80. Jahresbericht des Bundes-Realgymnasiums Steyr 1962/63

bedenklid1. Dafür spred1en schon allein die zum Teil aufgetretenen Absatzschwierigkeiten der Textd- und auch der Papierindustrie - insbesondere z. B. im Export; es wird ferner a'ber auch niemand behaupten können, daß in Österreich in den letzten Jahren etwa Versorgungsschwierigkeiten bei Tabakwaren, Lebensmitteln aller Art oder Schuhen zu verzeid111en gewesen wären. Die Entwicklung der Grundstoffproduktion in einem derartigen Ausmaß war in erster Linie eine Folge des Marschallplanes. Die Amerikaner bestimmten näi-nlich, für welche Industriezweige dir? iH1 RahHtCH dieses Darlehens eingehenden Sd1illingerlöse der gelieferten Waren zu ve rwenden seien. Die Amerilwner wollte11, daß ÖsterreiJr die sogenannten strategischen Industriezweige forciere und den a11deren htdustriezweigen wrni- )1:er Augenmerk zuwende. Dies l,,atte u. a. rnr Folge, daß Österreich relativ viele J-/allnvare11 exportiert und viel Fertigwaren i»tportiert. In der E11danaly,,, zrigt dalter Österreiclt trotz der heaclttlic/1en Entwicklung seiner Industrie Züge, die un111ißverstä11dlic/1e Zeichen der wirtschnftlichen Abhiingigkeit trngen. LOHN UND LEBENSSTANDARD Wie sieht es i11 Österreich im J-/inblid, ,iuf de11 Lebensstandard der wichtigsten arbeitenden Schic/1ren, in erster Linie der Industriearbeiter, aus? U11rersud1en wir diese Frage näher. Betrachten wir zuerst, wie sic/1 de r Lebensstandard der Arbeiter i111 Verhältnis zu den Jahren 1937/1938 e1-1t1vickcl t lrnt. Und i111 R11h111 e11 dieser Untersuchung, wc/cl,es Bild vor nl/e,n die Entwicldung der Reallölme illf Vcr /1iilt11i s zu drn Jnl1rC11 \'Or de111 Krieg zeigt. Aller Wahrschein/ic/,1keit nach hat sid1 das Realeinkommen, im Verhältnis zu 1938, um nicht mehr als um 10 bis 15 % gehoben, doch es gibt einige Kategorien, bei denen nicht einntal dies erreicht wurde (in Ungarn 40 bis 45 % ).6) 8) Auch hier fehlen, wie schon unter Anmerkung 6 und 7 angeführt, die absoluten Vergleichszahlen, für das Basisjahr 1938, wodurch die Indexzahlen ja überhaupt erst inhaltlich bestimmt werden. Das Reallohnniveau 1960 insgesamt (1953 = 100), ergibt nach neueren Daten für Österreich einen lridex von 124 (im Vergleich zu anderen westeuropäischen Ländern: Schweiz 108, Italien 112. England 114, Schweden 120, Belgien 125, Holland 128, Frankreid1 130, Bundesrepublik Deutschland 13 3; dabei ist natürlid1 wiederum das Ausgangsniveau 1953, absolut gesehen, zu berücksid1tigen: Österreich hat trotz des Fortschritts, der hier zum Ausdruck kommt, noch nicht das Niveau der Sd1weiz, Englands oder Schwedens erreicht). Nach Berechnungen des Österreid1ische11 Instituts für Wirtschaftsforschung ist der Brntto-Wo- .:hcnverdient der Arbeiter in Wien im Jahre 1960 ::. B. um 7 Prozent gegenüber 1959 gestiegen, was unter Berücksichtigung der Erhöhung der Lebenshaltungskosten ganz allgemein einen Reallohnzuwachs von 4,9 Prozent bedeutet. Die Angabe der Steigerung des Realeinkommens gegenüber 19 3 S mit nur 10 bis 15 Prozent ist auf alle Fi:ille zu niedrig; bei dem angeführten Vergleich Realeinkommen zu Lebenshaltungskosten ist iiberdies auch ein veri:indertes Qualiti:itsmoment im Inhalt der Lebenshaltung zu berücksichtigcn, schließlich spielt auch 61

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