85. Jahresbericht des Bundes-Realgymnasiums Steyr 1967/68

muniongittertüren aus der Werkstätte der Produktivgesellschaft der Bronze- arbeiter in Wien 133 waren ebenso teuer, wie sie kunstlos sind. Der Haupt- versammlung vom 13. Oktober 1902 verblieben wegen der hohen Auslagen für Speisgitter und -Türen 4.765 K unbeglichene Rechnungen. 134 Noch war aber die nördliche Vorhalle mit hölzernen Toren verschlossen, an deren Entfernung besonders die Hauptversammlung von 1901 dachte. 1903 wurden sie von Joha1m Gruber durch neue ersetzt. Diese neuen Eisengitter- türen kosteten 3 .472 K. Etwa gleichzeitig erhielt der Aufgang zur Musik- empore in der nördlichen Vorhalle eine schwere, ,,stilgerechte" Tür. Bau- meister Simon (Wien) nannte nun die Vorhalle „ein wahres Schatzkäst- chen" . 135 An dieser Stelle ist es passend, mit der raschen Beschreibung der Glas- fenster zu beginnen, welche seit 1887 eingeschafft wurden und die sich dem Beschauer der Kirche neben dem Gesamteindruck der Architektur am mäch- tigsten aufdrängen . Sie sind auch wohl eine Betrachtung wert. Die neugo- tischen Steyrer Glasfenster haben in Österreich nur selten ihresgleichen. Dem aufmerksamen Beschauer müssen sie sich störend aufdrängen, erkennt man ja an ihnen schärfer als anderswo di e Distanz von jener Epoche zu unserer Erlebniswelt. Dennoch wä re es nicht erlaubt, sie zu entfernen, da spätere Zeiten ihren Wert als Ausdruck ihrer Epoche anerkennen werden. 136 In Aus- führung und Darstellung sind sie willkürlich aneinandergereiht. In der Ge- ringfügigkeit ihrer theologischen Aussage unterscheiden sie sich nicht von neugotischen Fenstern anderswo. Vom 25 . bis zum 29. April 1887 wurden die Renaissance-Glasfenster, die den Tod Mariens darstellen, herausgenommen und in die Carl Geyling'sche Glasmalereianstalt geschafft. 137 Bei ihrer Herabnahme wurde festgestellt, daß das Fenstennaßwerk dieses 4. Südfensters von hinten schadhaft sei. Es mußte daher restauriert werden. 138 Nach mehr als zwei Jahren erst, am 18. Okto- ber 1889, wu rde das Glasfenster wieder eingesetzt. 139 Es war nach unten ergänzt worden durch die Wappen von Österreich und Steyr (Ecken unten) und durch eine Reihe von vier Figuren: Berthold, Katharina, Johannes und Wolfgang. Diese neugeschaffenen Teile bilden, oberflächlich betrachtet, kei- nen auffallenden Gegensatz zu den alten Scheiben . Die Arbeiten kosteten insgesamt 1.200 fl. Angeblich überwachte Baron Sd1111idt die Durchführung der Restaurienmg und Erweiterung dieser Fenster. Nebenarbeiten (Gerüst, Restaurierung des Maßwerkes) kosteten weitere 800 fl. 149 Dies war die größte Restami.erungsarbeit, die zwischen 1876 und 1890 neben dem Turmbau ge- leistet wurde. Am 11. Juli 1891 wurde die Einsetzung des Lamberg-Fensters, des mitt- leren Presbyteriums-Südwandfensters, beendet . Franz Emmerich Graf von Lam- berg141 hatte es zum Andenken an seinem am 28. September 1848 gefallenen Vater gewidmet. Die Zeichnung der beiden Hauptbilder stammt vom Maler Jobst 141 a in Wien. Hersteller des Glasgemäldes war die Geyling' sehe Glas- malereianstalt. Eines der Hauptbilder stellt einen fast schwindisch schönen gefallenen Krieger dar, über den ein schwebender Siegesengel einen Sieges- kranz hält. Der Krieger mit dem sd1laff hängenden Kopf sieht glaubhaft tot aus, der Engel, eine Hand mit Zeigefinger stereotyp erhoben, sehr hoheits- voll und milde, wie eben jene Zeit die Verbindung beider Begriffe liebte. 18

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