V. ßen. Die Bestrebungen zur Gründung einer Universität in Linz reichen bis in die Zeit der Renaissance zurück. Ein kleiner historischer Rückblick mag ver deutlichen, wie viele Widerstände von außen überwunden, wie viel Skepsis im eigenen Lande besiegt werden mußte. Bereits im 16. Jahrhundert errichteten die evangelischen Stände des Lan des in Linz eine „Landschaftsschule", die später — im Verlaufe der Gegen reformation — von den Jesuiten übernommen und als „Lateinschule" fort geführt wurde. Bedeutende Gelehrte wirkten in dieser Schule, so etwa der berühmte Astronom J. Kepler in den Jahren von 1612 — 1626. Der Ruf der Linzer Bildungsstätte zog junge Menschen aus aller Herren Länder nach der ob-der-ennsischen Hauptstadt. Die Bemühungen der Landstände führten sdiließlich dazu, daß Kaiser Leopold 1. im Jahre 1674 der Linzer „Latein schule" das Graduierungsrecht verlieh. Es durften die Titel eines Licentiatus, Baccalaureus und Magisters verliehen werden. Hätten die Jesuiten, in deren Hand die Schule lag, von diesem Rechte damals Gebrauch gemacht —, Linz wäre wohl längst Universitätsstadt. So aber verliefen sich die Studenten, der Ruf der Linzer Schule geriet in Vergessenheit, andere Städte liefen der Haupt stadt des Landes ob der Enns den Rang ab. Zwar ließen die Anstrengungen der Landstände um den Ausbau der Schule zur Universität nicht nadi — 1696 wurde sogar eine Lehrkanzel für Zivilrecht eingerichtet — doch blieb ihnen letzten Endes der Erfolg versagt. Im Jahre 1773 wurde der Jesuitenorden aufgelöst, seine Linzer Bildungs anstalt wurde unter staatlicher Aufsicht als „Höhere Schule" fortgeführt und sollte nach dem Plan Maria Theresias nur mehr der Vorbereitung des eigent-
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