83. Jahresbericht des Bundes-Realgymnasiums Steyr 1965/66

BUNDESGYMNASIUM UND BUNDESREALGYMNASIUM STEYR 1965 - 66 8 3. J ahr esb eridit

INHALT 1. Dir. Dr. Rudolf Engelhardt: Der Weg zum neuen Haus der alten Sdiule 2. Prof. Dr. Rudolf Strasser: Die neue Linzer Hochschule 3. Dipl.-lng.]osef Heindl: Hochsdiulstudent in Linz, aber wo wohnen? 4. JoAnn Smith: Das amerikanische Schulsystem 5. Gertraud Holub: Notes from America 6. Aus dem Leben der Sdiulgemeinsdiaft Herausgegeben von der Direktion des Bundesgymnasiums und des Bundesrealgymnasiuins in Steyr — Für den Inhalt verantwortlich: Prof. Dr. Viktor Trautwein — Einbandgestaltung: Prof. Heribert Mader— Fotos für den Einband: Prof. Konrad Sdineider Druck: Vereinsdrudcerei Stevr

Der Weg zum neuen Haus der alten Sdiule Dir. Dr. Rudolf Engelhardt Als mir die Ehre und Aufgabe zuteil wurde, die Leitung des Bundesreal gymnasiums in Steyr zu übernehmen — ich habe diesen Dienst am 3. Novem ber 1961 angetreten —, war ich darüber glücklich, daß ich nun eine größere Möglichkeit hatte, jene Eindrücke, Gedanken und Erkenntnisse mit breiterer Wirkung in die Tat umzusetzen, die ich in meinem Elternhaus im Umgang mit Menschen in der Kindheit, später im humanistischen Gymnasium zu Wilhering und im Studium an den Universitäten Wien und Innsbruck gewonnen hatte, nämlich dem Nächsten zu helfen und das Menschliche zu tun. Ich füge hier gleich an, daß ich es nicht hätte verwirklichen können, wenn mich darin nicht ein tüchtiger Lehrkörper, verständnisvolle Vorgesetzte und übergeordnete Dienststellen stark unterstützt hätten. Einen Grundsatz wollte ich als ersten realisieren: Jedes geistig normale Kind sollte die Mög lichkeit, die Chance haben, eine höhere Schule zu besuhen und somit eine umfassende Allgemeinbildung zu erfahren. Und ich begann zunächst damit im Menschlichen, in der Erziehung der Jugend, in der gemeinsamen Lehr tätigkeit und Unterrichtsform — und schließlich in der Schulorganisation Kon takt und Boden zu bereiten, indem ich meinen Kolleginnen und Kollegen meine Grundsätze und Auffassungen in mehreren Gesprähen klarlegte. Ich fand bald einen erfreulichen Widerhall. Daneben mußte ich mich früh entshließen, das Raumproblem anzu packen, das mir schon beim ersten Rundgang durch das Haus entgegengetreten war. Es stellte sich rasch als Prämisse heraus. Und ebenso schnell kam mir Wilhelm Raabes Wort zum Bewußtsein: „Ich habe es bis jetzt auch nicht gewußt, daß die Sorge mit das beste in und an der Welt ist". Hier die Sorge um Klassenräume. So entschloß ich mich, nach und nach dazu gedrängt, zwei Bibliotheks räume als Schulräume umzuwidmen. Keine glückliche Lösung, aber eine Lö sung. Die Unterrichtsbibliothek konnte ich in einen bislang als Klasse benütz ten sehr kleinen Raum verlegen, die Schülerbibliothek in eine größere Gang nische, die durch eine Glasziegelwand abgeschlossen worden war. Später muß ten auch Sonderräume wie Geometriesaal und Chemiesaal dauernd mit Klas sen belegt werden, wollten wir nicht einen pädagogisch sicherlich ungünstigen Wechselunterricht (vormittag und nachmittag) in Kauf nehmen. Die ehema ligen Schüler kennen ja ihr altes, ehrwürdiges Schulhaus und lieben es in erfreulich treuer Anhänglichkeit. Der Nordtrakt des Gebäudes war im Jahre 1945 durch Bomben zerstört und nachher neu aufgeführt worden. Nüchtern betrachtet aber sieht die Raum situation anders aus. Die meisten Klassenzimmer sind klein; sie sind wohl sehr breit, aber nicht tief, sodaß lange Bankreihen benützt werden müssen, von denen meist nicht mehr als drei hintereinander Platz haben. Die fol gende Aufstellung erläutert die Schulraumsituation klar: Der Altbau weist 2, der Neubau 3 Obergeshosse und ein Zwischen geschoß auf.

Klassen räume : Geschoß a) Parterre b) 1. Obergeschoß Klassenräume Fensteradisen c) 2. Obergeschoß d) 3. Obergeschoß Zusammen Klassenräume: 24 Dazu ist zu bemerken, daß unter den 24 vorhandenen Klassenräumen der Geometriesaal mitgezählt ist, da er als Zeichensaal nur am Nachmittag (6 — 8 Wst. Darstellende Geometrie) benutzt wird und somit als Klassenraum dauernd zur Verfügung steht. Es ist somit jede Klasse in einem eigenen Raum untergebracht. Allerdings ist die Klassenschülerzahl in mandrem Raum hoch im Verhältnis zum Kubik inhalt des Raumes. Sonderunterrichtsräume Geschoß a) Parterre b) Zwischengeschoß c) 1. Obergeschoß Räume 2 (l davon ehem. Kab.) 1 (Umkleideraum zum Turnsaal) 1 (Chemie-Saal) 1 (Turnsaal) 3 (5) 1 (Umkleideraum f. Gymn.-Saal) 0 (1) Fensterachsen d) 2. Obergeschoß e) 3. Obergeschoß 1 (Geom.-Saal) 1 1 1 (Ng-Kabinett) 1 (Ng-Kabinett) 1 1 (Phys.-Kabinett) 2 (5)

Verwaltungsräume Gesdioß a) Parterre b) 1. Obergesdioß c) 2. Obergeschoß d) 3. Obergeschoß Räume 0 (Schulwart wohnung) 1 (Unterrichts bücherei) 1 (1) 1 (Direktionskanzlei) 1 (Zimmer der Kanzleikraft) 1 (Konferenzzimmer) 1 (Lehrerbibliothek) 1 (Sprechzimmer) 2 (5) 1 (Schülerbibliothek) 1 (1) Fensterachsen Dazu ist zu bemerken, daß gemäß den Schulgesetzen 1962 die Klassensdiülerzahl im allgemeinen 30 betragen soll und 36, — bis 31. August 1968, 40 nidit überschreiten darf; bei 40 muß die Klasse geteilt werden. Für die auslaufenden Klassen (des bisherigen Realgymnasiums) beträgt die Teilungs zahl in der Unterstufe 45, in der Oberstufe 40 (Schulorganisationsgesetz). Für eine höhere Klassensdiülerzahl bedarf es einer Genehmigung durdi den Landessdiulrat. Im Schuljahr 1962/63 hatten wir sechs Klassen mit über 40 bis 56 Schüler(innen) und vier Klassen zwischen 30 und 40. 1963/64 waren es acht Klassen mit 40 und fünf Klassen zwischen 30 oder 40 Schüler(innen). Im Sdruljahr 1964/65 gab es zehn Klassen zwischen 40 und 50 und zwei Klassen zwischen 30 und 40 Schüler(innen). Das Sdiuljahr 1965/66 wies zehn Klassen mit über 40 und sechs Klassen mit über 30 Sdiüler(imien) aus. Es mußte in diesem Jahre die erste gemischte Klasse eröffnet werden. (Koadukationsklasse) Die Berechnung des Einzugsgebietes unserer Schule ergab ein Areal von 1800 km^; es erstreckt sich von Admont das ganze Ennstal heraus bis ins Madiland (Unteres Mühlviertel) und von Kremsmünster bis Waidhofen/Ybbs. Im Zuzug der auswärtigen Schüler, die in Heimen wohnen, und der Fahrschü ler ist eine Verdichtung feststellbar (insgesamt etwa 7,9 Prozent Heimschüler und 27,24 Prozent Fahrschüler). Auch in der vom Standesamt des Magistrates Steyr erbetenen Aufstellung zeigt die Geburtenzahl der letzten Jahre eine steigende Tendenz. Der folgende Ausweis des Sdiülerstandes erklärt alles genauer und zeigt gleichzeitig die Zunahme der Gesamtsdiülerzahl: 1961/62 714 449 265 22 14 8 0 1962/63 753 473 280 22 13 9 0 1963/64 827 521 306 24 14 10 0 1964/65 879 551 328 25 16 9 0 1965/66 914 552 362 27 16 10 1 1966/67 980 597 383 28 17 9 2

