SCHULÄRZTLICHER BERICHT FÜR DAS SCHULJAHR 1965/66 Auf Grund vorgelegter Bestätigungen und Krankheitsberichte der behan delnden Haus- bzw. Fachärzte und eigener Untersuchungen wurden im Schul jahr 1965/66 insgesamt 24 ganzjährige Turnbefreiungen (= 2.64 Prozent der Gesamtschülerzahl) und 43 zeitlich begrenzte Turnbefreiungen (= 4,7 Pro zent der Gesamtsdmlerzahl) ausgesprochen. Im Ganzen gesehen blieben diese Zahlen gegenüber dem Vorjahr 2.96 Prozent der Gesamtschülerzahl ganz befreit und 4 Prozent der Gesamtschülerzahl zeitlich befreit) ziemlich unver ändert. Im Vergleich zu großen internationalen Statistiken (Haase), die bis zu 4 Prozent der Gesamtschülerzahl als turnuntauglich tolerieren, ist der Gesundheitszustand der Schüler der hiesigen Anstalt als gut zu bezeichnen. Weiters wurden alle jene Schüler, die schulische Exkursionen oder Besich tigungsfahrten (Skikurse, Wien, Südtirol) unternahmen, einer eingehenden Untersuchung auf psychische und physische Tauglichkeit bzw. Infektionsfrei heit untersucht. Daß sich hierbei gelegentliche Diskrepanzen zwischen Turn befreiung und Befreiung von Exkursionen ergaben, liegt im Bereich der zumut baren Belastungsfähigkeit des einzelnen Schülers. In epidemiologischer Hinsicht gab es während des Sdiuljahres 1965/66 keinerlei Notwendigkeit einer ärztlichen Intervention. Erstmals wurden im heurigen Schuljahr im Rahmen der Tbc-Vorbeugung von allen 1., 4. und 8. Klassen Lungenfotos im Schirmbildverfahren herge stellt. Es wurden dabei insgesamt sieben abgeheilte Rippenfellerkrankungen und zwei abgeheilte tuberkulöse Prozesse festgestellt. Diese Schirmbildunter suchungen erscheinen mir deshalb so wichtig, da nur durch sie eine eventuelle akute tuberkulöse Erkrankung festgestellt werden kann, eine abgelaufene Erkrankung aber für eventuell spätere Begutachtungen jederzeit herangezogen werden kann. Für die Durchführung dieser Untersuchung gebührt Herrn Oberphysikatsrat Dr. Wojta und dem städtischen Gesundheitsamt der herzlichste Dank. Ob diese Art der Untersuchungen weitergeführt werden kann, hängt von der Frage der Finanzierung ab. Sehr erfreulich ist der Impfschutz der Schüler bezüglich Kinderlähmung. Hier ist eine absolut hundertprozentige Durchimpfung festzustellen. Die Pokkenimpfungen betragen ca. 75 Prozent, das ist nach seuchenhygienischen Gesichtspunkten noch als genügend zu betrachten. Die aktive Impfung gegen Tetanus bei unseren Schülern ist als minimal und völlig ungenügend zu be zeichnen. Hier ist noch eine große Aufklärungsarbeit von Seiten der staatlidien Stellen und audi von den Hausärzten zu leisten. Die Eltern sehen wohl die Folgen der Kinderlähmung und fürchten daher diese Erkrankung, sie sehen aber nicht die Folgen des Wundstarrkrampfes, denn die werden begraben! Ein besonderes Problem nicht nur an der hiesigen Schule, sondern inter national gesehen, sind die Haltungsschäden der heutigen Jugend. Die Ursachen dafür sind nicht ganz geklärt (Chiari, Wien), doch steigen die Wirbelsäulenund Fußdeformitäten — auch an unserer Schule — beängstigend an. Es werden viele Argumente dafür angeführt (Zivilisationserscheinung, Vernachlässigung der körperlichen Ertüchtigung, Mode usw.), sicher ist jedodi, daß einem wach senden Organismus im 10., 11. und 12. Lebensjahr eine dauernde einseitige
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