88. Jahresbericht des Bundes-Realgymnasiums Steyr 1970/71

einmal sagt, ,,von den Häuptern der klerikalen Partei" gegründet. Das Blatt sollte ja dem liberalen Alpen-Boten entgegentreten. Bald nad1 ihrem ersten Ersd1einen rief die Steyrer-Zeitung Unwillen bei einem Teil der Bevölkerung hervor, da es der erste Redakteur, Josef Auer, gewagt hatte, Josef Werndl zu kritisieren. Auer mußte Steyr bald verlassen. Unter den esten Mitarbeitern scheinen manche bekannte Namen auf: der spätere Bischof von Linz Franz Maria Doppelbauer (1845 bis 1908), 1869 bis 1876 Seelsorger in Steyr, war Mitbegründer, Förderer und eine Zeitlang Mitredakteur der Zeitung. Dr. Leo- pold Kern (t 1903), seit 1897 Reichstagsabgeordneter, war 1885 bis 1887 Redakteur. Von Nummer 68 des Jahrganges 1887 an war Stadtpfarrer Johann Ev. Aichinger verantwortlicher Redakteur. Chefredakteur von 1897 bis 1919 war Theodor Großmatm. Manchen weiteren Namen gäbe es noch zu nennen. 1876 bis 1887 wurde die Steyrer-Zeitung bei G. Bruckschweiger gedruckt. 18 81 wurde mit Stadtpfarrer Aid1inger als erstem Obmann der Katholisd1e Preßverein Steyr gegründet. Seit dem 9 . 4. 1887 ersdlien die Steyer-Zeitung in der mit Konzession vom 12. 2. 18 87 bewilligten Preßvereinsdruckerei , Pfarrgasse Nr. 2 . Seit dem 2 5. 2. 18 87 befand sid1 auch die Redaktion in der Pfarrgasse. Am 19. 3. 1906 kaufte der „Kath. Preßverein für Steyr und Umge- bung" vom Kaufmann Georg Perz um 58 .000 Kronen das Haus Stadtplatz Nr. 2, um für seine Druckerei ein neues Heim zu schaffen. MsgT. Dr. Johairn Mayböck, Mitbegründer der Zeitung und ihr einstiger Redakteur, weihte das Haus am 11. 12. 1906. 18 ) Die Herausgabe des Illustrierten Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungshalen- ders ging Anfang April 1927 vom Buchdrucker Emil Haas & Co . (Grünmarkt) an die Vereinsdruckerei über. Der Kalender, der seit damals dicker und inhaltsreicher als in den Jahrgängen 1921 bis 1927 ist, hebt seither in seiner Chronik des Bezirkes Steyr w1d der anstoßenden nieder- und oberösterreichi- schen Gemeinden besonders das katholisch-kirchliche Leben hervor. Das Nad1barhaus zu Stadtplatz Nr. 2 auf der Schulstiege erwarb der Preß- verein zur Erweiterung des Druckereibetriebes 1928. Im November 1928 wurden die geschaffenen zwei Arbeitssäle und die drei neuen Setzmasdlinen (System Linotype und Typograph) übergeben. Am 2. 3. 1929 erschien erst- mals im Verlage der Preßvereinsdruckerei die Kirchdorfer Zeitung für die Be- zirke Kird1dorf und Windisd1garsten. 10 ) 1933 erwarb der Preßverein das alte Bürgerhaus in der Freistädter Waaggasse, weld1es einst Josef und Josefine Seidler gehört hatte und in dem die dem Verein seit 1926 gehörige Druckerei untergebracht war . Die Vereinsdruckerei gab auch ab 2 . 1. 1937 das täglich erscheinende Steyrer Tagblatt heraus. Die bis dahin dreimal wöd1entlich ersd1ienene Steyrer-Zeitung erschien seither nur wöchentlich. In der NS-Zeit wurde die Preßvereinsdruckerei beschlagnahmt. Mit dem 30. 8. 193 8 stellte die Steyrer-Zeitung „im 63. Jahre ihrer Lebensdauer das Erschei- nen für dauernd ein", wie ich lesen konnte. An ihre Stelle traten im NS-Gau- verlag Oberdonau die Steyrer Volhsstimme als Tageszeitung und das Steyrer Heimatblatt als Wochenausgabe für Stadt und Land. Diese beiden Zeitungen überlebten aber das Tausendjährige Reich nicht. Dafür erstand die Steyrer- Zeitung 1946 wieder. Die deutschfortscl11·ittliche Partei hatte seit 1900 im Steyrer Tagblatt, das Gottlieb Bruckschweiger herausgab, ein Sprachrohr. Am Asd1ermittwoch, den 7

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