Das Klassenraumpotential des Hauses war schon 1963 aufs äußerste angespannt. 1964 aber endgültig ausgeschöpft. Aber ich muß auch auf das menschliche Potential hinweisen, nämlich auf den Lehrkörper. Im Schuljahr 1962/63 betrug der Stand des Lehrkörpers — mit mir und meinem Admini strator H. Prof. Willibald Huber — 48 Damen und Herren, von denen wäh rend des Jahres einige ausschieden. Inbegriffen sind auch jene Lehrpersonen, die von anderen Schulen in Steyr entgegenkommenderweise bei uns unter richten. Auch von unserer Anstalt unterrichten mehrere Lehrpersonen an den anderen höheren oder an Berufs-Schulen in Steyr. Bei einer Sdiülerzunahme von 1961/62 bis 1965/66 um 200 ist der Lehrkörper zahlenmäßig fast gleichgeblieben. Ich kann hier nicht auf die vie len Probleme eingehen, die sich daraus in didaktischer und pädagogischer Hin sicht ergeben, ich muß aber erstens festhalten, daß sie ungünstig in ihrer Auswirkung für die Schülerinnen und Schüler waren und sind, und zweitens, daß die Anforderungen an die Kolleginnen und Kollegen, auch physisch, sehr stark gestiegen sind! Daß trotzdem das Niveau der Schule gehalten wurde, verdient als Lei stung des Lehrkörpers vermerkt zu werden. Die Zahl der Anmeldungen für unsere Schule stieg von Jahr zu Jahr, und ich wollte meinem Grundsatz nicht untreu werden; ich lehnte die Mög lichkeit ab, einen numerus clausus als Norm zu wählen. Das wäre mit dem beschränkten Klassenraum ohne weiteres zu begründen gewesen und hätte meinem Lehrkörper und mir die Situation sehr erleichtert. Ich mußte mehr Schulraum haben. Im Schuljahre 1962/63, faßte ich nach mehrmaliger Durchsicht des Hau ses den Plan, den Nordtrakt aufzustocken. 100 JAHRE MITTELSCHULE Gleichzeitig stand vor mir die Hundertjahrfeier der Anstalt im Jahre 1963, die es zu organisieren galt. Ich rief zwei Komitees ins Leben, eines aus dem Professorenkollegium und eins aus den ehemaligen Schülern, soweit sie in Steyr ansässig waren. Vom Professorenkollegium aus wurde zunächst mit der Sammlung der Adressen ehemaliger Schüler(innen) begonnen unter Prof. Dr. Holub und Prof. Dr. Burger. Das war ein schwieriges Unterfangen, das mit einem opti malen Erfolg gelöst werden konnte. Mehrere Arbeitsgruppen hatten ihre be stimmten Aufgaben. Die Planung und Arbeit begann im Oktober 1962. Dabei half in vor bildlicher Weise das Komitee der ehemaligen Schüler(innen). Ich vermißte an unserer Anstalt ein Denk- und Mahnmal für die im 2. Weltkrieg gefallenen Professoren und Schüler der Anstalt. Und so ging ich daran, ein solches zu schaffen. Ich wollte seine Enthüllung und Weihe als einen besonderen Akt in das Centennarium einbauen. In Absprache mit mei nen Kollegen wählte ich die Aula des Hauses als Raum, uncl als Form eine Gedenktafel. Die Hauptarbeit dafür übernahm das Komitee der ehemaligen Schüler. Es ist mir nicht möglich, die Namen aller Damen und Herren dar aus anzuführen, und so darf ich hier zweien für alle besonders danken. Dem Sohn des ehemaligen Professors unserer Schule Gregor Goldbacher, nämlich

Herrn Hofrat Dipl.-Ing. Hermann Goldbacher, der sidi in hervorragender Weise für die Beschaffung des Steines und dessen Beschriftung einsetzte, und dem ehemaligen Schüler, Herrn Architekten Dipl.-Ing. Helmut Reitter, der die Pläne der Ausgestaltung der Aula als Weiheraum entwarf und in memoriam seines gefallenen Vaters das Kreuz stiftete, für dessen künstlerisch hervorragende Darstellung ich der Direktion der Steyr-Werke herzlich danke. Es ist mir weiters eine vornehme Pflicht, hier noch einmal allen ehemaligen Schülern(innen) für die großzügigen Spenden zu danken, welche die Errichtung dieses gewiß schönen Denkmales erst ermöglichten. Die Vorbereitung des Festes und der Errichtung des Mahnmales ergaben für alle Mitarbeiter viel Mühe. Der überaus starke Besuch der Feier und die herzliche Anteilnahme der ehemaligen Schülerinnenen und Schüler am Feste ihrer Schule haben uns zur Annahme berechtigt, daß das Centennarium als gelungen bezeichnet werden durfte. WEITERER KAMPF UM SCHULRAUM Neben dieser Arbeit lief die Sorge um die Beschaffung des Schulraumes weiter. Hier schalteten sich sehr bald zwei Herren ein, denen die Schule und damit auch ich ebenfalls zu größtem Dank verpflichtet bin, nämlich Herr Direktor Dipl.-Ing. Franz Pepelnik, der Obmann der Elternvereinigung am Bundesrealgymnasium zu Steyr, und Herr Regierungs-Oberbaurat Dipl.-Ing. Raimund Migl von der o. ö. Landesbaudirektion. Herr Oberbaurat Dipl.-Ing. Migl beriet mich in bester Weise bei meinem Vorhaben der Aufstockung auf dem Nordtrakt, wodurch wir vier Klassenzimmer und ein Kabinett gewonnen hätten. Herr Direktor Dipl.-Ing. Pepelnik übernahm die Behördengänge, die dazu notwendig waren, in Linz und besonders in Wien, im Unterrichts- und im Handelsministerium. Ich darf, ich will hier ein Wort einfügen über die Zusammenarbeit zwischen Elternvereinigung und Direktion! Ich möchte hier allen Schülereltern für ihr großes Verständnis, besonders aber dem Herren Obmann danken und allen Allgemeinbildenden Höheren Schulen ein gleichartiges Entgegenkommen und eine gleiche Zusammenarbeit wünschen! Neben dem Plan zur Aufstockung forderte auch der Bedarf der Aus stattung der Klassenzimmer mit neuem Mobiliar noch genug Arbeit. Es ist gelungen, alle Klassenräume, soweit dies nicht schon im einzelnen geschehen war, mit neuen Tischen und Sesseln zu versehen, und es fehlt heute nur noch die Adaptierung des Chemiesaales und des Physiksaales, die einer Sonder genehmigung bedarf, und der Ersatz einzelner Möbelstücke, besonders etwa von Kathedern. Im einzelnen wurden folgende Anträge an den LSR. f. OÖ. (mit der Bitte um Weiterleitung an die zuständigen Dienststellen) eingebracht: 27. 2. 1962 Antrag auf Adaptierung eines Sprechzimmers im 2. Stock des (ZI. 241/Qu) Nordtraktes; Ausbau eines Raumes im Dachgeschoß für die Schülerbücherei, damit diese für einen Klassenraum frei würde; Antrag auf Ausstattung eines kleinen Raumes (1. Stock) als Archivraum. 9. 11. 1962 Antrag auf Besichtigung von Räumen zwecks Eignung als (ZI. 1007/Qu) Klassenräume (Landesbaudirektion). 19. 12. 1962 Antrag auf Adaptierung weiterer Räume als Klassenzimmer.

