85. Jahresbericht des Bundes-Realgymnasiums Steyr 1967/68

ders die 1895 verstorbene Frau Maria Haratzmüller und ihre Verwandten hatten zur Bezahlung dieses Glasfensters beigetragen. Das Fenster, welches bedeutend kleiner als die letzten bisher genannten ist, wurde um den „aus- nahmsweise billigen Betrag" von 2.000 fl von Carl Geylings Erben geliefert. Aichinger hatte der Glasmalereianstalt geschrieben, mehr Geld stünde ihm für das Fenster nicht zur Verfügung. Nebenauslagen für das Fenster und dessen Einsetzung beliefen sich auf 200 fl. 156 Aichinger ist kniend abgebildet, mit dem Rosenkranz in der Hand und dem Ritterkreuz des Franz...Josef- Ordens auf der Brust. Links unten sieht man den Evangelisten Johannes in kühner Inspiration, die er bei dieser Darstellung von Maria (!) empfängt. Interessant als Ausdruck des Schönheitsempfindens jener Zeit ist das offene Himmelblau des Hauptbildes, welches in unbestimmte Weite einführt . Der bescheidene, anspruchslose Johann Haratzmüller, 157 neben Leopold Werndl der größte private Wohltäter der Stadt Steyr, Josef Wemdl außer Acht gelassen, stiftete das im Oktober 1897 eingesetzte Glasfenser oberhalb der Sakristei an der Nordseite der Kirche. Zu diesem Zweck mußte das Sakristeidach niedriger gemacht werden, wodurch drei oder vier vermauerte I~elder des Fensters freigemacht wurden. Die Szenen des Gemäldefensters haben Bezug auf den Tod Christi und das Altarssakrament . Die Gesamt- kosten betrugen 5.925 fl 55 kr, wovon 5.100 fl auf das Gemälde selbst entfielen. Auch dieses Fenster wurde bei Carl Geylings Erben verfertigt. Auf Steinmetz Woldrid1 entfielen nur 98 fl 49 kr, weshalb man annehmen darf, daß am Maßwerk höchstens geringfügige Arbeiten notwendig waren. 158 Im Oktober 1898 wurde ein schmales Gemäldefenster bei der Lourdes- kapelle eingesetzt. Es kostete bei der Hofkunstanstalt Mayer in Münd1en l. 025 fl , samt Nebenkosten kam es auf 1.318 fl 76 kr zu stehen. Diese Kosten wurden vom Ehepaar Johann und Maria Wild, Mehlhändlersehegatten in der Enge, bestritten. 159 Johann Wild stand, soweit wir sehen, öffentlich nicht im Vordergrund. Der bedeutende Komponist Anton Bruckner war der Eisenstadt auf manche Weise eng verbunden. 100 Es bildete sich auch bald ein Komitee, das sich die Schaffung eines Brucknerdenkmals zum Ziel setzte. Anfangs dachte man an die Schaffung eines Brucknerfensters im mittleren Langhausfenster an der Südwand. Schon 18 97 galt die Schaffung des Fensters als gesichert. 161 Als jedoch 5.000 fl beisammen waren, besann sich das Komitee unter dem Widerspruch des Stadtpfarrers Strobl und stiftete das Denkmal außerhalb der Stadtpfarrkirche am heutigen Brucknerplatz. 102 Der Fensterfond für das Brucknerfenster ging so für die Kirchenverglasung verloren. Deshalb begaru1 man etwa 1897 einen neuen Fensterfond zu schaffen, der bei der Hauptver- sammlung 1901 6.002 K betrug. 163 Dieser Fensterfond scheint zwar nicht als Fond für das als nächstes beschriebene Fenster auf, ist aber mit diesem identisch, da weitere Fenster aus dem Kirchenvermögen bezahlt wurden, wie wir noch sehen werden. An der Stelle des einst geplanten Brucknerfensters gelangte so 1903 das in kirchlicher Hinsicht neutralste Fenster zur Einsetzung, nämlid1 das durch freiwillige Beiträge der Frauen und Jungfrauen Steyrs bezahlte. Die Geldsammlung hiefür hatte sechs Jahre gedauert. 164 Das Gemäldefenster zeigt etliche „HI. Frauen u. Jungfrauen" 165 zwa r himmlisch schön (fürs 21

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2