80. Jahresbericht des Bundes-Realgymnasiums Steyr 1962/63

Die ehrenvolle Berufung zum Leiter der Anstalt und die damit verbundene Herabsetzung der Lehrverpflichtung auf 6 Wochenstunden entriß auf der anderen Seite dem Lehrkörper einen verehrten Klassenvorstand und wertvollen Lehrer. Der neue Direktor sah sich zunächst einer nahezu unerfüllbaren Aufgabe gegenüber. Der Hintertrakt des Schulgelbäudes war eine Bombenruine, die Sammlungen waren verwahrlost und es mangelte an Lehrkräften. Nur wer die damaligen Verhältnisse gekannt hat und damit den heutigen Zustand der Schule vergleichen kann, mag ermessen, welch ungeheure Aufbauarbeit hier geleistet wurde. All das wurde gemeistert neben der verantwortungsvollen Leitung eines Realgymnasiums mit 23 Klassen und über 600 Schülern". Das Gesagte weist auf eine Phase unentwegter Auseinandersetzung und aufreibender Kämpfe mit den verschiedensten Stellen hin, es kennzeichnet die Tatsache eines zähen Ringens um den Bestand des Schulbetriebes und die erforderlichen Mittel in vielen Einzelheiten des großen und kleinen Bedarfs. In mancher schweren Stunde wollte der für das Leben und Gedeihen der Schule verantwortliche Mann angesichts der Enttäuschungen fast verzweifeln, und es 'bedurfte einer mehr als gewöhnlichen Energie und Ausdauer, um hier durchzuhalten, und nicht selten auch einer tüchtigen Portion von Diplomatie. Ein Markstein in diesem Aufbau der Schule war schließlich die Vollendung und festliche 78 Einweihung des neuen Hoftraktes mit dem Festsaal in Anwesenheit des damaligen Unterrichtsministers Hurdes. Aus den Erfahrungen jahrelangen dienstlichen Verkehrs mit dem Direktor mögen noch einige Züge hinzugefügt sein, um das skizzenhafte Bild der Persönlichkeit etwas zu vervollständigen. Angenehm empfanden die ihm unterstellten Lehrer die Freizügigkeit, die er dem Einzelnen in der Ausübung des Dienstes gewährte. Man durfte sich - im Rahmen der Vorschriften - weitgehend pädagogischer und methodischer Selbständigkeit erfreuen; eine Intervention erfolgte nur in wirklich dringenden Fällen und meist in der Form kollegialen Ratschlags. Auch war Direktor Schmalzer allzeit sehr auf gerechte und gleichmäßige Verteilung der Lasten bedacht. Diese Einsteltung vermochte in den Untergebenen das Gefühl einer gewissen Geborgenheit zu erzeugen. In Schulversammlungen, bei Konferenzen und Elternabenden ergriff Hofrat Schmalzer stets gern das Wort, um in mannigfaltigen Abwandlungen immer wieder an das Bewußtsein von Pflicht und Ordnung und die Treue zu höheren Idealen zu appellieren. Die Ansprache steigerte sich dann meist zu beschwörender Ermahnung. Und der Ruf, dem Schönen, Guten und Wahren als oberstem Leitstern im Leiben zu folgen, wirkt in seinen ehemaligen Schülern fort.

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