83. Jahresbericht des Bundes-Realgymnasiums Steyr 1965/66

als in Österreich, die Studenten schreiben nicht mit, sondern hören zu und stellen Fragen über den Stoff, den sie vorher zu Hause in Lehrbüchern stu diert haben. In jeder New Yorker „High School" ist der Lehrstoff der gleiche, da er vom „Board of Regents" (der Schulbehörde des Staates) festgesetzt ist. Am Ende des Schuljahres müssen alle Schüler eine schriftliche Prüfung ablegen, die von der Schulbehörde gestellt wird, und daher für alle Schulen gleich ist. Wenn man eine genügende Leistung erbringt, erwirbt man einen Punkt. Jedes Jahr gibt es sechs bis acht solcher Tests über den Jahresstoff, und nach vier Jahren „High School" haben fast alle Studenten genug Punkte gesam melt, um ein „Diploma" zu bekommen. Dies ist ein Dokument, das beschei nigt, daß man die „High School" in New York mit Erfolg absolviert hat. Dieses Diplom braucht man für fast alle Berufe. Die Mehrheit der Studenten geht aber nach der „High School" direkt auf die Universität. (Aus meiner Klasse in Westchester County, N. Y., gehen von 130 Studenten mehr als 90 auf eine der vielen amerikanischen Universitäten.) Am Ende des letzten „High SchooP'-Jahres macht der Student verschie dene Prüfungen, um in die von ihm gewählte Universität aufgenommen zu werden. Er sucht sich die Universität aus, von der er glaubt, daß ihr Stoff gebiet für ihn am interessantesten ist. Im Gegensatz zu den staatlichen „High Schools", wo das ganze Studium einschließlich der Lehrbehelfe und des Schul autobusses für den Studenten kostenlos ist, muß die Familie des Universitäts studenten das Studium bezahlen, da die Universitäten privat sind und nicht dem Staat unterstehen. Die Studenten wohnen auf dem Universitätsgelände, weit weg von zu Hause. Meist wissen die Studenten zu Beginn des Studiums noch nicht genau, welchen Beruf sie einmal ergreifen wollen, daher dienen die ersten Jahre meist einer allgemeinen wissenschaftlichen Ausbildung. Mit der Zeit stellen sich dann Neigungen und Fähigkeiten des einzelnen heraus. Jede Universität und jeder Professor hat eigene Methoden und Ziele, mei stens wird der Lehrstoff in Vorträgen und Diskussionen dargeboten und durch eigene Lektüre ergänzt. Nach etwa vierjährigem Studium kann man den „Bachelor of Arts Degree" (etwa: Magistergrad) erwerben. Dieser akademi sche Grad ist im modernen Amerika genau so wichtig wie in Österreich die „Matura". Für gewisse Berufe muß man natürlich noch ein Spezialstudium absolvieren, wie zum Beispiel Medizin oder Jus. Die Schule spielt im Leben eines jungen Amerikaners eine größere Rolle als hier in Europa. Sein ganzer sozialer Kontakt ist eng mit dem Schulleben und besonders mit den vielen sportlichen und gesellschaftlichen Clubs ver bunden, die von der Schule ihren Ausgang nehmen. Die amerikanischen Schu len sind für die heutige Jugend gut geeignet, jeder Schüler kann die seinen Fähigkeiten entsprechende Ausbildung erwerben, er hat dabei größte Freiheit und viele Gelegenheiten, seinen Interessen zu folgen, wie er will. JoAm Smith A. F. S.-S. C. 65-66 South Salem New York, U. S. A. bei Fam. Treber Steyr, ÖÖ.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2