82. Jahresbericht des Bundes-Realgymnasiums Steyr 1964/65

Zeiten, Temperaturen, Stromstärken, Spannungen u. s. f.) gemessen werden. Aus den Meßergebnissen werden die zwischen den einzelnen physikalischen Größen bestehenden Zusammenhänge, die physikalischen Gesetze, abgeleitet. Voraussetzung für eine solche Methode ist natürlich das Vorhandensein der entsprechenden Geräte und Apparaturen an der Schule. Die physikalische Lehrmittelsammlung am Bundesrealgymnasium Steyr wurde im 2. Weltkrieg total zerstört und mußte daher nach dem Kriege vollständig neu aufgebaut werden. In langjähriger und mühevoller Arbeit ist es dank der Hilfe durch die Stadtgemeinde Steyr und den Bund gelungen, die physikalische Lehrmittelsammlung mit den wichtigsten Geräten und Apparaten aus den verschiedenen Gebieten der Physik auszustatten. Dies kommt einem anschaulichen und lebensnahen Unterricht zugute. Ein moderner Physik-Unterricht erfordert auch beachtliche finanzielle Aufwendungen. Aus den Messungen an Hand der Versuche werden die Naturgesetze abgeleitet. Die Darstellung derselben erfolgt auf der Oberstufe zu einem guten Teil in der Sprache der Mathematik. Es bietet sich dabei eine Möglichkeit, die Methoden der Mathematik, ihre Rechengesetze und Formeln auf die Beschreibung von Naturvorgängen anzuwenden. Das Lehrziel aus Mathematik an der Oberstufe begnügt sich nicht mit dem bloßen Formalismus, — der ja für die Ausbildung des logischen Denkvermögens von größter Wichtigkeit ist — sondern fordert darüber hinaus die Fähigkeit, das Mathematische in Form und Gesetzmäßigkeit an den Erscheinungen der Umwelt zu erfassen und die Bedeutung der Mathematik und ihrer Verfahren für Naturwissenschaften, Technik und öffentliches Leben zu erkennen. Mit den Formeln muß nicht bloß gerechnet werden, sie sind auch mit physikalischen Inhalten zu erfüllen und ihre praktischen Auswirkungen zu diskutieren. Diese Aufgabe ist mit mancherlei Schwierigkeiten verbunden, aber notwendig, weil nur die Mathematik die Exaktheit aufweist, die zur Darstellung der Naturvorgänge erforderlich ist. Wollte man nun bloß aus Beobachtungen und Versuchen die Gesetze ableiten und diese mathematisch formulieren, so würde man weder der Physik als Wissenschaft, noch dem Unterrichtsziel gerecht. Es muß vielmehr der innere Zusammenhang der Naturgesetze erarbeitet werden, es müssen die Einzelerscheinungen und Gesetze unter einheitlichen Gesichtspunkten gesehen werden, kurzum, es muß ein physikalisches Weltbild geschaffen werden. Dabei ist auch auf die Ergebnisse der modernen Physik, der Relativitätstheorie, der Quantentheorie, der Atomphysik, der Raumfahrt hinzuweisen. So muß etwa bei der Besprechung der Himmelsmechanik, also dem Aufbau und den Bewegungsverhältnissen in unserem Sonnensystem, auf die Probleme der Raumfahrt, der Sputniks und Satelliten eingegangen werden. Die Strahlenphysik und die Atomlehre sind nicht denkbar ohne Hinweise auf die Untersuchungen von M. Plank und A. Einstein, auf die Aequivalenz von Materie und Energie und damit auf das Problem der Atomumwandlung und der gigantischen Energien, die dabei in Freiheit gesetzt werden. In diesem Zusammenhang wird auf die Möglichkeiten hinzuweisen sein, welche die Wissenschaft damit eröffnet hat, Möglichkeiten, die heute weitgehend das Schicksal der Menschheit bestimmen. Die geschichtliche Entwicklung der Physik weckt stets das Interesse der Schüler, wenn hiebei das Werk großer Forscher und Erfinder lebendig dargestellt wird. Österreich kann mit Stolz auf eine große Zahl von Forschern und Technikern hinweisen, wie Loschmidt, Boltzmann, Doppler, Mach, Heß, Schrö27

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