87. Jahresbericht des Bundes-Realgymnasiums Steyr

sive Weidewirtschaft ist das heutige Landschaftsgepräge entstanden. Die weidenden Haustiere verhinderten die Verschilfung und Wiederbewaldung und führten zu einer selektiven Veränderung des Lebensraumspektrums der Vegetation. Durch Tritt, Fraß und Dung sind die weidefesten Pflanzen bevorzugt worden (viele Vertreter der echten Gräser, Schmetterlingsblütler und die oft meterhohe Nickende Kratzdistel). Um die Erhaltung dieses einzigartigen Landschaftsgebietes hat sich besonders der „World Wildlife Fund" verdient gemacht. Der dritte und letzte Tag unserer Exkursion galt den Kunstfreunden. Unser erstes Ziel war der Steinbruch von St. Margarethen. Dieser diente bereits den Römern zur Gewinnung von Baumaterialien. Heute schaffen hier Künstler unter freiem Himmel moderne Plastiken aus Kalksandstein. Im Rücken des Steinbruches besichtigten wir die Freilichtbühne, die, sieht man von den Sitzbänken ab, mit der Natur vortrefflich in Einklang steht. Alle fünf Jahre finden hier die bekannten Passsionsspiele statt. Einer altrömischen Grabstele galt unser Besuch in St. Georgen bei Eisenstadt. Pünktlich trafen wir zu Mittag in Wiener Neustadt ein, wo wir in der Militärakademie empfangen wurden. Nach einer Filmvorführung über die Ausbildung der Offiziere führte uns ein Oberst durch die ehemalige Burg, die unter Maria Theresia für die Aufnahme der neugegründeten Militärakademie· umgebaut worden war. Die St-Georgs-Kapelle, die im 15. Jahrhundert unter Friedrich III. errichtet wurde, ist eine große dreischiffige Halle. Die Ostfenster enthalten Glasmalereien aus derselben Zeit. Am Nachmittag fuhren wir zum Stift Heiligenkreuz. Dort wurden wir durch die spätromanisch-frühgotische Stiftskirche, die in ihrer Raumwirkung eine großartige dreischiffige Pfeilerbasilika im gebundenen System mit Querschiff ist, geführt. Dem relativ dunklen und ernsten Langhaus wurde in der zweiten Hälfte des 1 3. Jahrhunderts ein neuer gotischer, lichtdurchfluteter, dreischiffiger Hallenchor angefügt. Trotz des Stilwandels schließt der Chor mit dem großen Maßwerkstern harmonisch und gewissermaßen als Höhepunkt und Ziel an das Langhaus an. Am besten konnten wir im Kreuzgang die stetige Bereicherung der Formen im Sinne der Frühgotik beobachten. Ein anderes Beispiel für spätromanisch-frühgotische Baukunst in Österreich sahen wir in Lilienfeld, wo leider durch die zu starke Barockislerung die Einfachheit der Romanik und Gotik nicht mehr zum Ausdruck kommt. Zum Unterschied zu Heiligenkreuz verwirrte uns hier die Vermischung zu vieler Stile. Für jeden von uns wurde die Exkursion ein wirkliches Erlebnis. Sie bot uns nicht nur eine willkommene Abwechslung, sondern sie ergänzte und vertiefte unser in der Schule erworbenes Wissen. Dafür danken wir den Professoren und ganz besonders dem Elternverein, der uns durch einen großzügigen finanziellen Zuschuß die Fahrt ermöglicht hat. Doppelmayer-Anzinger- Grundner Landesschulwoche der 6. B- u. 7. A-Klasse vom 7.-13. Juni 1970 in Kastelfelder Eine Fahrt nach Kastelfelder ist eine Belohnung für Klassen, welche das nötige Vertrauen verdienen. Parallel mit der 6. B, aber mit getrenntem Programmablauf, fuhr die 7. A zu einem günstigen Termin nach dem sonnigen - 25

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