80. Jahresbericht des Bundes-Realgymnasiums Steyr 1962/63

dadurd1, daß sie in die Vereinigten Staaten und an Westdeutschland sehr wichtige Materialien zu begünstigten Preisen lieferten. So lieferten sie z. B. 1951 von den damals als Mangelware geltendeu Grobbledten um S 1069,- pro Tonne nad1 Westdeutsd1land, als zur gleichen Zeit der Inlandpreis dieser Ware S 2332,- pro Tonne betrug. Was nunmehr über Strukturfragen hinaus die mengenmäßige Zunahme der Industrieproduktion betrifft - in Österreich herrscht seit einiger Zeit ein Wirtschaftsaufschwung - so betrug dieser Index für die österreichische Industrie (1937 = 100) im Jahre 1959 = 264,6. (In Ungarn auf der Grundlage 1938 = 100, beträgt die Indexzahl 375.6 ) 6) Wenn man die verschiedenen Basisjal1re bei dem Vergleich hier einmal außer acht läßt (statistisch gesehen immerhin problematisch und unexakt), so sagt die Gegenüberstellung der nackten Indexzahlen auch insoferne wenjg Konkretes aus, als ja die absolute Vergleichsbasis für 1937 dafür fehlt, die maßgebend wäre. Hier ist aufzuzeigen, daß, bezogen auf das Jahr 1937, die österreicl1iscl1 c Industrie damals sicher eine höhere Produktion aufwies als jene Ungarns. So gesehen, bedeutet die Indexzahl 264,6 für Österreich absolut gcschrn wesentlich mehr vielleicht oder ehensoviel wie die von 375 für Ungarn. In Österreich entwickelte sich in dieser Zcitspa1111e die Sdiiverindustrie schneller als die Lcichtind11strie, gleichzeitig erfolgte eine starhe Versd1icbung =u Gunsten der grundsto{ferzeuge11den Industriezweige. Während der Index der Gesamtproduktio1-1 der österreidiisdten Industrie im Jahre 1958 254,';) (1937 = 100) betmg, stieg jener der Roheisenproduktion attf 467,2, der Roh~ta/1lcrze11g1mg auf 60 368,3, der Rohölproduhtion auf 8620, der ZemeHterzeugung auf 502,1, der Mauerziegeiprodul?tio11 auf 277,2. Audi die Erzeugung elektrischer Energie wuchs in großem Ausmaß. Demgegenüber blieb die Entwicklung der konsumartikelerzeugenden Industriezweige weit hinter der Entwicklung der ge11ann ten Industriezweige zurück. So beträgt der entspred1ende Index der Papierindustrie 170,2 der Leder- und Schuhindustrie 126,9, der Textilindustrie 121 ,5, der Lebensmittelindustrie 183 ,3, der Tabakindustrie 169,2.1) 7) Auch hierbei handelt es sich um den relativ wertlosen und wenig aussagenden nackten Vergleich von Indexzahlen ohne Aufzeigen der struhture/len Hintergründe. In Österreich war 1937 im Vergleich zu 1958 die Leicht- und Konsumgüterindustrie, wie z. B. die Papier-, Leder-, Textil- und Lebensmittelindustrie, bereits wesentlich bedeutender entwickelt, auch rein traditionell und geschichtlich gesehen, als die Zweige der Schwerindustrie, insbesondere der Eisen-. Stahl- und Rohölproduktion sowie des Fncrgiewesens. Erst im Zweiten Weltkrieg und in der Nachkriegszeit entwickelte11 sich diese Sparten zu dem, was sie heute in der österreichischen Wirtschaft darstellen. Auf diesem Hintergrunde sind die angeführten Indexzahlen zu sehen, die natürlich auch den Trend zur Schwerindustrie in der österreichischen Nachkriegswirtsdrnft widerspiegeln, jedoch nicht als Zurückbleiben gewisser anderer Sparten oder gar als Beweis einer verfehlten Wirtsdiaftspolitik in dieser Hinsidit auszulegen sind - im Gegenteil: Höhere lndl'xzahlen bei dm angeführten Sparten der Leid1t- und Konsumgüterindustrie wären vom Standpunkt einer gcfährlid1en Überproduktion eher

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