ne Wahrnehmung des Rot identisch ist mit der Wahrnehmung des anderen, die dieser als rot bezeichnet. Es ist völlig ausgeschlossen, die Gleichförmigkeit des Seelischen zu beweisen. Die Wahrnehmungen des anderen nehme ich ja nicht wahr. Die Gleichartigkeit der Bezeichnung ist somit die gemeinsame Basis, auf der Menschen sich verständigen. Das so Bezeichnete hat jeder für sich allein. Die Psychologie kann ihren Gegenstand also gar nicht erfassen und es erhebt sich die Frage, wie sie unter solchen Umständen eine Wissenschaft sein kann. Die Situation ist paradox. Während sich einerseits alles auf das Seelische reduzieren läßt. kann der Mensch anderseits über diese einzige, ihm unmittelbar gegebene Wirklichkeit keine allgemeinverbindlichen Aussagen machen. In der Tat können die älteren Richtungen der Psychologie, die es darauf anlegten, mittels der Selbstbeobachtung Aufschluß über das Seelenleben zu erhalten, nicht als wissenschaftlich im strengen Sinne bezeichnet werden. - Erst in neuerer Zeit hat man auf der Basis der Einheitlichkeit aller Lebensvorgänge ein brauchbares methodisches Konzept entwickelt, mit dessen Hilfe man Begriffe operational definieren und aus Hypothesen experimentell prüfbare Vorhersagen ableiten kann. Mit diesem Hinweis auf die wissenschaftlichen Möglichkeiten der Psyd10logie mögen unsere Erörterungen abgebrochen werden. Texthinweise : (1) Gemeint ist hier die Philosophie des Pessimismus, der klarer als alle anderen Weltanschauungen die Motivhintergründ~ erliennen läßt und daher gerne als Schulbeispiel der Weltansdrnuungspsychologie verwendet wird. (2) Höhepunkte der Krise der Geschledtterrollc finden sich in Otto Weiningers Buclt „Geschlecht und Charakter". (3) Einzelheiten über den Tabutod finden sich bei P. R. Hofstätter „Sozialpsychologie". Kröner 1959. (4) Der Ausdrucli entsta141111t dem g/eich11amigen Budt von H. Sdtelsky .,Die slieptisd1e Generatio,1" , Diisseldorf 1957. (5) Die Fig,1r ist bekannt als Miiller - Lyerscl1e Täuschung.
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