85. Jahresbericht des Bundes-Realgymnasiums Steyr 1967/68

am 24. November 1889) bezahlt. Stadler war Zechprobt der Stadtpfarrkirche, Weißwarenhändler und Hausbesitzer in Stadtplatz Nr. 23. Seiner Freigebig- keit hat die Kirche auch die Entfernung von drei stilwidrigen Seitenkapellen- Einbauten an der Kirchensüdseite 45 zu verdanken wie auch den Kreuzweg, drei Lampen im Presbyterium, die Sedes für die Priester, die vergoldeten Leuchter beim Hochaltar und eine vergoldete Monstranz. Besonders die Entfernung der Kapellen (Juli 1865) und die dadurch ennöglichte Freilegung einiger zum Teil vermauerter Fenster trug mand,es zur Verbesserung des Raumeindruckes bei. Ein Sohn Stadlers war als P. Anastasius Karmeliterpriester. 46 Das Ordinariat Linz genehmigte die Anschaffung des neuen Kreuzweges am 23. Oktober 1863. 47 Dieser ist in seinen Reliefs durdrnus konventionell, in seiner Größe und Schwere jedoch schled1t in die Kird1e eingefügt. Hier wäre allenfalls daran zu denken, die Rahmen zu entfernen und die Reliefs von der Fassung zu befreien. Der von Untersberger in Gmunden verfertigte Kreuzweg wurde am 18. Februar l 866 eingeweiht. 48 3. TURMBRAND 1876 UND TURMBAU 1885-1889 Am 8. Jänner 1876 nadlts brannte der im Oberteil und Helm barocke Turm der Stadtpfarrkird1e ab. Stadtpfarrer Georg Arminger,' 10 der Nad1folger Zweith.urns, setzte sich sofort nach diesem Ereignis mit dem berühmten Dom- baumeister und Baurat Baron Fr iedrid1 Sd1111idt 50 in Verbindung. Der Archi- tekt erwiderte am 17. Jänner 1876 51 das Ers uchen, den Wiederaufbau des Turmes zu übernehmen , nid1t ablehnend. Er nannte die Stadtpfarrkirche „herrlich" und drückte die Meinung aus, der Brand sei keineswegs sd,lecht zu bewerten. Nun sei man ja endlich in der Lage, einen „stilgerechten Turm" zu bauen. Am 24. Februar 18 7 6 kündigte er bereits einen Besuch in Steyr an, und bald darauf ist er in Steyr gewesen. Sd10n mit einem Brief vom 14 . Mai 1876 übersandte er einen Entwurf für einen neuen Turm . Am 18. Ju1ü 1876 sandte der Architekt einen Kostenvoranschlag. 52 Hatte er zu- nächst die Turmbaukosten mit 50.000- 60.000 fl geschätzt, so bezifferte er jetzt die Kosten auf 70 .000 fl. Er rechnete mit fünf Jahren Bauzeit und emp- fahl die Verwendung von Eggenbmger (Zogelstorfer) Stein aus Niederöster- reich. Er ermunterte den offenbar bereits mutlos gewordenen Stadtpfarrer, die Kosten nicht zu scheuen und das Projekt eines stilgerechten Turmes nicht aufzugeben. Auf keinen Fall wünschte Baron Schmidt, daß bloß ein einfacher, un.d biliiger Tum1 gebaut würde. Der Stadtpfarrer schrieb jedoch am 26. Juni dem Ardutekten so verzagt, daß dieser am 11 . Juli dem Projekt - seinem eigenen Wunsche wohl folgend - jede nur möglid,e Hilfe versprad1. Daß Baron Sd,midt eine Haupttriebfeder dafür war, daß der Turm neu- gotisd, wiederaufgebaut wurde, bezeugt auch Arnüngers Nadlfolger, Johann Ev. Aidiinger: ,, Der geniale Baumeister - Sdnnidt galt als der erste, als Altmeister der jetzt lebenden Gothiker - erklärte den Bau des Stadtpfarr- thurmes als Herzenssache, überwadite die Zeidrnungen und den Bau des- se lben bis in die kleinsten Theile und erklärte, Verzicht leisten zu wo ll en auf jede Entsd1ädigung für seine persönliche Mühe, ja selbst den Ersatz für seine auf mehrere Tausend Gulden sid1 beziffern.den positiven Auslagen . Als theilweise Entsd1ädig,1ng widmete das Bau-Comite eine Ehrengabe von 100 Stück Dukaten. " 53 12

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