26. 3. 1963 Schulärztliches Gutachten und Begutachtung von 3 Rcäumen. (ZI. ) 26. 9. 1963 Antrag auf Planierung und Asphaltierung des Schulhofes. (ZI. 1055/Qu) Antrag auf Einrichtung einer Alarmanlage für den Kata strophenfall. Und der wesentliche Antrag: 19. 10. 1963 Antrag auf Aufstockung des Nordtraktes nach letztmaliger (ZI. 1177/Qu) Begehung des Dachgeschosses am 17. 10. 1963 mit Herrn Oberbaurat Dipl.-lng. Migl mit ausführlidier Begründung und Niederschrift, neuerdings für die Aufstockung. 17. 2. 1964 (ZI. 176/Qu) Voraussichtliche Kosten; Erdgeschoß, Abstellrauni. Und dann, ja dann kam, was ich damals als schweren Rück schlag empfand. Am 20. August 1964 war eine Kommission aus Wien gekommen mit den führenden Herren Sektionschef Dr. Frcek (BMfU), Min.-Rat Dr. Buresdi (BMfHuW), ferner mit den Herren Min.-Rat Prof. Zdarsky, Min.-Rat Doktor Gnieszer und Min.-Koär Dr. Loicht (alle BMfU) und Dipl.-lng. Pepelnik, Arch. Reitter, Oberbaurat Dipl.-lng. Höhne und OBR Migl, und diese Kommission lehnte mein schönes Aufstockungsprojekt ab. Mein Widerstand nützte nichts. Ich muß gestehen: Das traf mich damals sehr schwer! Wohin mit den Schülern? Gleichzeitig aber sahen die Herren des BMfU meine Not — und es wurde der Entschluß zum Neubau der Knabenschule gefaßt! Zunächst trug man der Not Rechnung, indem die baldige Aufstellung einer Schulbaracke in Aussicht gestellt wurde. Im Anschluß an die Besprechung besichtigten die Teilnehmer an der Kommission Grundstücke, welche der Magistrat Steyr zur Verfügung stellen wollte. Ein Grundstück nahe der Rederbrücke fand wenig Anklang. Es war klein und hätte einen Steilhang einbezogen. Das sdiied Herr Sektionschef Dr. Frcek gleich aus. Mir gefiel das Areal, das man als zweite Möglidikeit anbot (Eigentum des Llniv.-Prof. Dr. Haslinger aus Wien). Dann wurden noch 18.000 m- auf den Tabor begutachtet, die Herr Altnationalrat Weindl abgeben sollte. Und schließlich waren es die Quenghofgründe, die mir aber wegen des für Bauten ungünstigen Bodens gleich nicht zusagten. Es führt durch dieses Gelände die Steyrtalbahn und die Straße nach Christkindl. Außerdem ist der Grund feucht und durch zwei Bäche bedroht, abgesehen davon, daß der Quenghof, der abge rissen hätte werden müssen, unter Denkmalschutz steht. Das Schuljahr 1964/65 brachte, wie ich vorne ausweisen konnte, neuer dings einen starken Zuwachs an Schülern. W. Shakespeare sagt: „Hoffnung ist oft ein Jagdhund ohne Spur", aber nun waren für meine Hoffnungen ja sogar mehrere Spuren da. Und ich begann sie zu verfolgen. Der „Weindl-Grund" fiel bald aus, weil man dort mit einer Schule zu nahe an das Haus des Herrn Weindl gekommen wäre. Mit den

Quenghofgründen konnte ich mich aus o. a. Gründen gar nicht befreunden, und so gefiel es mir auch, daß die Gemeinde mit der Übernahme dieser Gründe wegen einer Kopplung mit einem anderen Projekt durch den Bundesforst Schwierigkeiten hatte. Ich ging allein hie und da zu den o. a. „Haslinger gründen", und schließlich sah ich darin das Idealgelände für das neue Haus! Am linken Ufer des Ramingbaches, vor dem Viadukt der Bahnlinie Steyr — St. Valentin ist das Städt. Freibad sehr sdiön und großzügig ange legt. Da könnte also Schwimmunterricht abgehalten werden. Am rechten Ufer spannt sich an der Straße eine große Fläche in der Ebene, die zwei Fußballfelder, eine Laufbahn und Sprunggruben aufnehmen könnte. Und dahinter, in leiditem Bogen, erheben sidi amphitheatralisch zwei Hügel, die breite Flächen tragen, breit genug, um auf der ersten Terasse zwei Turnsäle und auf der zweiten zwei Schultrakte errichten zu können. Die Knabenschule muß ja einmal, dem Zuzug und der Auffächerung in Schul typen nach dem Schulgesetzwerk 1962 entsprechend, 28 Klassen umfassen, großzügig, nein richtig gedacht. Der Verwaltungs- und Sonderrauintrakt sollte, vom Gelände beinahe ebenso vorgezeichnet wie die anderen Trakte, von der ersten Terrasse von den Turnsälen weg senkrecht auf die Klassentrakte zurückstoßen und so gleichzeitig 2 Pausenhöfe bieten. Eine Ideallösung, deren Vollendung ich darin ersah, daß unter dem Verwaltungstrakt sich die erste Terrasse geradezu anbot, sie zu durchstechen und ein Hallenbad für die Schüler einzubauen, das Samstag und Sonntag audi den Vereinen zur Ver fügung stehen könnte. Und der Platz, zwischen Steyr und Münichholz gelegen, hielt auch einer verkehrstechnischen Uberprüfung bezüglich der Stadt- und der Fahrschüler aufs beste stand! Ich hatte vom Herrn Sekt.-Chef Dr. Frcek die Zusage, daß das BMfU jedes der besichtigten Grundstücke akzeptieren würde, ich sollte mich aber um die beste Lösung bemühen! Nun, das fiel mir äußerst leicht, weil dieser Grund, allen Anforderungen nach, mir als der idealste erschien, es aber auch in der Tat war. Herr Architekt Dipl.-lng. Reitter fertigte freundlicherweise eine Sprechskizze nadi meiner Vorstellung an — und alles sdiien zum besten zu stehen. Einige Zeit später fragte ich beim Magistrat Steyr an, wie es mit den „Haslingergründen" stünde. Es wurde mir mitgeteilt, daß mit Prof. Haslinger verhandelt würde. So mußte ich mich doch wieder mehr mit der Zwischen lösung besdiäftigen, mit der schnellsten Raumbeschaffung für die ständig stei genden Schüler- und Klassenzahlen. Am 26. 10. 1964 (ZI. 12;4/Qu) reichte ich um Erriditung einer Wanderklasse ein und gleichzeitig setzte ich midi mit dem ehemaligen Schüler Herrn Ing. Josef Hack/Hackwerke, Steyr, in Verbin dung, und wir besichtigten ein leerstehendes Gebäude auf dem Fabriksareal, das ehemalige Löffelwerk, mußten aber dann doch feststellen, daß die Adap tierung der Räume für Schulzwecke als kurze Zwischenlösung zu aufwendig wäre. Zumal am 25. 11. 1964 durch eine Kommission aus Wien und Linz die endgültige Entscheidung getroffen worden war, auf dem Tabor sobald als möglich eine Montage-Schule aufzustellen. Anläßlich der o. a. Besichtigung von Baugründen für das neue Haus wurde auch von der Sanierung des Altbaues gesprochen. Am 17. 3. 1965 (Zahl 374/Qu) brachte ich einen Antrag auf Sanierung des Altbaues mit aus führlichen Angaben ein.

