85. Jahresbericht des Bundes-Realgymnasiums Steyr 1967/68

Bürgermeister Anton Haller Ende 1860 wegen der noch immer nicht begli- chenen Restforderung Hildebrands in der Höhe von 620 fl 11 ½ kr Österr. Währung die Möglichkeit einer gerichtlichen Klage nicht ausschloß. 33 Wie Stadtkassier Willner feststellte, hatte man wirklich den Finanzen zu wenig Augenmerk geschenkt. 34 Die Stadtpfarrkirche bezog keine sehr hohen Ein- künfte . Durch die Grundentlastung nach 1848 war das „Stadtpfarrkirchen- und 4-Benefizienamt" mit 126 Untertanen und einem bedeutenden Getreide- zehent aufgelöst worden. Dadurd1 hatten sich die Einkünfte der Kirche rnn ei n Drittel verringert. Willner kritisierte nun, daß die Restaurierungsarbeiten ohne Voranschlag und hinlängliche Mittel ausgeführt worden waren, und stellte fest, daß auch von den Kircheneit1künften wenig Zuschuß zu erwarte n sei. 35 Am Jahressd1luß 1860 hatte die Kirchenvermögensverwaltung von der weltlichen Vogtei (der Gemeindevorstehung) die alleinige Rechnungsführung der Restaurierungskosten übernommen und dazu einen Kassenstand von 9½ kr, dazu aber Schulden von 7572 fl 87 kr. Man sammelte zwar weiter- hin Geld, aber mit geringem Ertrag. Ab dem 1. Jänner 1865 wurden sowohl der Ertrag der Tafelsammlung für die Restaurierung wie auch die Verzinsung der aufgenommenen Gelder in die allgemeine Kirchenrechnung aufgenommen und nicht mehr gesondert behandelt. 36 Am 28. Februar 1866 bat die Vermö- gensverwaltung der Stadtpfarrkirche das Bischöflid1e Ordinariat, die Rück- stände aus den Restaurierungskosten, die nod1 immer 7.93 5 fl ausmachten, in der nächsten Kirchenrechnung in Absd1reibung bringen zu dürfen . Bei den nod1 nicht zurückgezahlten Geldern handelte es sich um Darlehen von der Sparkasse Steyr (8. Oktober und 30. November 1857 3.780 fl, 12. Oktober 1861 1.900 fl), den Pfarrkirchen Molln (27. Oktober 1859 300 fl ), Eber- schwang (28. November 1859 200 fl), der Kirche Philipsburg bei Schwanen- stadt (12. Dezember 1859 300 fl) und von Midrnelnbach_ : 17 Darf im Hinter- grund der finanziellen Schwierigkeiten die innenpolitische Lage Österreichs, der bald darauf ausgebrochene Preußisd1-Österreichische Krieg (Königgrätz, 3. Juli 1866) und die schwache wirtschaftliche Stellung der Stadt knapp vor dem Aufschwung durch Wemdl seit 1867 gesehen werden? Mit Schreiben vom 5. Juni 1860 genehmigte das bisd1öflid1e Konsisto- rium die Anschaffung einer neuen Kanzel, für weld1e auch FideHs Schönlaub di e Pläne lieferte. In dieser Same hatte bereits der inzwischen gegründete Diözesan-KunstveTein ein Wort mitzusprechen. 38 Am 17 . November 1861 wurde die „alte sd1warzgoldene" Kanzel abgebrochen. Sd1önlaub erhielt für die Kanzelzeichnungen drei Louis d'Or . 39 Der heimische Künstler Engelbert Westreicher in Linz verfertigte die neue Kanzel und erhielt 1.700 fl Österr. Währung als akkordiertes Entgelt. 40 Am 1. Dezember 1861 wurde die Kan- zel geweiht. 41 Gleich anschließend daran wurden neue Seitenaltäre verfertigt. Mit Schreiben vom 13. März 1863 genehmigte das Ordinariat Linz die Errichtung eines vom gewesenen Braumeister im Ennsdorf, Midrnel Haratzmüller, gestif- teten Seitenaltares, 42 der am 22. Mai 1863 links vorne im Seitenchor aufge- stellt wurde und in dem ei ne alte, gotische Sandstcinpieta Platz fand. Aud1 der am 25. August aufgestellte und am 28. September 1863 geweihte rechte Seitenaltar ist von Haratzmüller gestiftet. Beide WeTke schuf wiederum Engel- bert Westreicher. 43 Am 19. August 1864 genehmigte das Ordinariat Linz schließlich die „Beischaffung von 4 neuen Seitenaltären", nämlidl jene an der Südwand der Kirche. 44 Sie wurden von Franz X. Stadler (hochbetagt gestorben 11

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