Der Weg zum neuen Haus der alten Sdiule Dir. Dr. Rudolf Engelhardt Als mir die Ehre und Aufgabe zuteil wurde, die Leitung des Bundesreal gymnasiums in Steyr zu übernehmen — ich habe diesen Dienst am 3. Novem ber 1961 angetreten —, war ich darüber glücklich, daß ich nun eine größere Möglichkeit hatte, jene Eindrücke, Gedanken und Erkenntnisse mit breiterer Wirkung in die Tat umzusetzen, die ich in meinem Elternhaus im Umgang mit Menschen in der Kindheit, später im humanistischen Gymnasium zu Wilhering und im Studium an den Universitäten Wien und Innsbruck gewonnen hatte, nämlich dem Nächsten zu helfen und das Menschliche zu tun. Ich füge hier gleich an, daß ich es nicht hätte verwirklichen können, wenn mich darin nicht ein tüchtiger Lehrkörper, verständnisvolle Vorgesetzte und übergeordnete Dienststellen stark unterstützt hätten. Einen Grundsatz wollte ich als ersten realisieren: Jedes geistig normale Kind sollte die Mög lichkeit, die Chance haben, eine höhere Schule zu besuhen und somit eine umfassende Allgemeinbildung zu erfahren. Und ich begann zunächst damit im Menschlichen, in der Erziehung der Jugend, in der gemeinsamen Lehr tätigkeit und Unterrichtsform — und schließlich in der Schulorganisation Kon takt und Boden zu bereiten, indem ich meinen Kolleginnen und Kollegen meine Grundsätze und Auffassungen in mehreren Gesprähen klarlegte. Ich fand bald einen erfreulichen Widerhall. Daneben mußte ich mich früh entshließen, das Raumproblem anzu packen, das mir schon beim ersten Rundgang durch das Haus entgegengetreten war. Es stellte sich rasch als Prämisse heraus. Und ebenso schnell kam mir Wilhelm Raabes Wort zum Bewußtsein: „Ich habe es bis jetzt auch nicht gewußt, daß die Sorge mit das beste in und an der Welt ist". Hier die Sorge um Klassenräume. So entschloß ich mich, nach und nach dazu gedrängt, zwei Bibliotheks räume als Schulräume umzuwidmen. Keine glückliche Lösung, aber eine Lö sung. Die Unterrichtsbibliothek konnte ich in einen bislang als Klasse benütz ten sehr kleinen Raum verlegen, die Schülerbibliothek in eine größere Gang nische, die durch eine Glasziegelwand abgeschlossen worden war. Später muß ten auch Sonderräume wie Geometriesaal und Chemiesaal dauernd mit Klas sen belegt werden, wollten wir nicht einen pädagogisch sicherlich ungünstigen Wechselunterricht (vormittag und nachmittag) in Kauf nehmen. Die ehema ligen Schüler kennen ja ihr altes, ehrwürdiges Schulhaus und lieben es in erfreulich treuer Anhänglichkeit. Der Nordtrakt des Gebäudes war im Jahre 1945 durch Bomben zerstört und nachher neu aufgeführt worden. Nüchtern betrachtet aber sieht die Raum situation anders aus. Die meisten Klassenzimmer sind klein; sie sind wohl sehr breit, aber nicht tief, sodaß lange Bankreihen benützt werden müssen, von denen meist nicht mehr als drei hintereinander Platz haben. Die fol gende Aufstellung erläutert die Schulraumsituation klar: Der Altbau weist 2, der Neubau 3 Obergeshosse und ein Zwischen geschoß auf.
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