SCHULPAVILLON Am 19. 3. 1965 ging bei der Direktion ein Bescheid des LSR f. O. Ö. ein, in dem mitgeteilt wurde, daß das BMfHuW mit Erlaß vom 15. Februar 1965 (ZI. 68.269—1/1/64) die Aufstellung von vier Klassen in Montagebauweise genehmigt habe, die bei der VÖEST in Linz bereits in Auftrag gegeben wor den seien (BMfU 3. März 1965, ZI. 34.481—111/3 b/65). Vom Magistrat der Stadt Steyr wurden auf dem Tabor Ecke Industrie straße — Versorgungsheimstraße die Grundparzelle 1224/25 und 1357/14 K. G. Steyr, im Gesamtausmaß von 3360 Quadratmeter für den Schulpavillon zur Verfügung gestellt, dessen Planierung und Instandsetzung durch das Amt der O. Ö. Landesregierung, Landesbaudirektion, übernommen wurde. Der Platz wurde am 11. Mai 1965 kommissioniert und durch ein Benützungsüber einkommen zwischen der Stadtgemeinde Steyr und der Republik Österreich vom 21. Mai 1965 zur Aufstellung des Schulpavillons überlassen (21. Mai 1965, U. Zahl 691/Qu). Mit 25. Mai 1965 (U. ZI. 764/Qu) wurde vom Magistrat Steyr die baupolizeilidie Genehmigung erteilt. Der Sdiulpavillon sollte späte stens mit Schulbeginn 1965/66 beziehbar sein. Er war — zusammen mit einem Schulpavillon in St. Pölten — die erste Schule in Montagebauweise in Öster reich, und so hafteten ihm nach Fertigstellung im Herbst 1965 einige Mängel an, die nach mehreren Eingaben beseitigt wurden. Am 16. November 1965 wurde die Kollaudierungsverhandlung durchgeführt (U. ZI. 1488/Qu) und nach Erfüllung einiger Auflagen konnte der Schulpavillon nun endgültig seiner Benützung übergeben werden. Mit 1. 12. 1965 (U. ZI. 1552/Qu) konnten vier Mädchenklassen in den Schulpavillon disloziert werden, und zwar die Klassen 1. B, 1. D, 2. B und 6. B. Die 6. B-Klasse wurde deshalb ausgewählt, damit ein älteres Mädchen eine Schülerin der untersten Klassen bei Erkrankung nach Hause begleiten konnte bzw. kann. Die vier Klassenräume sind große (je 63,30 Quadratmeter), hell und freundlich, haben PVC-Fußbodenbelag und werden durch Luftheizung versorgt. Auch alle übrigen Räume wie auä das Professoren-(Lehrmittel-)Zimmer, Gang und WC (ebenfalls PVC-Bodenbelag) wer den mitgeheizt. Die noch fehlenden Jalousien werden in den heurigen Som merferien angebracht werden. Am 6. 12. 1965 wurde der Schulpavillon von der VÖEST an den Landesschulrat für Oberösterreich bzw. an die Landesbaudirektion von Oberösterreich übergeben. Ich war im Interesse der Schülerinnen sehr froh, durch diesen Schulpa villon endlich eine Entlastung zu haben. Natürlich bringt jede Dislokation Schwierigkeiten mit sich, die klar auf der Hand liegen. Dennoch — wir hatten endlich mehr Schulraum. Ich möchte hier auch noch Herrn F. Bettstein von der VÖEST danken, der sich um die Aufstellung des Schulpavillons sehr verdient gemacht hat. Am 25. 2. 1966 (U. ZI. 300/Qu) konnte ich einen ersten Erfahrungs bericht an den Landesschulrat für Qberösterreich senden. Abgesehen von klei neren Mängeln, die bei Prototypen ja immer auftreten, sind wir sehr zufrieden. Der Schulpavillon ist nur als vorübergehende Lösung gedacht und seine Aufstellung konnte eben schnell helfen.

WEITER ZUM NEUEN HAUS Am 17. 7. 1965 (U. ZI. 944/Qu) legte ich dem Landesschulrat für Ober österreich ein Funktions- und Raumerfordemisprogramm für den Neubau des Bundesgymnasiums und Bundesrealgymnasiums Steyr vor. Zusammen mit dem Obmann der Elternvereinigung, Herrn Dir. Dipl.-Ing. F. Pepelnik, bemühte ich mich weiterhin um ein Grundstück für den Neubau. Am 18. 10. 1965 (U. ZI. 1196/Qu) richtete ich im Nachhang zu einer Besprechung mit Herrn Bürgermeister J. Fellinger und Herrn Mag.-Dir. Dok tor Enzelmüller neuerdings eine dringende Bitte an den Magistrat um Bei stellung eines Grundstückes. Mit Schulbeginn 1965/66 war die Situation nicht leiditer, da der Zu gang von Schülern weiterhin sehr groß blieb. Nun schaltete sich auch die „Steyrer Zeitung" ein. Die Raumnot mit all ihren pädagogischen und didaktischen Schwierigkeiten war ja wirklich sehr drückend, und sie traf letzten Endes die Schüler(innen) am empfindlichsten, da sie in Klassen mit 40 und mehr Schüler(innen) eben nicht mehr individuell betreut werden konnten und vielfach eben negative Leistungen brachten. Die Verhandlungen des Magi strates wegen der „Haslingergründe" hatten sich zerschlagen und die Schwie rigkeiten mit den Quenghofgründen waren nicht geringer, eher größer ge worden. Da kam die Erlösung von dem Druck, der auf uns lastete, die wir uns wegen der Baugründe absorgten, sicherlich auch für Herrn Bürgermeister Fellinger. Dieser rief Herrn Dir. Dipl.-Ing. Pepelnik und mich zu sich und teilte uns mit, daß der Magistrat der Stadt Steyr den „Werndlpark" (ein Areal von 25.000 Quadratmeter Baugrund) für die neue Schule zur Verfügung stellen wolle. Dieser Grund war schon 1930 für den gleichen Zweck erwogen worden. Und nun ging es schnell. Am 25. März 1966 kam Herr Sekt.-Chef Dr. Frcek, Ministerialoberkommissar Dr. Benedikt und Dr. Loicht vom Unterrichtsministerium, ferner Dipl.- Ing. Woditschka vom Handelsministerium sowie Hofrat Dr. Gasperschitz vom oö. Landesschulrat, der Herr Landesschulinspektor für Mittelschulen Dr. Thurner und andere Behördenvertreter und es wurde eine Besichtigung durchge führt. Und dieser Grund fand die freudige Zustimmung aller. In der folgenden Aussprache wurden ehe Details erörtert, was für das künftige Gymnasium und Realgymnasium Steyr ganz besonders erfreulich ist: Herr Sekt.-Chef Dr. Frcek sagte neben dem Bau von zwei Tumsälen auch die Errichtung eines Lehr schwimmbeckens zu! So wird unsere Anstalt die erste in Österreich sein, die ein solches Lehrschwimmbecken haben wird! Am 18. Mai 1965 kam Herr Oberbaurat Dipl.-Ing. Höhne von der O. Ö. Landesbaudirektion, um die Grundübergabeverhandlungen in die Wege zu leiten. Sofort nach vollzogener Grundübergabe soll durch das BMfU die Ausschreibung zur Gestaltung von Plänen für den Neubau und zur Gestaltung des Areals erfolgen, dessen Baumgruppen erhalten bleiben sollen. Die „Werndlvilla" und wahrscheinlich auch das ehemals als Stall benutzte Ge bäude müssen abgerissen werden. Der Magistrat Steyr wird am Ostrand des Areals etwa 2000 Quadratmeter benötigen, da hier die neue Straße von der Neutorbrücke heraufführen soll.

