Frau Oberstudienrat Dr. Gisela Dobrauz ging in Pension Jm 49. Jahresbericht der Bundesoberrealschuie Steyr, Schuljahr 1924/25 heißt es: Als Probekandidatin wurde! mit Erlaß des o.-ö. L. S. R. vom 6. April 1925, Zl. 1054/ 1 die für Deutsch und Englisch approbierte Lehramtsanwärterin Frl. Dr. Gisela Dobrauz der Anstalt zugewiesen und unter die fachmännische Leihmg der Frau Prof. Holzer gestellt. Was dieses junge Frl. Doktor, das da so unvermutet in das Tabakskollegium des Steyrer Konferenzzimmers hineingeschneit war, in den ersten Jahren ihrer Berufslaufbahn erlebte, das erzählte die a'bschiednehmende Frau Oberstudienrat in etwas nachdenklichem Plauderton ihren jüngeren Kollegen anläßlich einer kleinen Feier zur Erreichung des Lebensabschnittes, der gemeinhin „Ruhestand" genannt wird. Es war, als staune sie selbst darüber, welche Fülle von Erleben sich bei dieser Gelegenheit auftat, und daß sie selbst es gewesen, die diesen Weg mit Schülern und Kollegen durch ein beachtliches Stück bewegtester Zeitgeschichte, durch ein Leben voll Freude, Schmerz und Gefahr gegangen war. Wieviel innere Sicherheit, wieviel Lebensmut und Freude am Beruf muß ein Mensch aufbringen, um diese Erfüllung eines reichen Le- 'bens zu gewinnen, wie sie nur wenigen zuteil wird. Sie hat die Jugend geliebt und diese liebte sie wieder, man wurde miteinander älter und verstand sid1 dadurch noch besser - gelobt sei das Älterwerden, wenn es nicht die Einsicht ins Land der 80 Jugend verbaut, wenn es ein Reifen bedeutet ohne Erstarren, ein Wad1sen ohne Entfremden. Und wenn sie sich nun auch vom Schulalltag zurückgezogen hat und in der Zone des Ruhestandes heimisch zu werden sucht, so wetden doch die festlichen Stunden uns wieder vereinen, dann wird es sein, als wäre der Schritt, den sie heuer tat, zwar mit gewissen äußerlichen Veränderungen verbunden, aber im Grunde unwesentlich, wenn er gemessen wird an der Freundschaft tmd Verehrung, die alle empfinden, die Frau Oberstudienrat Dr. Dobrauz von Herzen Glück zu ihrem neuen Lebensabschnitt wünsd1en.
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