82. Jahresbericht des Bundes-Realgymnasiums Steyr 1964/65

zwischen dem Eintritt des Flusses in das Alpenvorland und seiner Einmündung in die Donau sind nach Jandaurek wichtiger als die Furt bei Steyr gewesen. Die Fortsetzung der nach der Enns ziehenden Straße von Steyr nach Süden führte vorerst wohl nach Garsten. Der älteste Verkehrsweg dorthin sei wohl jener, der durch das Kraxental führt.26 ) Von Garsten hätte eine Altstraße zu einem römerzeitlichen Ennsübergang bei Ternberg, eine andere über die Saaß nach Aschach und weiter geführt.2 7) Von der vennuteten Furtstelle bei der Rederinsel über das Ort, die Kirchengasse und die Wolfernstraße weiter über Maria-Laah zieht Jandaurek eine Altstraße in den Linzer Raum; ebenso ist nach ihm der Mehlgraben ein „erkennbarer Altstraßenrest. 28 ) Von Westen her kommt die Salzstraße, der vielleicht vorrömische Verkehrsweg von Gmunden nach Steyr. Fernhandel, vor allem mit Salz, wie er etwa über diese Straße ging, hat allgemein besonders anregend gewirkt auf die Entstehung von Handelsorten. An oder nahe dieser Alpenrand-Fernstraße und ihrer Kreuzung mit Nord-Südwegen in die Alpentäler liegen die in der Kremsmünsterer „Gründungsurkunde" genannten Orte!29) Die Salzstraße wurde unweit der Stadt von einer von Wels über Kematen verlaufenden Straße30) .getroffen. Jandaurek betrachtet die Sierninger Straße im Stadtgebiet als sehr alten Verkehrsweg. Ein Höhenweg führt von Weyer durch die Hügelwelt östlich der Enns unter ungeklärtem Verlauf weiter nach Albing und Lorch. Das Ennstal hat in ältester Zeit nur geringe Verkehrsbedeutung gehabt.31) Aus dem Gesagten geht hervor, daß der Stadtbereich ein natürlicher geographischer Mittelpunkt der näheren Umgebung war. Dieser Treffpunkt mehrerer Verkehrswege war vorherbestimmt, ein Austauschmittelpunkt zu werden. Jandaurek sucht aber die Bedeutung von Steyr als Brückenort in „nicht allzuweit zurückliegender Zeit".32 ) Wenn, wie wir gesehen haben, die Umgebung von Steyr um 800 in allerdings unbekanntem Ausmaße besiedelt war, drängt sich die Folgerung auf, daß dieser markante Punkt ebenfalls menschliche Ansiedlung kannte. Wir können uns wohl einen Händlertreffpunkt denken, der aber nicht ständig bewohnt gewesen sein muß oder gar eine befestigte Siedlung gewesen wäre. Was wir Hir die Zeit des 9. Jahrhunderts vermuten dürfen, ist eine agrarische Niederlassung von einigen zerstreuten primitiven Feuerstätten - vielleicht im Aichet, wo hinsichtlich der Wasserversorgung33) und siedlungstechnisch die besten Bedingungen 26 ) Ja11daurek, Altstraßen (Anm. 23), S. 130). 21) ]andaurek, Altstraßen (Anm. 23), S. 131. 28 ) Ja11daurek, Altstraßen (Anm. 23). 29) Kronsmünster, Sulzbadt, Sierning, DietacJi, Ebersta/1, PettenbacJi. Pfeffer, Land ob der Enns (Anm. 5), S. 150. 30) Herbert Jandaurek, Die alte Straße von Steyr nach Wels. Oö. Heimatblätter, J g. 5, Heft 1 (1951), S. 13-24; ]andaurek, Altstraßen (Anm. 23), Seite 1. 3 1 ) ]andaurek, Altstraßen (Anm. 23), S. 124-127. 3 2 ) ]andaurek, Altstraßen (Anm. 23), S. 121. 33) FriedricJi Berndt, Die Wasserversorgung Steyrs - eine liistoriscJie BetracJitung. Steyrer Kalender 1960, S. 75. 9

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