87. Jahresbericht des Bundes-Realgymnasiums Steyr

EXKURSION INS BURGENLAND Als Ergänzung zum Schulunterricht machte die 7. C-Klasse unter der Führung der Herren Professoren Karl Mayer und Horst Maisser eine archäologischnaturkundlich-kunsthistorische Exkursion nach Carnuntum und zum Neusiedlersee. Während der Fahrt auf der Autobahn wies Prof. Maisser auf die geologischen Besonderheiten wie z. B. auf den Eintritt der Donau in den Nibelungengau und auf den ötscherblick hin. Bei einer Durchfahrt durch die Bundeshauptstadt konnten wir einen kurzen Blick auf das Schloß Schönbrunn, das Technische Museum und auf das Schloß Belvedere werfen. Den Hauptpunkt dieses Tages bildete jedoch die Besichtigung der alten Römerstadt Carnuntum. Carnuntum war der Sitz der Legio XV Apollinaris, die bei der Belagerung Jerusalems (62-71 n. Chr.) mitgewirkt hatte. Es folgte die Legio X Gemina und die Legio XIV Martia victrix. Unter Hadrian wurde Carnuntum „municipium Aelium", unter Septimius Severus, der in Carnuntum 193 zum Kaiser ausgerufen worden war, wurde es zur Colonia. Zur Zeit Valentinians war Carnuntum nur noch ein „oppidum desertum et squalens". In Carnuntum kreuzten sich die LimesStraße an der Don�u und die von der Nordsee bis nach Aquileja führende Bernsteinstraße. Wir besuchten zuerst das Amphitheater der Zivilstadt. Die Hauptachse, die in Nord - Süd - Richtung liegt, hat eine Länge von 68 Meter, die Nebenachse ist 52 Meter lang. In diesem Theater wurden hauptsächlich Geschicklichkeitsspiele mit Tieren veranstaltet. Am Südportal sahen wir einen sechseckigen Brunnen, der als Taufbrunnen gedeutet wird. Am Nordportal konnten wir deutlich die Verankerungen und Türanschläge für die Tore erkennen. Im sogenannten „Spaziergarten" besichtigten wir drei freigelegte Gebäudekomplexe. Hier wurde der Typus eines pannonischen Römerhauses deutlich. Das Handelshaus, das wir besichtigten, gliedert sich in einen Privatteil und einen Geschäftsteil. Die Besucher konnten von der Veranda aus eintreten und gelangten direkt auf einen Korridor. Rechter Hand lag der Empfangsraum, dessen herrliches Fußbodenmosaik auch heute noch zum Teil sichtbar ist. Neben dem Eingang befindet sich ein Bad mit typisch römischer Heizung. Beim zweiten ergrabenen Grundriß handelt es sich um eine „lnsula", einem Gebäudekomplex, der von einer einzigen Mauer umgeben war. Hier sahen wir die zweite Art der römischen Heizung, nämlich mit Steinen gefüllte Hohlräume, die erhitzt wurden und langsam die Wärme abgaben. Auch auf die Kanalisation und auf einige verkehrstechnische Raffinessen (z. B. eine Art - 23

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2