84. Jahresbericht des Bundes-Realgymnasiums Steyr 1966/67

Nehmenden, zu den Duldenden und nicht zu den Fordernden gehörte: Welch ein Verlust für uns alle! Der Gatte und Vater, der Forscher und Lehrer, der Freund und Kollege, der Mensch und der Soldat: Er hat immer nur gegeben, nie genommen . Ein wahrer Humanist gegen alle Zeichen der Zeit. Und das war sein Leben für Familie und Wissenschaft, Beruf und Gemeinschaft: In Wien am 10. Jänner 1912 geboren, erwarb er am 2. Juli 1931 am Bundesrealgymnasium Wien XX das Reifezeugnis. Er inskribierte an der Wiener Universität Latein und Geschichte, legte die gymnasiale Ergänzungs- prüfung in Griechisch am 19. Oktober 193 3 ab und wandte sich, besonders dem Wunsche seiner Mutter folgend, der Erwerbung des Doktorgrades zu. Seine Forschungsarbeit legte er in der Dissertation „Die römische Reichsstraße Aquileia - Lauriacum" nach sorgfältiger, auch per Rad durchgeführter Über- prüfung des Straßenverlaufes, der Fakultät vor. Am 6 . März 19 37 erfolgte seine Promotion zum Doctor Philosophiae. Seltsam, daß diese Dissertation schon den Namen enthielt, der für seine weitere wissenschaftliche Arbeit bedeutungsvoll sein sollte: Lauriacum. 25. Jänner 1938: Dr. Hans Deringer meldet sich zur Ablegung der Lehramtsprüfung für Latein und Geschichte vor der staatlichen Lehramts- prüfungskommission an der Universität Wien. Da erfolgt der Zusammenprall seines der Wissenschaft ergebenen Lebens mit dem Krieg. Im Mai und Juni 1939 legt er noch die ersten mündlichen Prüfungen ab , die nächsten und letzten am 7 . und 9. März 1946. Und dazwischen? Im September 1939 wurde er noch vor Beendigung seiner Lehramtsprü- fung dem Staatsgymnasium in Wiener Neustadt als Lehrer und Erzieher zuge- wiesen. Bevor das Jahr zu Ende ging, wurde er zum Wehr- und Kriegsdienst einberufen, am 21. November 1945 aus englischer Kriegsgefangenschaft mit nur einem Bein entlassen. So verzeichnet er selbst seine Kriegsverletzungen: 22 . Juli 1941: Granatsplitterverletzung an der rechten Stirnseite. 18. Jänner 1942: Granatsplitterverletzung am rechten Oberschenkel. 2 3 . April 194 5: Granatsplitterverletzung am linken Fuß; Zertrümmerung. Amputation des linken Unterschenkels am Hauptverbandplatz bei Giulia Ferrarese am Po. Dies sind Prof. Dr. Deringers Kriegsauszeichnungen, die id1 mit den Besitzurkunden in Händen hielt, wobei sein letzter Dienstgrad genannt sein soll : Unteroffizier. Infanteri esturmabzeichen in Silber. Verwundetenabzeichen in Sd1Warz. Ostmedaille für den Winterfeldzug an der Ostfront (1941 / 42). Kriegsverdienstkreuz II. Klasse mit Schwertern. Eisernes Kreuz II. Klasse. Verwundetenabzeichen in Silber. So kehrte er im November 1945 mit Hilfe seiner Gattin aus dem Laza- rett Lienz mit den englischen Entlassungspapieren über Kapfenberg nach Wien zurück. Noch fehlte die Prothese für das linke Bein, aber er beendete seine 1939 begonnene Lehramtsprüfung am 7. und 9. März 1946. Im Novem- ber 1946 wurd e er dem Bundesrealgymna sium Steyr zur Di enstl eistung zuge- 11

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