84. Jahresbericht des Bundes-Realgymnasiums Steyr 1966/67

Das dauert fünf Minuten! In den Staaten sind oft Mädchen und Jungen in einer Klasse beisammen, aber hier war ich glücklicher und nicht so nervös in meiner Klasse, die 40 Mädchen hat. Meine Gegenstände hier sind: Geschichte, Naturgeschichte, Geographie, Latein, Englisch, Zeichnen, Turnen, Deutsch und Religion. Ich erhalte keine Note in Mathematik und Physik. Voriges Jahr zu Hause waren meine Gegenstände: Band (Orchesterübungen), Algebra, U. S. History, Latein, U. S. Literature, Art und Physical Education. Ich spielte Baritone (Bariton) in der Band, die ·ungefähr 90 Musiker hat. Der Unterricht dauert üblich vo11 s Uhr bis Mittag oder 13 Uhr in Steyr, aber zu Hause ist Schule immer von 8.30 Uhr bis H.30 Uhr, und wir müssen zu Mittag dort bleiben. Wir können entweder in einem Restaurant essen oder das Essen mit• nehmen. An jedem Tag ist der gleiche Stundenplan, außer wenn wir Turnen haben (zweimal in der Woche), und während dieser Stunde gehen wir an den tumfreien Tagen in die Schulbücherei und lernen oder lesen. Am Samstag ist keine Schule, aber die meisten Schüler, die 16 oder älter sind, arbeiten jeden Tag nach der Schule und am Samstag auch den ganzen Tag in irgendeinem Betrieb. Mit dem Geld, das dadurch gespart wird, gehen die Schüler auf die Universität oder kaufen sich ein Auto. So viele Schüler besitzen Autos bei uns, daß wir zwei Parkplätze bauen mußten. Sport und Sdrnle sind sehr eng mitsammen verbunden. Es gibt Mann- schaften für Basketball und Baseball, dann für Ringer, Läufer und Golf bei uns, und die sind alle sehr wichtig. Auch haben wir viele Klubs, zum Beispiel: Einen für zukünftige Bauern, einen für Theater, wieder einen für Wissenschaft, einen anderen für die Jahresberichte usw. Fast alle Vergnügen der Schüler hängen von der Schule ab, aber dafür haben wir viel weniger Familienleben. Das Schuljahr dauert vom 26. August bis 1. Juni , es gibt zwei Wochen Weih- nachtsferien und vier Tage Osterferien plus hin und wieder einen freien Tag. Tch war sehr zufrieden mit den Ferien in Österreich, aber Schule am Samstag hatte ich nicht gern! Obwohl ich die Schularbeiten und Prüfungen nid1t sehr gerne mitmachte, hat te ich ein Interesse an diesen Sad1en. Sie sind nämlich ganz anders als in Amerika. In Österreich haben die Schüler Hefte, in denen sie jeden Tag schreiben inüssen, und aus diesen lernen sie den Stoff, um sich prüfen zu lassen. Das machen sie ein- oder zweimal jedes Trimester. Sonst bekommen sie Sdrnlarbeitenhefte zwei- oder dreimal jedes Trimester, und dann müssen sie etwas schreiben. Bei uns gibt es zwei Semester und jedes Semester besteht aus zwei Neunwochen-Perioden. Deswegen sind vier große und zwei sehr große Schularbeiten. Aber jede Woche haben wir kleine Schularbeiten (qui z- zes), und die sind immer eine Überraschung. Wir bekommen Noten auf diese Weise: In einer Klasse sind 40 Schüler, und auf einer Schularbeit haben sie 30 Fragen gehabt. Zwei Schüler haben zum Beispiel alle Antworten richtig, sechs haben drei falsch, drei haben fünf falsch, einer hat sechs falsch, fünf haben acht falsd1 , dr ei haben zwölf falsch, fünf haben fünfzehn falsch, zehn haben zwanzig falsch, und fünf haben fünfundzwanzig falsch. Darauf folgt wahrscheinlidi (jeder Professor benotet etwas anders): Sehr gut - die mit 30 riditigen Antworten, gut - die mit drei oder fünf falschen, befriedigend - die mit sed1s, acht oder zwölf falschen Lösungen, genügend - die mit fünf- zehn oder zwanzig falsd1en, und nicht genügend - die mit fünfundzwanzig falschen Antworten. Es wird nie sehr viele Schüler mit nid1t genügend geben, aber viele Schüler werden immer befriedigend haben, da die Arbeiten nach 28

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