80. Jahresbericht des Bundes-Realgymnasiums Steyr 1962/63

Oberstudienrat Dr. Heinrich Seidl Als am 23. September 1962 Dr. Heinrich Seid! starb, verlor Steyr einen Mann, der, ohne je von sich und seiner Arbeit Aufhebens zu machen, still und zielsicher ein ganzes Leben lang seiner Heimat gedient hatte. Der Erfolg dieser Arbeit ist ebenso 86 unauffällig für das Auge dessen, der nicht um die Einzelheiten des zähen Ringens eines Hüters der Landschaft weiß, wie das Arbeitspensum selbst, das dieser Tag für Tag seines Lebens geleistet hat. Wer aber zu seinen Freunden zählte oder Seidl in seinem Streben verfolgte, erkannte ibewundernd die nie erlahmende Begeisterung dieses Mannes, der sein umfassendes Wissen, seine gesammelte Lebenskraft dem Schutze der Natur, der Landschaft, die er liebte und die seine Heimat, war, widmete. Am 22. September 1884 wurde Heinrich Seidl als Sohn eines angesehenen Kaufmanns in Steyr geboren. Er besuchte 1896-1903 die Steyrer Realschule, studierte dann an den Universitäten Wien und Graz Naturwissenschaft und promoviertet 1910 summa cum laude in Graz mit einer zoologischen Dissertation. Er kehrte hierauf nach Steyr zurück und lehrte 1911-1945 als Professor für Naturgeschichte an seiner alten Mittelschule. In Generationen von Schülern versuchte er die Ehrfurcht vor der Schönheit der Natur zu wecken, die ihn selbst beseelte. Mancher seiner Schüler zieht noch als Erwachsener beschämt die Hand zurück, die sich begehrlich und gedankenlos beim Wandern nach einer schönen Blume stred<t. Was würde „der Heinrich" sagen, einen Seidelbast, einen Enzian so mir nichts dir nichts aibzureißenl Nie hat dieser Heinrich Seidl, unser Lehrer und Freund, sich eine andere Beloh1mng für seine Arbeit gewünscht, der er nie, auch in den Tagen schwersten, persönlichen Schmerzes nicht, untreu wurde. Er fährt nicht mehr auf sein Moped gekauert durchs Land, er erzählt nicht mehr in Aufsätzen und Vorträgen von seinen Nöten, von seiner Schönheit. - Die Reihe ist an uns!

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