84. Jahresbericht des Bundes-Realgymnasiums Steyr 1966/67

rieten, noch verschlimmerten, bis zu seinem frühen Tod. Aber er bli eb seiner Wissenschaft, seinen Mitmenschen und sich selbst immer treu. Lieber Freund! Als Jüngerer bist Du den Weg über die „irremeabilis unda" in die große Stille vorangegangen, die unser noch harrt. Du hast den Frieden gefunden. Aber Deiner Witwe, Deiner Tochter und Deinem Enkel- kind gehört unser ganzes Mitgefühl. Sie haben einen wahren Menschen verloren. ULTIMUM VALE, AMICEr Hrms Gri111,11 Als Professor Dr. Hans Deringcr am 29. März völlig unerwartet starb, hat nicht nur seine Schule, das Bundesgymnasium und Bundesrealgymnasium Steyr, einen tüchtigen Lehrer verloren, sondern auch die österreichische Wis- senschaft eine schwere Einbuße erlitten. Hans Deringer war am 10. Jänner J 912 geboren. Seine Studienzeit fiel in jene schwere Epoche der Zwischenkriegszeit, in welcher die Berufsaus- sichten besonders auf dem Gebiete der reinen Forschung äußerst gering wa- ren. Hans Deringer studierte alte Sprachen und Geschichte. Vor allem machte die Persönlichkeit des damaligen Inhabers der Lehrkanzel für Römische Ge- schichte, Epigraphik und Altertumskunde, Univ.-Prof. Dr. Rudolf Egger, auf den jungen Studenten tiefen Eindruck. Daher entschloß sich Hans Deringer bei Rudolf Egger zu dissertieren. Schon diese Erstlingsarbeit, die der Erforsd1 ung eines der Hauptstraßenzüge der römischen Provinz Noricum gewidmet war, nämlich der antiken Reichsstraße Aquileia-Lauriacum, zeigte die Vorzüge des jungen Forschers: Genauigkeit und logische Sd1lußfolgerung bei guter Kennt- nis der Geländearbeit. Auch bei den Grabungen auf dem Ulrichsberg in Kärn- ten hat er die praktisd1e Ard1äologie kennen gelernt. Die wissensdrnftlid1e Arbeit wurde jäh durd1 den Zweiten Weltkrieg unterbrochen , in dem Hans Deringer seinen Mann stellte. Schwer verwundet kehrte er nach Kriegsende in die Heimat zuriick. Die Aussichtslosigkeit, in Wien einen Posten zu finden, hat ihn nach Steyr geführt. Für Hans Deringer war es selbstverständlich, auch hier - fern von allen großen Bibliotheken - wissenschaftlich weiter zu arbeiten. Damals erschien seine Dissertation in der Zeitschrift Carinthia. Als 1950 die erste Notgrabung in Lauriacum stattfand, hat sid1 Hans Deringer sofort dem Unternehmen zur Verfügung gestellt, nachdem er schon vorher unentgeltlid1 im Museum der Stadt Enns gearbeitet und hier das erste wissensdrnftliche Inventar angelegt hatte. Der sd1weren Verwundung entsprechend - Verlust des einen Beines - konnte Freund Hans nid1t mehr selbst im Gelände arbei- ten. Gemeinsam mit Prof. Paul Karnitsch betreute er nun die Funde und wertete sie auch wissenschaftlid1 aus. So entstanden die Aufsätze „Forschungen in Lauriacum", ,,Die Bau- steine zur Heimatkunde " in den oberösterreichischen Heimatblättern und ,, Beiträge zur Kulturgeschichte von Lauriacum" im Jahrbud1 des oberöster- rcichisd1en Landesmuseums. Seit 1955 war Hans Deringer die Auszeidmung zu Teil geworden, kor- respondierendes Mitglied des Österreichisd~en Ardläologischen Institutes zu sein. Außerdem wurde er aum Sekretär der „Österreidüschen Gesellschaft für Frühmittelalterforschung". 13

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