82. Jahresbericht des Bundes-Realgymnasiums Steyr 1964/65

In memoriam Oberstudienrat Dr. Friedrich Doppler Mit Bestürzung vernahmen viele Steyrer Altmaturanten die traurige Nachricht vom Ableben ihres verehrten Lateinprofessors, des Herrn Oberstudienrates Dr. Friedrich Doppler. Der Verstorbene, im Jahre 1903 in Linz geboren, kam als junger Lateinprofessor im Jahre 1926 an das Realgymnasium in Steyr. Hier hatte er sich schon in kurzer Zeit den Ruf eines strengen und gerechten Lehrers, eines anerkannt guten Altphilologen erworben, der überragendes fachliches Wissen mit einem blendenden methodischen Geschick verband. Immer war sein Unterricht voll echter Spannung, war der Ernst der Arbeit mit wohldosiertem Humor gewürzt. Nie mutete er anderen, auch seinen Schülern nicht, etwas zu, was er sich nicht selbst abverlangt hätte. Durch sein Vorbild erzog er seine Schüler zu Pünktlichkeit, Genauigkeit, Fleiß und Ausdauer. Wer sich seiner sicheren Führung willig und voll anvertraute, dem brauchte um den Erfolg nicht bange zu sein. Seinen Grundsätzen zuliebe setzte er sich auch über Konventionen hinweg, denn stets bedeutete ihm das Sein mehr als das Scheinen und er lehnte es ab, billigen Beifalls wegen Konzessionen zu machen. Gar mancher seiner Schüler fand in ihm auch im späteren Leben einen Förderer und väterlichen Freund, der eine Erwähnung seiner guten Taten weit von sich wies. Im Jahre 193 8 mußte Dr. Doppler seine Wirkungsstätte in Steyr verlassen. Er war anschließend kurze Zeit in einem anderen Beruf tätig und wurde im Zweiten Weltkrieg zur Wehrmacht eingezogen. Auf Grund seiner umfassenden Sprachenkenntnisse fand er Verwendung als Dolmetsch in Unteritalien. Nach Kriegsende begann er sein Wirken als Professor für Latein; und Griechisch am humanistischen Gymnasium im 2. Wiener Gemeindebezirk. Auch dort erwarb er sich durch seine menschlichen und fachlichen Qualitäten schnell die Achtung und Zuneigung seiner Schüler und die Anerkennung seiner Kollegen und der vorgesetzten Behörde, die ihm in Würdigung seiner Verdienste den Titel OberstudienratI verlieh. Neben der Wissenschaft war Dr. Doppler der Musik mit Leib und Seele verschrieben. Seine tragende Baßstimme, sein großes musikalisches Können fanden schon in Steyr viele Bewunderer. Bei vielen Aufführungen des Kirchenchores, aber auch bei profanen Aufführungen wirkte er mit. In Wien war er der stets gerne gehörte Baßsolist am Domchor zu St. Stephan, aber auch bei Übertragungen im Rundfunk und im Fernsehen war er als Solist zu hören. Daneben schuf er sich als Herausgeber lateinischer Schultexte einen Namen und als Vizepräses des „AsylVereines der Universität Wien" war er bestrebt, bedürftigen Studenten durch Beschaffung billiger Heimplätze zu helfen. Oberstudienrat Dr. Friedrich Doppler verbrachte jährlich einen Teil seiner Ferien in Steyr. So unternahm er auch am 22. August 1964 nach einem kurzen Aufenthalt in Steyr eine Italienreise. In Zerobranco, unweit von Treviso, ereilte ihn der plötzliche Tod. Eine große Erzieherpersönlichkeit, ein hervorragender Lehrer, ein edler Mensch wurde mitten aus seinem Schaffen gerissen. In den dankbaren Herzen seiner Schüler, denen er so viel für das Leben mitgab, wird Oberstudienrat Dr. Friedrich Doppler weiterleben. Prof. Stephan Radinger 47

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