83. Jahresbericht des Bundes-Realgymnasiums Steyr 1965/66

liehen Universitätsstudiums dienen. Lediglich die theologischen Studien konn ten in Linz noch gepflegt werden. Diese konnten sich im Rahmen der Philoso phisch-Theologischen Diözesan-Lehranstalt bis in die heutige Zeit herüber retten. ' In der Napoleonischen Ära fanden die Linzer Universitätspläne ein abruptes Ende. Die „Höheren Studien" liefen auf Geheiß der kaiserlichen Studien-Hofkommission im Jahre 1812 aus. Noch im Laufe des 19. Jahrhunderts bemühten sich der österreichische Landtag sowie der Linzer Gemeinderat, unterstützt von privaten Kreisen, um die Gründung einer Universität. In den Achtziger Jahren des vergangenen Jahr hunderts tauchten schließlich zum ersten Male Pläne für die Errichtung einer Technischen Hochschule in Linz auf. Auch die Gründung einer Handelshoh schule wurde erörtert. Wien hatte jedoh für alle diese Bestrebungen kein Verständnis. Oberösterreih lag zu sehr am Rande der österreihish-ungarishen Monarhie, sowohl geographish als auh wirtshaftlih und kulturell gesehen. Oberösterreihs Wunsh nah einer Hohshule ershien den Wiener Zentralstellen in keiner Weise berehtigt. Nah dem 1. Weltkrieg lebte die Diskussion um die Errihtung einer Tehnishen Hohshule in Linz wieder auf. Die verworrenen politishen Ver hältnisse der 1. Republik ließen jedoh die Verwirklihung dieses Projekts niht zu. Der wirtshaftlihe Aufshwung Oberösterreihs nah dem 2. Weltkrieg gab den Linzer Hohshulplänen einen starken Auftrieb. Maßgebende Persönlihkeiten des öffentlihen Lebens — erwähnt seien nur Landeshauptmann Dr. Heinrih Gleißner und Altbürgermeister Dr. Ernst Koref — setzten sih energish für das Projekt ein. Schließlih fand ein Plan, der zunähst die Errihtung einer Hohshule für Sozialwissenshaften vorsah, die Unterstüt zung des damaligen Unterrihtsministers Dr. Heinrih Drimmel. Umfangreihe Vorarbeiten der oberösterreihishen Landesregierung und des Magistrates Linz bereiteten die im Jahre 1959 erfolgte Gründung eines „Kuratoriums Hoh shule für Sozialwissenshaften in Linz" vor. Im Jahre 1962 war es endlih soweit: Die Linzer Hohshule wurde rehtlih existent. Ein Bundesgesetz schuf die gesetzlihen Voraussetzungen für die Errihtung einer sozial- und wirtshaftswissenshaftlihen Fakultät. Jahrelange Bemühungen wurden damit end lih belohnt. Oberösterreihs Wunsh nah einer Hohshule wird verständlih, betrahtet man seine wirtshaftlihe und soziale Entwicklung in der Nahkriegszeit: in Oberösterreih leben nur 16 Prozent der österreihishen Bevölkerung, hin gegen ist die einheimishe Industrie an der Gesamtproduktion mit 22 Prozent, am Export sogar mit 25 Prozent beteiligt. Einzelne Produktionszweige des Landes nehmen innerhalb der Wirtshaft Österreihs eine führende Stellung ein: so beträgt der Anteil Oberösterreichs an der Erzeugung von Roheisen 66 Prozent, von Aluminium und Traktoren 85 Prozent, von Stahlbleh 90 Prozent und von Zellwolle sowie Stickstoff 100 Prozent. Ebenso wie die wirtshaftlihen Verhältnisse hat sih in der Zeit seit dem 2. Weltkrieg auh die Bevölkerungsstruktur stark vershoben: vom Jahre 1934 bis zum Jahre 1961 vermehrte sih die Bevölkerung Österreihs nur um 4,5 Prozent, die von Oberösterreih hingegen um 25,3 Prozent. Im gleihen Zeitraum ging der Anteil der in der Landwirtshaft beshäftigten Personen von 37,4 auf 20,3 Prozent zurück, während der Anteil der gewerblichen und industriellen Bevöl-

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