82. Jahresbericht des Bundes-Realgymnasiums Steyr 1964/65

Siedlung im Bereich der Enge gegen Süden absicherte.’7) J. Ofner zitiert die Meinung, daß das ehemalige Steyrtor und die einstige Mühle unterhalb der Burg (Zwschenbrücken Nr. 3 und Nr. 4)78) zur gleichen Zeit wie die Burg erbaut worden seien und sich eine Wehrmauer mit Zwinger bei den Häusern Enge Nr. 1 und Nr. 3 zur Enns hin erstreckte, die den unteren Burghof (Kreuzung Zwischenbrücken) gegen Süden, also gegen die Enge, abschloß.7’) Die Meinung baut auf der Voraussetzung auf, daß Zwischenbrücken als strategisch wichtiger Punkt (Flußübergänge) befestigt werden mußte, und auch A. Klaar80) hält sie für wahrscheinlich. Später begleitete dann eine Mauer, von der heute noch beim Durchgang in die Ölberggasse ein Stück sichtbar ist, die durch ursprünglich zwei Torbogen8’) führende steile Auffahrtstraße zur Burg (Schloßberg). Wahrscheinlich war anfangs nur der Aufgang um den Stadtkeller zur Burg der einzige Zugang; der regelmäßige, breite Schloßberg ist baugeschichtlich jünger. Die alte Siedlung in der Enge, die bis einschließlich Stadtplatz Nr. 4 im 12. Jahrhundert abgeschlossen wurde,82) weist flußseitig etwa 20 Bauparzellen (17 Häuser) auf, hangseitig, außer dem Stadtkeller, einem ehemaligen herrschaftlichen Stadthaus, heute 11 weitere Gebäude. Daneben bestanden einige Häuser am Berg und in der nördlichen Berggasse. Den Stadtplatz müssen wir uns im 12. Jahrhundert noch unverbaut denken; erst im 13. und 14. Jahrhundert entstanden die Stadtplatzhäuser. Ein Blick auf den Baualterplan (Anm. 71) genügt, um das hohe Alter der Enge ersichtlich zu machen. Die Häuser in dieser Gasse sind durchwegs schmäler und unregelmäßiger gebaut als jene am Stadtplatz. Einige sind durch Zusammenlegung zweier schmaler Häuser entstanden. Aber die geringe Breite mit 1-, 2- und 3-Fenster-Fronten, wie sie typisch für hochmittelalterliches Bauen ist, zeigt sich noch an mehreren Häusern. Es ist noch ein zweiter alter Siedlungskern angenommen worden. Klaar weist die Häuser des Bereiches zwischen Grünmarkt und Pfarrberg der Zeit vor 1250 zu.83) Dieser alte Kern hat unbedingt nur wenige Häuser gezählt, ”) Berndt, bauliche Entwicklung (Anm. 75). Er hat den Verlauf und die Art der Befestigung feststellen wollen und genau lokalisiert: Eine innere höhere und äußere niedere Mauer haben den Stadtgraben eingeschlossen. Die innere Mauer schloß unmittelbar an den besiedelten Raum an. Sie führte von der Enns zwischen den Häusern 157 und 158 und in der Verlängerung entlang bis zum Ölberggaßchen und weiter; eine Spitalsurkunde von 1448 nennt als Besitzer von Enge Nr. 23 einen Hermann auf der Mauer, was Berndt auch als Beweis diente. ”) Mühlen sind in frühester Zeit schon wichtig und wurden vom Grundherrn beim Herrensitz errichtet. Die Schloßmühle in Zwischenbrücken war auch tatsächlich lange Zeit herrschaftlicher Besitz. ”) Ofner, Eisenstadt (Anm. 74), S. 17. 80) Münd!. Mitt. A. Klaar. 81) Der untere, freskengeschmückte gotische Torbogen stammt aus dem 14. oder 15. Jahrhundert. Noch am Plan des franziszäischen Katasters (IS27) ist ein weiterer Torbogen dort eingezeichnet, wo der Schloßberg knapp von seinem Scheitel sich erweitert. 82) Mündl. Mitt. A. Klaar. 83) Baualterkarte des Atlas von Oberösterreich, 16

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