke, GFM, Gebr. Riha, Hack-Werke) führen die Tradition der alten Eisenindustrie in unter- schiedlicher und abgewandelter Form fort, während die Ennskratt- werke AG die Wasserkraftanlagen der Enns verwaltet. Die Stadtwerke versorgen die Stadt mit Strom, Gas u. Wasser und betreiben die städti- schen Verkehrsmittel, zählen also zu einem der wichtigsten Dienst- leistungsbetriebe. Der älteste Gewerbestandort ist der Wehrgraben, wo die Messerer- zuntt im Jahre 1407 die älteste Handwerksordnung Österreichs erhielt (0. ö . Städtebuch, 1968, S. 277) und wo im Jahre 1786 238 Schmiede- werkstätten standen. Diese hohe Zahl war bis zum Jahr 1885 auf 113 metallverarbeitende Betriebe zurückgegangen und sank bis 1930 wei- ter auf 93 Betriebe ab. 1967 gab es wieder 108 Betriebe, die sich mit Eisen- und Metallverarbeitung befaßten ; die meisten sind jedoch sehr kleine Unternehmen. Im Wehrgraben hat heute die Fa. Hack den größ- ten Teil der Betriebsanlagen in ihrem Besitz und erzeugt in den Werksgebäuden an den kanalisierten Flußarmen der Steyr Messer- waren aller Art (aus chromlegiertem Stahl, Ganzstahl, Klingen für Sil- berwarenfabriken und Haushaltsmesser). Während die Zahl der jähr- lich produzierten Waren, etwa 5 Millionen Stück, seit 1951 ungefähr gleich geblieben ist, hat sich der Umsatz jedoch um 87 0/o erhöht, wo- bei freilich eine Geldwertverminderung seit 1951 mitenthalten ist. zu- gleich hat dieser Betrieb als einziger der untersuchten Betriebe eine starke Beschäftigtenabnahme während der letzten zehn Jahre zu ver- zeichnen, die wohl durch eine Rationalisierung bedingt ist. Dabei hat die Anzahl der männlichen Beschäftigten von 1951 - 1971 um 72 0/o (seit 1961 um 68 0/o), jene der Frauen um 32 0/o (gegenüber 1961 um 55 0/o) abgenommen. Der Wehrgraben ist aber zugleich auch die Wiege der ersten Anlage der Steyrer Gewehrfabrik, die im Jahre 1786 als einzige „ Fabrik" in Steyr hervorgehoben wird und seit ihrem Aufschwung um die Mitte des letzten Jahrhunderts durch Josef Werndl auf einen blühenden Absatz bis zum 1. Weltkrieg zurückblicken kann . In den 135 Betriebs- gebäuden waren 1890 15.000 Menschen - also etwa doppelt so viele wie heute - beschäftigt; in den Jahren 1887-1892 wurden 1,082.324 Geweh re erzeugt. Betriebsgebäude und Arbeiterwohnungen lagen hier auf den Steyr-Inseln eng beisammen, bis durch den Kauf der Plattner- gründe auf dem rechten Ennsufer ein Raum für eine erste größere Ausdehnung des Werkes geschaffen wurde; während des 2. Weltkrieges folgte eine Erweiterung des Hauptreparaturwerkes und des Wälzlager- werkes, das schon 1921 gegründet worden war. Im Jahre 1938 hatten die Steyr-Werke 13.000 Arbeiter und Angestellte. Auf der Tradition Josef Werndls fußend werden auch heute noch Gewehre (ca. 14.000 Stück/Jahr) produziert; der Schwerpunkt der Produktion liegt aber 26
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