86. Jahresbericht des Bundesrealgymnasiums Steyr 1968/69

GABRIEL CARLE Da ich nicht sehr lange das Gymnasium in Steyr besuchte, will ich lieber von meiner Stadt, von meiner Schule und von mir berichten. Ich bin das vierte von sechs Kindern eines Ingenieurs und wohne in Annecy, einer Stadt, die doppelt so groß ist wie Steyr. Meine Heimatstadt liegt in Frankreich, und zwar in Hochsavoyen an einem See von der Größe des Traunsees, an drei Seiten von etwa 1600 m hohen, steilen Bergen umgeben. Wir fahren nur 40 km nach Genf u. 100 km nach Grenoble, während die italienische Grenze auch nur etwa 100 km entfernt liegt. Mein Gymnasium, dessen 5. Klasse ich nach fünf Volksschuljahren besucht habe, hat die gleiche Schülerzahl wie das Steyrer Gymnasium und Realgymnasium. Unter den 34 Schulstunden, die je 55 Minuten dauern, haben wir mehr Stunden in der Muttersprache und in Mathematik als die Kameraden in Steyr. Es wird interessieren, daß die Noten der drei Zeugnisse im Jahr fast nur auf Schularbeiten zurückgehen, während die mündlichen Leistungen alle zwei Wochen in einem Heft den Eltern mitgeteilt werden. In diesem Heft steht auch die Beurteilung der Hausübungen. Es gibt statt der Noten 20 Punkte. 15 Punkte sind schon sehr gut, 20 erreicht kaum jemand. Wie in allen französischen Mittelschulen wohnen etwa ein Fünftel der Schüler die ganze Woche im Schülerheim der Anstalt, ein Viertel verbringt den Tag bis zum Abend dort. Unsere Ferien decken sich mit denen in Österreich. Für mich werden die Professoren und Mitschüler in der 6. A-Klasse in Steyr unvergeßlich bleiben, denn ich konnte bei ihnen meine Deutschkenntnisse gut erweitern und das Leben in Österreich kennenlernen. 50

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