88. Jahresbericht des Bundes-Realgymnasiums Steyr 1970/71

Neben Pritz ist im 19. Jahrhundert wirklich kein Stadthistoriker von Format an die Öffentlichkeit getreten. Den schlechten Schnitt repräsentiert der Real- schulprofessor Thomas Bauernfeind (19 . Dezember 1837 - 20. März 1913), dessen stadtgeschichtlicher Versuch Julius Stmadt zu Gegenäußerungen be- wogen (Nr. 138; 855-857) . Der Steyrer Stadthauptkassier Stephan Joseph Wil/ner (18 06-1885) schrieb eine Chronik de r Ereignisse von 1839 bis 1882, welche verdienstvoll erweise in den Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalendern von 1914 bis 1920 zum Abdruck gebracht wurde und eine unterhaltsame, dem unmittelbaren Erleben entspringende Quelle darstellt (Nr. 483). 1876 wurde er zum Ehrenbürger ernannt. Weniger bedeutend ist die Chronik, welche der Weltpriester Anton Alois Leopold für die Zeit von 1836 bis 1860 verfaßte. Sie ist nicht veröffent- licht. Auch er wurde Steyrer Ehrenbürger. Später apostasierte er. Verdient sowohl mn die Wahrung des alten Stadtbildes wie um die neu- gotische Ausgestaltung der Stadtpfarrkirche war der Landesgerichtsrat Edmund Srnmidel (t 3. Juli 1909), 4 ) der im Oktober 1892 von Wien nach Steyr ver- setzt worden war. Die k. k. Zentralkom1nission für Kunst- und Denkmalpflege ernannte ihn zum Konservator. 5 ) Von ihm sind unten di e Nr. 804- 819. Der Steyrer Realschuldirektor Anton Ro/leder (geb. 24. Mai 1855, Odrau/ Schlesien, t 20. August 1912, Bad Nauheim) ist nur mit zwei Arbeiten her- vorgetreten. Die von ihm herausgegebene und teilweise selbst verfaßte „Hei- matkunde von Steyr" (Steyr 1894) stellt den noch heute üblichen Typus der Bezirksheimatkunde dar. Über die Initiative Rolleders haben in diesem Werk viele Gemeinden des (damaligen) politischen Bezirkes Steyr die bislang einzige Darstellung ihrer Geschichte bekommen. Seine Stellung als Bezirkssclrnlinspek- tor für Stey r-Stadt und -Land (1889-1905) hatte es ihm ermöglicht, die Lehrer des Bezirkes zur Mitarbeit an dem Buch zu bewegen. Hier sei noch kurz sein Lebenslauf gestreift: Mittelschule in Troppau, Technische Hoch- schule in Wien, 18 79 Lehramtsprüfung aus Mathematik und Darstellende Geometrie, 1905-1912 Realschuldirektor. Er war Korrespondent des Zentral- komitees zur Erhaltung ,der Bml'denkmale. 5 ) Die erste Hälfte unseres Jahrhunderts hat der Stadt besortders Laien auf dem Gebiet der Geschid1tsschreibung besd1ert, die immerhin das Verdienst hatten, die Stadtgesd1ichte breiteren Kreisen nähergebracht zu haben. Sie setzten sich alle für di e Erhaltung des alten Stadtbildes ein. Die Romantik des mittel- alterlichen Steyrs hat sie zum Schreiben angeregt. Josef Harter schrieb kunst- geschichtlid1e Aufsätze von geringem Wert. (Vgl. Nr. 418-441) . Richard Klunzinger (geb. 2. Februar 1865 in Vasvar-Eisenburg, t 1941) wirkte von 18 9 5 bis 1941 als Arzt in Steyr; 1908 wurden ihm die Agenden eines s,fädtischen Polizei-, Impf- und Armenarztes übertragen. 6 ) Seine roman- tisd1en Ideen legte er in bildliche Rekonstruktionen des alten Steyr· hinein. Von ihm sind unten die Titel Nr. 498 bis 504. Viel Aufsätze - Nr. 348-3 82 - hat Prof. Gregor Goldbarner (geb. 10. Okto- ber 1875, Steyr, t 22. August 1950) veröffentlid1t. Er war a.uf verschieden- sten Gebieten aktiv; vom Verein Heimatpflege angefangen bis zum Schilauf- vere in Telemark spielte er in verschiedensten Vereinen eine wid1tige Rolle. Aud1 als Mundartdichter hat er noch heute einen Namen; 1904 veröffent- lichte er „Gmüatlid1ö Sachn" im Verlag Sandbök und später noch weitere 3

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