In Hinsicht auf Lärm, Ablenkung usw. ist der Platz günstig vor allem audr wegen der Luftzufuhr aus dem Ennstal. An der Westseite schließt unmit telbar an das Gebäude der Sportplatz der „Frohen Jugend" an, welcher derzeit von der Österr. Turn- und Sportunion benützt wird. Mit beiden Verbänden konnte ich grundsätzlich bereits ein Übereinkommen über die Mitbenützung durch das Bundesgymnasium und Bundesrealgymnasium erzielen. So sdieint denn nun alles geregelt für einen baldigen Bau eines neuen Hauses der alten Schule! Ich mödite nochmals allen danken, die dazu beigetragen haben! Es ist mir nicht möglich, sie alle namentlich hier anzuführen. Auch den ungenannten Helfern herzlichen Dank! Die Hilfe all derer wird auch weiterhin notwendig sein, bis das Haus steht! Darum bitte ich in gleicher Weise, wenn das Haus einmal stehen wird, dann wird es für die Schule und für die Professoren leiditer und günstiger werden. Aber wir alle sind auch jetzt immer darum bemüht zu erreichen, was Friedrich 11. einmal verlangte: „Ich wünsche, daß die Jugend mit klaren Begriffen aus den Schulen entlassen wird". Mit klaren Begriffen, mit festbegründeter Weltanschauung und mit ech ter, tätiger Verbundenheit mit dem Vaterland und Europa, um das Mensch liche in christlicher, echter humanitas zu tun und dem Nächsten zu helfen.

Die neue Linzer Hodisdiule OÖ. Hodisdiulprofessor Dr. Rudolf Strasser dzt. Prorektor der Hochschule für Sozial- u. WirtschaftswisseuschafteH in Linz Wenig beaditet von der Öffentlidikeit, vollzieht sich in der Landes hauptstadt Linz ein für die kulturelle Entwicklung Oberösterreichs bedeut sames Geschehen: der Aufbau einer Fakultät für Sozial- und Wirtschaftswis senschaften. Maßgebende Kräfte des Landes sind um die Verwirklichung eines Planes bemüht, der seit Jahrhunderten die Herzen der Oberösterreicher be wegt: unsere Heimat soll endlich eine akademische Bildungsstätte erhalten! Ein Notstand soll beseitigt werden, der das Land Oberösterreich — auf lange Sicht gesehen — nicht nur kulturell zur Bedeutungslosigkeit herabwür digen müßte, sondern auch seine weitere wirtschaftlche Entwicklung entschei dend beinträchtigen könnte. Seit Jahrhunderten ist die heranwachsende Jugend unseres Landes gegen über ihren Altersgenossen aus anderen, mit Hochschulen ausgestatteten Bun desländern im Nachteil. Die Hochschulstatistiken sprechen eine deutliche Spra che: es ist bestimmt nicht einem Mangel an Begabung zuzuschreiben, daß Oberösterreich — gemessen an seiner Einwohnerzahl — nach wie vor weniger Akademiker hervorbringt als etwa Tirol (Universität Innsbruck) oder Steier mark (Universität und Technische Hochschule Graz, Montanistische Hoch schule Leoben). Mit Recht darf man daher die im Jahre 1962 erfolgte Gründung der Linzer Hochschule als Zäsur im kulturellen Leben der Stadt Linz sowie des Landes Oberösterreich bezeichnen. In Hinkunft werden begabte junge Men schen nicht mehr genötigt sein, in zukunftsträchtigere Kulturzentren abzu wandern. Das Ziel der Linzer Hochschulbestrebungen ist die Errichtung einer modernen, den Anforderungen des Industriezeitalters angepaßten Hodischule neuen Typs. Mit der Gründung einer sozial- und wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät ist lediglich der erste Schritt hierzu getan. In naher Zukunft soll der Aufbau einer technisch-naturwissenschaftlichen Fakultät in Angriff genommen werden. Den Linzer Hochschulplanern dient nicht die Universität alten Stils mit ihren vier klassischen Fakultäten als Vorbild. Angestrebt wird vielmehr eine Institution, die in ihrem Schöße die noch jungen Sozialwissenschaften, tech nische Fächer sowie die traditionellen Disziplinen Philosophie und Rechtswis senschaften vereinigt. Daß der Anfang mit den Sozial- und Wirtschaftswissen schaften gemacht wurde, soll die Aktualität dieser Fächer in unserer ökono misch orientierten Zeit unterstreichen. Die wirtschaftliche Bedeutung des Rau mes Oberösterreich läßt gerade Linz als eine geeignete Heimstätte dieser jun gen Wissenschaft erscheinen. Daß für unsere Heimat auch die Pflege der tech nischen Wissenschaften von größter Bedeutung ist, bedarf wohl angesichts der industriellen Struktur Oberösterreichs keiner näheren Erörterung. Linz ist endlich Hodischulstadt! Ein zähes Ringen ist damit von Erfolg gekrönt. Bis es dazu kam, mußte allerdings viel Wasser die Donau hinabflie-

V. ßen. Die Bestrebungen zur Gründung einer Universität in Linz reichen bis in die Zeit der Renaissance zurück. Ein kleiner historischer Rückblick mag ver deutlichen, wie viele Widerstände von außen überwunden, wie viel Skepsis im eigenen Lande besiegt werden mußte. Bereits im 16. Jahrhundert errichteten die evangelischen Stände des Lan des in Linz eine „Landschaftsschule", die später — im Verlaufe der Gegen reformation — von den Jesuiten übernommen und als „Lateinschule" fort geführt wurde. Bedeutende Gelehrte wirkten in dieser Schule, so etwa der berühmte Astronom J. Kepler in den Jahren von 1612 — 1626. Der Ruf der Linzer Bildungsstätte zog junge Menschen aus aller Herren Länder nach der ob-der-ennsischen Hauptstadt. Die Bemühungen der Landstände führten sdiließlich dazu, daß Kaiser Leopold 1. im Jahre 1674 der Linzer „Latein schule" das Graduierungsrecht verlieh. Es durften die Titel eines Licentiatus, Baccalaureus und Magisters verliehen werden. Hätten die Jesuiten, in deren Hand die Schule lag, von diesem Rechte damals Gebrauch gemacht —, Linz wäre wohl längst Universitätsstadt. So aber verliefen sich die Studenten, der Ruf der Linzer Schule geriet in Vergessenheit, andere Städte liefen der Haupt stadt des Landes ob der Enns den Rang ab. Zwar ließen die Anstrengungen der Landstände um den Ausbau der Schule zur Universität nicht nadi — 1696 wurde sogar eine Lehrkanzel für Zivilrecht eingerichtet — doch blieb ihnen letzten Endes der Erfolg versagt. Im Jahre 1773 wurde der Jesuitenorden aufgelöst, seine Linzer Bildungs anstalt wurde unter staatlicher Aufsicht als „Höhere Schule" fortgeführt und sollte nach dem Plan Maria Theresias nur mehr der Vorbereitung des eigent-

