87. Jahresbericht des Bundes-Realgymnasiums Steyr

Odysseus? Von nun an gibt es aber keine Anhaltspunkte mehr). Der folgende Monat erwies sich als eine wunderschöne Zeit; entzückt wie eine Eichendorffsche Mary Poppins ging ich durch die reizende, goldene Natur - Austria!, das Land von Würsteln und Semmelknödeln. Aber der Reiz war anscheinend eine beabsichtigte Täuschung. Ich weiß nicht, vielleicht hatte ich einmal etwas Ungutes getan, das ich büßen mußte; jedenfalls steckte mich der Krampus mit seinem grauenhaften Schnee an und schickte mich sofort ins Spital. Aber so schlecht war es nicht, obwohl die Kost gar nicht zu empfehlen ist. (Ich möchte mich für die viele Glückwünsche und Besuche, sowie für die ärztliche Unterstützung gegen den Krampus bedanken.) Im Neujahr wurd1:1 ich endlich als anderer Mensch entlassen: der Rasputin erschien auf die Straßen von Steyr! Diese Verstellung wurde ersonnen, um den Krampus ebenfalls zu täuschen, aber leider war er gescheiter, als ich es mir dachte, und wollte mich nie erlassen. Erbarmlos versuchte er, mich immer anzustecken, daß ich endlich das Würstelland flüchten mußte. Also, mit allerlei englischen Mitteln, gegen welche er gar nicht gefeit ist, kehrte ich zurück und vermochte jetzt Österreich wirklich kennenzulernen. Zwar machte er wieder einige Versuche, doch umsonst. Ich wurde endlich von der Sonne gerettet. Ich konnte wieder ohne Angst durch die reizende Natur gehen, aber leider mit nur noch drei Wochen übrig: nach dem tragischen Pech in Mexiko und der Tragi-Komödie der Wahlen höre ich jetzt den Ruf meines Landes - my country needs me! - Ich muß wieder zurück! Aber nicht nur mit Erinnerungen an den Teufel Österreichs, sondern auch mit Freude, werde ich zurückblicken und irgendwann einmal zurückfahren. Ich hoffe, daß diejenigen, die nach England fahren, auch so eine Gastfreundschaft finden, wie ich hier in Österreich gefunden habe - ihr habt sicher mehr Chance, weil es bei uns keinen Krampus gibt! Aber ihr habt alle sehr getröstet und mitgekämpt. Nochmals vielen Dank. John Skinner ÖSTERREICH UND ICH Es i,st schwierig für mich, über alles zu schreiben, was ich in diesem Jahr erlebt habe, weil ich so viele verschiedene aufregende und persönliche Erlebnisse hatte, daß ich einfach zu viel zu schreiben habe. Ich habe nur ein paar kurze Absätze geschrieben, und hoffentlich können Sie daraus ersehen, was Österreich für mich bedeutet. Wenn ich nachdenke, sehe ich, daß ich in diesem Jahr in Österreich viel gelernt habe. Dies ist nicht nur, weil ich in dem Land Österreich war, sondern auch, weil ich mich in einer Situation befunden habe, wo die Leute eine andere Sprache als meine sprechen. Österreich war für mich immer interessant, weil es das Land ist, aus dem meine Stammväter gekommen sind. Ich bin froh, daß ich in diesem Jahr die Gelegenheit hatte, mein·e Verwandten, die Landschaft, das Volk und die Sitten von Österreich kennenzulernen. Ich habe bei der Familie meines Onkels gewohnt. Ich bin nicht nur froh, weil sie eine typisch österreichische Familie sind, sondern auch, weil ich sie jetzt wie meine eigene Familie liebe. Die Schule, das Gymnasium, war auch ein interessantes Erlebnis für mich. Ich kann jetzt die zwei Unterrichtsmethoden besser vergleichen. Wenn ich einmal Lehrerin werde, kann ich die positiven Punkte von beiden Systemen - 31

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2