richtet Preuenhueber: „In den Actis und Schrillten die Eysen-Handlung concer- nierend, bey Zeiten des allhie gewesten Stadt-Schreibers Melchior Hebbers abgeführt, wird der Stadt Steyer Anfang gleich bald in annum Christi 800. gesetzt, und darbey gemeldt, daß auch von solcher Zeit an die Eysen-Handlung daselbst schon im Gebrauch gewesen sey".1’) Den drei „Meinungen“ konnte Preuenhueber nicht beipflichten, „sintemahlen . . . bekannt, daß . . . wegen der Hunnen (d. h. Awaren) und Ungern stätigen Überfällen, bis zu Kayser Otten des Grossen Zeiten . . . fast keine Christen mehr in der Revier um die Ennß gewohnt haben, Ja daß noch tempore Ottonis III. dieser Ort mehr Wald als Land ge wesen seye.“20) Nach H. Pirenne kommt keine Gesellschaft ganz ohne einen kleinen Markt für den lokalen Handel aus.21) Dies darf auch für unser Gebiet in der Karolingerzeit gelten. Wichtig für die Entstehung eines solchen primitiven Marktes, oder die Ausgestaltung eines Ortes zu einem Platz des Warenaustausches, war die Verkehrslage der Örtlichkeit an einer oder mehreren wichtigen Handelsstraßen (günstig war die Lage an einer alten Römerstraße). Vor allem die Lage an Kreuzungen, Brücken oder sonstigen Übergängen war günstig.22) In Steyr fanden schon in quellenloser Zeit Wege zusammen. Die Altstraßen des Gebietes von Steyr und Umgebung wurden bereits von H. Jandaurek23) eingehend behandelt. Selbst er vermochte ihr Alter nicht zu deuten, doch folgern wir seinen Ausführungen, daß die Altstraßen in der Römerzeit die beste Ausbildung erfuhren. Teilweise sind sie wohl noch ältere Wege. Der Verlauf von Straßen entspricht natürlichen Gegebenheiten des Geländes und der damit verbundenen menschlichen Siedlung. Bemerkenswert ist aber der von natürlichen Verkehrslinien oft unabhängige Verlauf. Am klarsten erkenntlich scheint die Bedeutung des West-Ost-Zuges des „Steyrer Flötzerweges“, der von Osten her etwa im Zuge der heutigen „Voralpenbundesstraße" dem Stadtgebiet zustrebte. Pascher24) nennt diese Verkehrslinie unter den römischen Straßen zweiter und dritter Ordnung (Vizinalstraßen). Der Weg verlief jedenfalls über Mauer a. d. Uri und Aschbach und traf, mit einer von Behamberg kommenden Altstraße vereinigt, etwa 2 km nordöstlich von Steyr, nahe der Mündung des Ramingbaches, bei Ramingsteg, die Enns. Bei der Rederinsel etwa dürfte der Flötzerweg die Enns überquert haben, da ungefähr dort die beste Furt lag. Weiter verlief der Weg nach Jandaurek25) einerseits durchs Ort in das Steyrdorf, das er als ältesten Teil Steyrs betrachtet. Eine Abzweigung führte von der Furt über den Posthofberg, Stein, Gleink, Nieder- gleink, Dietach, Hargelsberg weiter nach Lorch. Aber andere Ennsübergänge ”) Preuenhueber, Annales (Auw. 1), S. 4. 20) Preuenhueber, Annales (Anm. 1), S. 5. 21) Henri Pirenne, Geschichte Europas. Von der Völkerwanderungszeit bis zur Reformation (Frankfurt a. A4. 1961), S. 87. 22) Alfred Hoffmann, Wirtschaftsgeschichte des Landes Oberösterreich Bd. 1 (Salzburg—Linz 1952), S. 47. 23) Herbert Jandaurek, Die Altstraßen an der unteren Enns und im Raume von Steyr. Mitt. d. Oö. Landesarchivs 3 (1954), S. 104—140. 24) Gertrude Pascher, Römische Siedlungen und Straßen im Limesgebiet zwischen Enns und Leitha (Der römische Limes in Österreich XIX, Wien 1949). 25) Jandaurek, Altstraßen (Anm. 23), S. 120. 8
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