liehen Universitätsstudiums dienen. Lediglich die theologischen Studien konn ten in Linz noch gepflegt werden. Diese konnten sich im Rahmen der Philoso phisch-Theologischen Diözesan-Lehranstalt bis in die heutige Zeit herüber retten. ' In der Napoleonischen Ära fanden die Linzer Universitätspläne ein abruptes Ende. Die „Höheren Studien" liefen auf Geheiß der kaiserlichen Studien-Hofkommission im Jahre 1812 aus. Noch im Laufe des 19. Jahrhunderts bemühten sich der österreichische Landtag sowie der Linzer Gemeinderat, unterstützt von privaten Kreisen, um die Gründung einer Universität. In den Achtziger Jahren des vergangenen Jahr hunderts tauchten schließlich zum ersten Male Pläne für die Errichtung einer Technischen Hochschule in Linz auf. Auch die Gründung einer Handelshoh schule wurde erörtert. Wien hatte jedoh für alle diese Bestrebungen kein Verständnis. Oberösterreih lag zu sehr am Rande der österreihish-ungarishen Monarhie, sowohl geographish als auh wirtshaftlih und kulturell gesehen. Oberösterreihs Wunsh nah einer Hohshule ershien den Wiener Zentralstellen in keiner Weise berehtigt. Nah dem 1. Weltkrieg lebte die Diskussion um die Errihtung einer Tehnishen Hohshule in Linz wieder auf. Die verworrenen politishen Ver hältnisse der 1. Republik ließen jedoh die Verwirklihung dieses Projekts niht zu. Der wirtshaftlihe Aufshwung Oberösterreihs nah dem 2. Weltkrieg gab den Linzer Hohshulplänen einen starken Auftrieb. Maßgebende Persönlihkeiten des öffentlihen Lebens — erwähnt seien nur Landeshauptmann Dr. Heinrih Gleißner und Altbürgermeister Dr. Ernst Koref — setzten sih energish für das Projekt ein. Schließlih fand ein Plan, der zunähst die Errihtung einer Hohshule für Sozialwissenshaften vorsah, die Unterstüt zung des damaligen Unterrihtsministers Dr. Heinrih Drimmel. Umfangreihe Vorarbeiten der oberösterreihishen Landesregierung und des Magistrates Linz bereiteten die im Jahre 1959 erfolgte Gründung eines „Kuratoriums Hoh shule für Sozialwissenshaften in Linz" vor. Im Jahre 1962 war es endlih soweit: Die Linzer Hohshule wurde rehtlih existent. Ein Bundesgesetz schuf die gesetzlihen Voraussetzungen für die Errihtung einer sozial- und wirtshaftswissenshaftlihen Fakultät. Jahrelange Bemühungen wurden damit end lih belohnt. Oberösterreihs Wunsh nah einer Hohshule wird verständlih, betrahtet man seine wirtshaftlihe und soziale Entwicklung in der Nahkriegszeit: in Oberösterreih leben nur 16 Prozent der österreihishen Bevölkerung, hin gegen ist die einheimishe Industrie an der Gesamtproduktion mit 22 Prozent, am Export sogar mit 25 Prozent beteiligt. Einzelne Produktionszweige des Landes nehmen innerhalb der Wirtshaft Österreihs eine führende Stellung ein: so beträgt der Anteil Oberösterreichs an der Erzeugung von Roheisen 66 Prozent, von Aluminium und Traktoren 85 Prozent, von Stahlbleh 90 Prozent und von Zellwolle sowie Stickstoff 100 Prozent. Ebenso wie die wirtshaftlihen Verhältnisse hat sih in der Zeit seit dem 2. Weltkrieg auh die Bevölkerungsstruktur stark vershoben: vom Jahre 1934 bis zum Jahre 1961 vermehrte sih die Bevölkerung Österreihs nur um 4,5 Prozent, die von Oberösterreih hingegen um 25,3 Prozent. Im gleihen Zeitraum ging der Anteil der in der Landwirtshaft beshäftigten Personen von 37,4 auf 20,3 Prozent zurück, während der Anteil der gewerblichen und industriellen Bevöl-

keruag von 31,2 auf 42,0 Prozent stieg. Linz hat heute dreimal so viele Ein wohner wie 1910, Wien schrumpfte in der gleichen Zeit um 20 Prozent. Der wirtschaftlichen Prosperität des Landes Oberösterreich steht, in auf fallendem Mißverhältnis hierzu, eine erschreckend niedrige Akademikerquote gegenüber. Während in Wien auf 10.000 Einwohner 69, in Tirol 39 und in der Steiermark 37 Akademiker entfallen, beträgt der Anteil unseres Landes nur 27. Die moderne Wirtschaft benötigt in steigendem Maße akademisch ausgebildete Fachkräfte. Ein Nachhinken auf dem Gebiete des Bildungswesens müßte — auf lange Sicht gesehen — für die Wirtschaft Oberösterreichs ver hängnisvolle Folgen zeitigen. Den Besonderheiten der Wirtschafts- und Sozialstruktur des Raumes Oberösterreich soll auch durch die innere Gestaltung der Linzer Neugründung Rechnung getragen werden. Die Linzer Hochschulplaner streben nicht eine Universität Humboldt'scher Prägung an, vielmehr ist daran gedacht, den Naturwissenschaften, den technischen Wissenschaften sowie den noch jungen Sozial- und Wirtschaftswissenschaften einen zentralen Platz im Rahmen einer umfassenden Universität neuen Stils einzuräumen. Daß man dabei mit einer Fakultät für Sozial- und Wirtschaftswissenschaften den Anfang machte, liegt wohl an den relativ niedrigen Kosten, die der Ausbau dieser Wissenschafts gruppe mit sich bringt. Und doch stellt schon der Aufbau dieser Fakultät die Planer vor schwie rigste finanzielle Probleme. Daß trotz all dieser Schwierigkeiten der Bau der Linzer Hochschule zügig voranschreitet, ist der Opferbereitschaft des Landes Oberösterreich sowie der Gemeinde Linz zu danken. Ohne die Bereitschaft dieser beiden Gebietskörperschaften, die Hauptlast der finanziellen Aufwen dungen für den Aufbau der Hochschule zu tragen, hätte man die Verwirk lichung des Projektes nicht in Angriff nehmen können. Es war den verant wortlichen Männern von vornherein klar, daß dieses Unternehmen gewaltige Mittel verschlingen würde, die vom Bund allein nicht getragen werden konnten. Am 5. Juli 1962 verabschiedete der Nationalrat ein Bundesgesetz, das die Voraussetzung für die Errichtung der Fakultät für Sozial- und Wirtschafts wissenschaften schuf. Am gleichen Tage wurde der Linzer Hochschulfonds ins Leben gerufen. Dieser ist eine Vermögensmasse mit Rechtspersönlichkeit, dem die Verpflichtung auferlegt wurde, den größten Teil des für die Errichtung und den Betrieb der Hochschule erforderlichen Aufwandes zu tragen. Der Bund hat lediglich für die Kosten des wissenschaftlichen Personals (d. s. die Professoren, Assistenten und wissenschaftliche Hilfskräfte) aufzukommen. Der Hochschulfonds trägt im einzelnen folgende Lasten: er kauft die für das Hochschulprojekt nötigen Liegenschaften (bisher 125.000 Quadratmeter, dazu sollen noch weitere 120.000 Quadratmeter kommen), er trägt die Kosten des Baues von Hörsaal- und Institutsgebäuden, von Klub- und Veranstaltungsräumen, von Professorenwohnungen, von Sportanlagen sowie von anderen für einen Hochschulbezirk wichtigen Einrichtungen. Ebenso hat er — allerdings nur bis zum Jahre 1972 — für die spätere Erhaltung dieser Anlagen zu sorgen. Am 30. September 1972 gehen diese Verpflichtungen vom Hochschulfonds auf den Bund über, der von diesem Zeitpunkt an den gesamten Sach- und Personal aufwand der Linzer Hochschule zu tragen haben wird. Damit wird der Fonds jedoch keineswegs überflüssig. Im Gegenteil, er wird als Geldquelle für den weiteren Ausbau der Linzer Hochschule noch lange nötig sein.

