88. Jahresbericht des Bundes-Realgymnasiums Steyr 1970/71

schon längere Zeit zu einem Aufsatz. Auch eine Vereinssoziologie der Grün- derzeit wäre ein interessantes Thema. Insgesamt stiefmütterlich behandelt ist generell die neueste Zeit; vielleicht betrachtet man sie einerseits als zuwenig dissertationswürdig, wie sie anderer- seits den mehr aufs Museale gerichteten Heimatforschern zu wenig Stinunungs- wert bietet und subjektiv deshalb nicht zur Bearbeitung reizt. Das ist ja allgemein so und nicht nur auf Steyr beschränkt. Aber wenn die neuere und neueste Geschid1te nicht wert ist, bearbeitet zu werden, mag die ältere und älteste, die uns doch weniger berührt, auch der Bearbeitung unwert sein. - So gibt es z. B. keinerlei ed1te Historiographie zum kommunalen Leben des neueren Steyr; unbekannt ist auch die politische Gesduchte des 19. und 20. Jahrhunderts; es gibt keinen Versud1 zu einer systematisd1en Darstellung aller möglichen Ausprägungen städtischen Lebens und städtisd1er Geschichte der neueren Zeit. Ein Ansatz hiefür wäre etwa die Systematik des Österreidusd1en Städtebuches (Nr. 52) oder eine hievon wenigstens inspirierte Systematik. Möge diese Bibliographie zum besseren Verständnis dieser Stadt und ihrer reichen Vergangenheit führen. Die Steyrer Presse Vom 18. 3. bis zum 30. 12. 1848 wurde bei M. Haas die revolutionär einge- stellte Zeitung Zwanglose Blätter gedruckt, Herausgeber waren Alexander Julius Schindler (Pseudonym Julius von der Traun) 14 ) und Friedrid1 Wilhelm Amung (25. 10. 1805 bis 1864). Vom 2. 1. bis zum 23. 3 . 1849 gaben die beiden, Männer die gemäßigtere Oberösterreidtisdte Zeitung heraus. Ab dem 2 . 8. 1848 erschien auch ein mehr konservativ eingestelltes Wochenblatt, Das freie Wort, redigiert von Rudolf Riegler. 15 ) Die älteste der großen Steyrer Zeitungen ist Der Alpen-Bote. Lo/rnlblatt von Steyr und Hall und i/.,,ren Umgebungen für Wissensdtaft, Kunst, Be/e/.,,rung und Unter/.,,altung. Mit diesem Titel ersd1ien die erste Nummer am 1. 11. 1855; das Blatt war anfänglid1 von Mid1ael Haas redigiert. Die ersten Jahr- gänge haben 11id1t sehr viel geboten, auch diente es anfänglid1 keiner politi- schen Rid1tung. Der Alpen-Bote 1861 Nummer 1 kündigte die baldige Um- wandlung in ein „politisches Blatt" an, was nach Ankündigung der Num- mer 10 von 1863 bereits geschehen sei, ohne daß man indes, nach dieser Mitteilung, in Hinkunft einer politischen Partei dienen wolle. Seit 1871 wurde das Blatt wörnentlich zweimal gedruckt. Verantwortlirner Redakteur war von 1871 bis 1899 der liberale Emil Haas (18. 10. 1842 bis 30. 5. 1903). 16 ) Seit dieser Zeit war der Alpen-Bote das Sprachrohr der tonangebenden liberalen Bürgersrnaft Steyrs . . Am 1. 1. 1900 übernahm Arthur Fleischanderl (t 1. 10. 1902) mit der Buchdruckerei Emil Haas & Cie. auch die Herausgabe dieser Lokalzeitung, die nun die Meinung der Deutsrnen Volkspartei wiedergab.17) Von 1902 bis 1909 leitete Joseph Grinun, der 1919 in die Redaktion der Steyrer Zeitung eintrat, den Alpen-Boten. Die langlebigste und schon dadurch bedeutendste je in Steyr ersdlienene Zei- tung ist die Steyrer-Zeitung, 1876, wie der liberale Chronist Stephan Willner 6

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