80. Jahresbericht des Bundes-Realgymnasiums Steyr 1962/63

16 ) Ein direkter Vergleich hinkt hier insoferne, da es sich, wie schon an anderer Stelle hervorgehoben, um Länder mit grundsätzlich verschiedenen Wirtschaftssystemen handelt. Gerade bei den Mieten besteht in diesem Zusammenhang von Haus aus eine grundlegende Verschiedenheit in einer 111arktwirtschaftlid1 orientierten gegenüber einer streng sozialistisd1 aufgebauten Wirtsdiaftsform, obgleich Österreidi insbesondere auf dem Mietensektor einer sozialistischen Ordnung sehr nahe kommt. fo Österreidt 11,1üssen die Arbeiter die Hälfte der Beiträge für die Alters-, Kranken- und Arbeitslosenversicherung bezahlen. Dies beträgt 11 % ii, - res Verdienstes. (Bei uns sind nur 3 % des V erdienstes für die Altersversid1erung ehrzubezahlen. ;edod1 zahlen die Arbeiter aus andern Titeln nichts.) Das Erholungs- und Urlaubswese11 ist nidu annäi:ernd so entwickelt wie bei uns. Unter solclrc11 Umständen verbringt der größte Teil der östcrrcidiisdtcn Arbeiter seinen Urlaub zu Hause und verreist nirgendwohin. Dies beweist z. B. die vom sozialdemokratisd1eri Gewer/,sdtaf tsblatt „ Gewerksdtaftlidte Rundsd1au" veröffentlidtte Statistik. Demnadt haben die befragten Arbeiter wie folgt ihren Urlaub verbradtt: Während des Urlaubs verreisten 7 % den Urlaub zu Hause verbradtten 7 % an,1 eigenen Haus bauten 6 % mit häuslidten Arbeiten (z. B. Ausmalen) verbradtten 1 O % Holz fällten im Wald gegen Entlohnung 33 % bei Bauern arbeiteten gegen Entlol111u1-1g 12 % am Bau arbeiteten gegen Entlolrnung 17 % audt während des Urlaubs arbeiteten im Betrieb 8 % Zu diesen Zahlen ist ein Kommentar kau,,fl notwendig.") 17 ) Objektiv gesehen und statistisdi seriös beurteilt, ersdieint ein Kommentar hier insoferne gerechtfertigt, als es sidi um eine völlig unrepräsentative Fallstudie handelt, die eine Verallgemeinerung nicht zuläßt. Abgesehen von Einseitigkeit der Quelle, geht auch nidit hervor. aus welchem Jahr die Daten stammen. Selbst wenn sidi diese aber auf eines der Jahre 1957 bis 1959 beziehen, wie die meisten hier angeführten Zahlen und Beispiele. stimmen sie mit den allgemeinen, tatsädilidien Verhältnissen nidit überein, ganz abgesehen von der heutigen Lage. So beträgt nach neuesten Angaben allein der reine Urlaubszusdtuß bei den Industriearbeitern im Durdisdinitt heute 20,6 Tageslöhne, die natürlich systemgemäß frei verwendet werden können (vgl. dazu audi Anmerkung 9). Eine widttige Frage des Lebensstandards wird durdt die die kulturelle Revolution begünstigenden Verfügungen berührt, so die Begünstigung des Leruens und Sidterungen dafür, daß 111öglidtst viele ein möglichst großes Wissen sidt aneignen können. An den österreidtisdten Universitäten erhalten bloß 10 % der Hörer irgendeine als Stipendium bezeidtnete Geldsumme. Drei Viertel dieser Stipendien sind ;cdodt nur einmalige Zuwendungen. 95 % der Stipendiaten erhalten nidtt so viel, daß sie hieraus die mit dem Studium verbundenen Kosten zu de/,- l?en vermögen, nämlidt das Studiengeld, die Mensa, die Wohnung. Dies ist der Grund da{ür, daß 67

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2