Die finanziellen Verpflichtungen des Hochschulfonds sind übrigens auch sachlich beschränkt: der Bund hat sich in dem oben genannten Gesetz vom 5. Juli 1962 bereit erklärt, zum Sachaufwand der Linzer Hochschule in dem selben Maße beizutragen, wie er dies für den Ausbau der Universität Salz burg tut. Die beiden, in Linz und in Salzburg im Entstehen begriffenen Hoch schulen sollen in gleichem Maße unterstützt werden. Nach dem Gesetz trägt der Linzer Hochschulfonds vorläufig die Kosten der Errichtung und des Betriebes der Linzer Hochschule. Hinter dem Fonds stehen jedoch als eigentliche Geldgeber das Land Oberösterreich und die Stadtgemeinde Linz. Außerdem erhofft man sich Spenden von Seiten der Wirtschaft, hat sie doch an einer baldigen Verwirklichung des Hochschulprojekts ein erhebliches Interesse. Man löst also das Problem der Finanzierung in Linz auf eine originelle, in Österreich bisher nicht praktizierte Art. Der Gedanke, ein Sammelbecken zu schaffen, in dem sich Gelder verschiedenster, am Gedeihen der Hochschule interessierter Kreise vereinigen, könnte für die künftige Gestaltung der öster reichischen Wissenschaftspolitik auch richtungsweisend werden. Wie in der Frage der Finanzierung, so geht man auch in der Frage der Organisation und Verwaltung der Linzer Hochschule neue Wege. Diese ist zwar grundsätzlich den Bestimmungen des Hochschulorganisationsgesetzes aus dem Jahre 1955 unterstellt. Die besondere Art der Finanzierung legte jedoch einige kleine Abweichungen nahe. So ist der Hochschulfonds an der Verwal tung der Einrichtungen der Linzer Hochschule beteiligt: es wurden ihm einge räumt gesetzliche Mitspracherechte in den Fragen des Budgets und des Dienst postenplanes, bei der Besetzung von Dienstposten für Hochschulprofessoren, bei der Erteilung von Lehraufträgen und in Fragen der Errichtung von Lehr kanzeln und Instituten. Was die äußere Gestaltung und Anlage der Linzer Hochschule betrifft, so lehnte man sich an Vorbilder in anderen Staaten an. Es wird allseits zuge geben, daß die räumlichen Verhältnisse an den bereits bestehenden österrei chischen Hochschulen — sie wurden ausnahmslos vor dem 1. Weltkrieg ge gründet — den Anforderungen des technischen Zeitalters nicht mehr genügen. Sie konnten den Planern der Linzer Hochschule nicht als Vorbilder dienen. Schon vor Jahrzehnten hat sich in den Staaten der westlichen Welt die Auffassung durchgesetzt, daß eine Hochschule über ihre Aufgabe als Ausbildungs- und Forschungsstätte hinaus die Funktion eines Lebensraumes für die studentische Jugend erfüllen sollte. Sie darf sich nicht darauf beschränken, bloßes Fachwissen zu vermitteln, man erwartet vielmehr von ihr, daß sie darüber hinaus aus jungen Leuten verantwortungsbewußte Persönlichkeiten formt. Diese Zielsetzung erfordert die Schaffung von Hochschulbezirken, die neben den wissenschaftlichen Arbeitsstätten auch die Wohnungen von Pro fessoren und Studenten umfassen. Es muß den Studierenden ermöglicht wer den, engen Kontakt zu ihren akademischen Lehrern nicht nur in Hörsälen und Laboratorien, sondern auch in der vorlesungsfreien Zeit zu pflegen. Da es sich bei dem Linzer Projekt um eine Neugründung handelt, lag der Gedanke der Verwirklichung derartiger Ideen von vornherein nahe. Der Anlage eines am Stadtrande gelegenen Hochschulbezirkes standen finanzielle

Erwägungen nicht im Wege. Es wurden Studienreisen in die Bundesrepublik Deutschland, nach England und Dänemark unternommen, auf denen man widitige Erfahrungen für die Linzer Pläne sammeln konnte. Auf den so erworbenen Erkenntnissen aufbauend gelang es den verant wortlichen Stellen, in einer Entfernung von etwa vier Kilometern im Nord osten des Linzer Stadtzentrums ein zusammenhängendes Grundstück von unge fähr 18 Hektar Größe zu erwerben. Außerdem wurde ein Gebiet im Ausmaß von 12 Hektar Hochschulzwecken gewidmet. Der weitere Ausbau der Hoch schule ist damit gesichert. Außerdem denkt man in Linz an die Widmung von weiteren 30 Hektar Grundfläche — womit der Hochschulbezirk ein Aus maß erreichen würde, das amerikanischen Dimensionen entspricht. Der Bau der Linzer Hochschule wurde im Sommer 1964 in Angriff genommen. Das Hochschulgebäude, das zum größten Teil bereits fertiggestellt ist, besteht aus zwei hintereinanderliegenden, langgestreckten Trakten; der vordere, südseitig gelegene Trakt beherbergt die Institute, der andere die Hörsäle. Aller Voraussicht nach wird das Gebäude im September 1966 bezo gen werden köimen. Andere Teile der künftigen Hochschulstadt befinden sich im Bau, so z. B. Professorenwohnhäuser, eine Mensa, Klub- und Veranstal tungsräume. Gedacht ist auch an die Anlage von Sportplätzen bzw. Turn hallen. Verschiedene Organisationen bemühen sich um die Errichtung von Studentenheimen. Da der Aufbau einer sozial- und wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät nur der erste Schritt auf dem Wege zur Verwirklichung der Linzer Hochschul-

