83. Jahresbericht des Bundes-Realgymnasiums Steyr 1965/66

Die neue Linzer Hodisdiule OÖ. Hodisdiulprofessor Dr. Rudolf Strasser dzt. Prorektor der Hochschule für Sozial- u. WirtschaftswisseuschafteH in Linz Wenig beaditet von der Öffentlidikeit, vollzieht sich in der Landes hauptstadt Linz ein für die kulturelle Entwicklung Oberösterreichs bedeut sames Geschehen: der Aufbau einer Fakultät für Sozial- und Wirtschaftswis senschaften. Maßgebende Kräfte des Landes sind um die Verwirklichung eines Planes bemüht, der seit Jahrhunderten die Herzen der Oberösterreicher be wegt: unsere Heimat soll endlich eine akademische Bildungsstätte erhalten! Ein Notstand soll beseitigt werden, der das Land Oberösterreich — auf lange Sicht gesehen — nicht nur kulturell zur Bedeutungslosigkeit herabwür digen müßte, sondern auch seine weitere wirtschaftlche Entwicklung entschei dend beinträchtigen könnte. Seit Jahrhunderten ist die heranwachsende Jugend unseres Landes gegen über ihren Altersgenossen aus anderen, mit Hochschulen ausgestatteten Bun desländern im Nachteil. Die Hochschulstatistiken sprechen eine deutliche Spra che: es ist bestimmt nicht einem Mangel an Begabung zuzuschreiben, daß Oberösterreich — gemessen an seiner Einwohnerzahl — nach wie vor weniger Akademiker hervorbringt als etwa Tirol (Universität Innsbruck) oder Steier mark (Universität und Technische Hochschule Graz, Montanistische Hoch schule Leoben). Mit Recht darf man daher die im Jahre 1962 erfolgte Gründung der Linzer Hochschule als Zäsur im kulturellen Leben der Stadt Linz sowie des Landes Oberösterreich bezeichnen. In Hinkunft werden begabte junge Men schen nicht mehr genötigt sein, in zukunftsträchtigere Kulturzentren abzu wandern. Das Ziel der Linzer Hochschulbestrebungen ist die Errichtung einer modernen, den Anforderungen des Industriezeitalters angepaßten Hodischule neuen Typs. Mit der Gründung einer sozial- und wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät ist lediglich der erste Schritt hierzu getan. In naher Zukunft soll der Aufbau einer technisch-naturwissenschaftlichen Fakultät in Angriff genommen werden. Den Linzer Hochschulplanern dient nicht die Universität alten Stils mit ihren vier klassischen Fakultäten als Vorbild. Angestrebt wird vielmehr eine Institution, die in ihrem Schöße die noch jungen Sozialwissenschaften, tech nische Fächer sowie die traditionellen Disziplinen Philosophie und Rechtswis senschaften vereinigt. Daß der Anfang mit den Sozial- und Wirtschaftswissen schaften gemacht wurde, soll die Aktualität dieser Fächer in unserer ökono misch orientierten Zeit unterstreichen. Die wirtschaftliche Bedeutung des Rau mes Oberösterreich läßt gerade Linz als eine geeignete Heimstätte dieser jun gen Wissenschaft erscheinen. Daß für unsere Heimat auch die Pflege der tech nischen Wissenschaften von größter Bedeutung ist, bedarf wohl angesichts der industriellen Struktur Oberösterreichs keiner näheren Erörterung. Linz ist endlich Hodischulstadt! Ein zähes Ringen ist damit von Erfolg gekrönt. Bis es dazu kam, mußte allerdings viel Wasser die Donau hinabflie-

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