85. Jahresbericht des Bundes-Realgymnasiums Steyr 1967/68

Vorerst sollte es aber noch Jahre dauern, bis überhaupt mit dem Turm- bau begonnen werden konnte. Zunächst mußte man an die Aufbringung des Baugeldes denken. Seit den ersten Restaurierungsarbeiten hatte das Vereins- wesen in Steyr große Fortschritte gemacht, und es lag ganz auf der Linie jener vereinsfreudigen Zeit, daß am 25. Oktober 1876 die Schaffung eines Turmbauvereines beschlossen wurde. 54 Am 9. Februar 1877 wurden die „Sta- tuten des St.-Coloman-Thunnbau-Vereines in Stadt Steyr" von der Statthal- terei in Linz genehmigt. 55 Statutenmäßiger Vorstand des Vereins war der Stadtpfarrer, dem ein Komitee von 11 Personen zur Seite stand. Auch der Bürgermeister war im Komitee, gleichsam als Ausdruck dafür, daß der Tu1111- bau im Interesse der ganzen Stadt lag. Haupttriebfedern im Komitee waren die konservativen Bürger Johann Amort, 56 Friedrich Brandl, 57 Josef Haller, 58 Franz Nothhaft, 59 Michael Resdrnuer 69 und der schon genannte Franz X. Stadler. Die Stadt Steyr war gesetzlich verpflid1tet, einen gewissen Beitrag zum Turmbau zu leisten. Der Gemeinderat besd1loß am 3. August 1877 einstim- mig, mit de r erbetenen Leistung des Beitrages zu warten , bis sich der Reli- gionsfond als Patron der Stadtpfarre über die Höhe seiner Beitragsleistung ausgesprod1en hätte. 61 Am 10. April 1878 besd1loß eine Konkurrenz-Ver- handlung deT Gemeinden Steyr und St. Ulrich, innerhalb von drei Jahren einen Beitrag von 3.988 fl 38 kr zum Turmbau zu leisten . Arminger ersuchte 1882 um die Ausbezahlung dieser Summe. Der Gemeinderat stellte aber am 12. Mai 1882 fest, die Gemeinde kön.ne nicht verpflichtet werden, den Betrag vor dem tatsächlichen Baubeginn zu zahlen, besd1loß aber, für 1883 den Betrag von 1.000 fl in den Jahresvoranschlag einzusetzen und den Rest even- tuell 1884 zu bezahlen.G 2 Schließlich gab die Stadtgemeinde als Konkurrenz- beitrag zum Turmbau 5.000 fl und dieselbe Summe als freiwillige Spende. Die letzte Rate (2.000 fl) wurde am 13. Juli 1888 übergeben. 63 Da die Kird1envermögensverwaltung am abgebrannten Turm „ohne An- zeige und Bewilligung" Notbauten hatte vornehmen lassen, gab es zunäd1st aud1 Schwierigkeiten mit der Statthalterei, 64 bis diese Behelfsmaßnahmen am 31. Juli 1878 vom Oberingenieur Karl Hronek kollaudiert wurden.Ga Inzwischen wurde fleißig Geld gesammelt. Der Bürgersiru1 jener Zeit hatte für öffentliche Zwecke eine freigebige Hand, und der neue Turm sollte der Stadtversd1önerung wie der eigenen Erbauung dienen. Wie aus den „ Ver- öffentlichungen des St.-Coloman-Thurmbau-Vereines " hervorgeht, betrug der Vermögensstand des Vereins am 1.August1877 7.172fl 5okr, am 1.Feb.1878 11.018 fl 74 kr, am 31. Dezember 1878 13 .777 f1 22 kr, am 31. Dezem- ber 1879 17.315 fl 51 kr, und Ende 1880 bereits 22.636 fl 17 kr. Am 14. August 1877 und erneut am 20. September 1878 66 wurde der Steyrer Bezirkshauptma1111 vom Statthalter aufgefordert, das „Turmbauprojekt und die dießfällige Kostenabdeckung und Sicherstellung dieses Baues der ein- gehenden Prüfung und Verhandlung mit Beiziehung sämtlicher Interessenten im kommissionellen Wege zu unterziehen". Am 12. Mai 1879 mußte der säumige Bezirkshauptmann neuerlich zu dieser Amtshandlung angehalten werden.G 7 Noch bevor ein einziger Stein zum Turmbau gelegt worden war, ließ der Kaiser im Sommer fS 80 ein Gesd1enk von 500 fl überweisen und ließ derart, wie so o.ft , das Interesse der Krone in religiöser Hinsicht erkennen.GB 13

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