pläne ist, wird das Hodischulgebäude noch einige Jahre lang Baustelle blei ben. Der nädiste Schritt ist auf dem Papier sdion festgelegt: Aufbau einer technisch-naturwissenschaftlichen Fakultät — die gesetzlichen Voraussetzungen hierfür wurden durch Bundesgesetz vom 30. Juni 1965 geschaffen. Die Ver wirklichung dieses Planes wird ungleich mehr Geldmittel verschlingen als der Aufbau der sozial- und wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät — man denke nur an die komplizierten technischen Apparaturen, die eine moderne tech nische Forschungsstätte benötigt. Hier verbleibt dem Linzer Hochschulfonds, der ja ab 1972 von seinen gesetzlichen finanziellen Verpflichtungen frei sein wird, ein großes Betätigungsfeld: der weitere Ausbau der Linzer Hochschule. Auch die Studienpläne werden — im Rahmen einer gesamtösterreichischen Regelung, die in absehbarer Zeit das Parlament passieren wird — den Erfor dernissen der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts angepaßt sein. Hier sollen in aller Kürze die Grundlinien der neuen Studienordnung skizziert werden: Dem Studierenden werden vier Studieneinrichtungen zur Wahl stehen: Soziologie, Sozio-Ökonomie, Volkswirtschaft und Betriebswirtschaft. Allen vier Richtungen gemeinsam wird ein erster Studienabschnitt sein, der sich über vier Semester erstreckt und mit der ersten Diplomprüfung abgeschlossen wird. Erst im zweiten Studienabschnitt erfolgt die Spezialisierung auf eines der drei oben genannten Fachgebiete. Der zweite Studienabschnitt dauert ebenfalls vier Semester und wird nach Abfassung einer schriftlichen Diplom arbeit mit der zweiten Diplomprüfung abgeschlossen. Damit erwirbt der Stu dierende den akademischen Grad eines Magisters der Sozialwissenschaften. Darüber hinaus kann er durch Abfassung einer Dissertation und Ablegung eines Rigorosums im Rahmen eines der vier Fachgebiete den akademischen Grad eines Doktors der Sozialwissenschaften erwerben. Nähere Details können hier aus Raumgründen nicht dargelegt werden. Von den vielen Fächern, die an der Fakultät für Sozial- und Wirtschaftswis senschaften gepflegt werden sollen, seien nur die wichtigsten erwähnt: Sozio logie, Volkswirtschaftslehre und -politik, Betriebswirtschaftslehre, Statistik, Bürgerliches Recht, Handels- und Wertpapierrecht, Verfassungs- und Verwal tungsrecht, Wirtschafts- und Sozialgeschichte, Wirtschaftsgeographie, Psycho logie, Arbeitsrecht u. a. m. Im ersten Studienabschnitt soll dem Studenten ein breites Allgemeinwissen vermittelt werden, der zweite Abschnitt dient der Vertiefung des erworbenen Wissens sowie der Spezialisierung auf ein be stimmtes Fachgebiet. Noch ein Wort zu der für den Studierenden so wichtigen Frage nach den Berufsaussichten der künftigen Absolventen der sozial- und wirtschaftswissen schaftlichen Studien: Es ist kein Zufall, daß die Pflege dieser neuartigen Wissenschaftsdiszi plinen in den industriell fortgeschrittensten Staaten des Westens ihren Aus gang genommen hat: in den USA, in Großbritannien, in Frankreich und in der Bundesrepublik Deutschland. Die moderne Wirtschaft ist ein überaus kom pliziertes Räderwerk, dessen Zusammenspiel nur mehr mit wissenschaftlichen Methoden erfaßt und gelenkt werden kann. Die Industrie unseres Zeitalters kann auf Führungskräfte, die mit volkswirtschaftlidien und betriebswirtschaft lichen, aber auch mit soziologischen und psychologischen Zusammenhängen vertraut sind, nicht mehr verzichten. Viele Aufgaben, die in früheren Zeiten von gesetzeskundigen Juristen allein durchgeführt werden konnten, können

heute nur mehr in Zusammenarbeit mit hochspezialisierten Fachleuten der verschiedensten Richtungen bewältigt werden. Auch Österreich, in dem sich das Juristenprivileg in Wirtschaft und öffentlicher Verwaltung am längsten erhalten konnte, wird sich dieser Entwicklung nicht verschließen können, will es nicht im internationalen wirtschaftlichen Konkurrenzkampf zurückfallen. Der Industriebetrieb der Zukunft wird den wissenschaftlichen Mitarbeiter nicht entbehren können. Der klassische Unternehmertyp ist im Schwinden, an seine Stelle tritt das sogenannte Top-Management, d. i. ein Team von Fachleuten, die zusammen die Unternehmer-Entscheidungen treffen. Solche Fachleute aus zubilden, ist die Aufgabe der sozial- und wirtschaftswissenschaftlichen Studien. Es sei in diesem Zusammenhang auf die Verhältnisse in der Bundesrepublik Deutschland hingewiesen: dort studieren an den sozial- und wirtschaftswissen schaftlichen Fakultäten mehr als doppelt soviel Hörer als an den juridisdien Fakultäten. Überschaut man das in Linz ins Werk gesetzte Projekt, so fällt der ihm zugrunde liegende Gedanke der Universität ins Auge: in ihrem Endstadium soll die Linzer Hochschule auch eine philosophische und eine juridische Fakul tät umfassen. Diese traditionellen Disziplinen dürfen nicht fehlen, soll das in Linz entstehende Werk die Bezeichnung Universität verdienen. Mag auch die Vereinigung all dieser heterogenen Wissenschaften im Schöße einer Bildungs- und Forschungsstätte unkonventionell anmuten, die Zukunft wird die Skeptiker davon überzeugen, daß das Linzer Projekt kein Stolpern ins Unge wisse, sondern ein Vorstoß auf dem festen Boden einer den Anforderungen unserer Zeit entsprechenden Bildungspolitik ist.

Ü. Hodisdiulstudent in Linz, aber wo wohnen? Von Baurat Dip.-Ing. Josef H e i n d l Wenn im Herbst des Jahres 1966 die Hochschule für Sozial- und Wirt schaftswissenschaften in Linz ihre Pforten öffnen wird, besteht zum ersten Male in der Geschichte des österreichischen Hochschulwesens die Möglichkeit zur Heranbildung eines sozialwissenschaftlichen Nachwuchses, einer sozialwis senschaftlichen Berufsbildung und der Erlangung der Befähigung in selbstän diger wissenschaftlicher Arbeit auf dem Gebiete der Sozialwissenschaft. Ob und inwieweit durch eine Kombination mit anderen Fakultäten der Weg zu einer Universität neuen Stils beschritten wird, ist eine Frage, die von der österreichischen Unterrichtsverwaltung in sorgfältiger Planung und engster Zusammenarbeit mit dem Land Oberösterreich und der Stadtgemeinde Linz gelöst werden muß. Land Oberösterreich und Stadtgemeinde Linz wenden beträchtliche Mittel auf, um den Betrieb der neuen Hochschule sicherzustellen. Den Studierenden aber, der sich mit der Absicht trägt, seinen Studien in der neuen Hochschulstadt Linz zu obliegen, interessiert neben der Studien ordnung nicht zuletzt die Frage der Einrichtungen, die für ihn geschaffen wer den, um für seine körperlichen Bedürfnisse zu sorgen. Auf der Suche nach einer „Bude" wird sich der in Linz ankommende Student vielleicht auch die Frage stellen, ob Studentenheime bestehen. Pläne in dieser Hinsicht bestanden und bestehen viele, verwirklicht sind wenige. Es wäre aber unrichtig zu meinen, daß alle Stellen die Zeit verschla-

fen hätten. Eine rühmliche Ausnahme macht hier der Verein zur Förderung des beruflichen Nachwudises in der oberösterreidiischen Wirtschaft, der sdion im Jahre 1963 den Beschluß gefaßt hat, seine ursprüngliche Yereinsaufgabe, die hauptsächlich in der Vergabe von Stipendien an bedürftige Studenten an allen österreichischen Hochschulen bestand, audi auf die Unterbringung von Studierenden an der neuen Hochschule in Linz auszuweiten. Dieser Verein wurde im Jahre 1956 über Initiative des Herrn Landes hauptmannes von Oberösterreich, DDr. Heinrich Gleißner, ins Leben gerufen. Als erster Vereinsobmann fungierte der heutige Minister Dr. Vinzenz Kotzina, dem es mit Unterstützung des von der Vollversammlung gewählten Vorstandes gelang, den Verein zu einem schlagkräftigen Instrument bei der Förderung des akademischen Nachwuchses auszubauen. Seit 1960 steht Wirkl. Hofrat Dr. Othmar Seefeldner, Direktor der OÖ. Landes-Brandschadenversicherungsanstalt und Vorsitzender des Aufsichts rates der VÖFST, an der Spitze des Vereines, der durch die zielgerichtete Unterstützung durch die oberösterreichische Wirtschaft in der Lage ist, die finanzielle Not der studierenden Jugend tatkräftig zu lindern. Die Geschäfts führung des Vereines liegt in den Händen des Direktors der Land- und Forst wirtschaftlichen Sozialversicherungsanstalt, Landesstelle Linz, Dr. Hans Bauer, der auch die verantwortungsvolle Aufgabe des Vorsitzenden des Bauausschus ses ausübt, der für alle Belange der Errichtung eines Studentenheimes einge setzt wurde und dem auch der Verfasser dieses Artikels als technischer Berater in allen baulichen Angelegenheiten und als Gestalter der Einrichtung des Hauses angehört. ■ vU ft • i-i/ l >■ K 1 ■■

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