80. Jahresbericht des Bundes-Realgymnasiums Steyr 1962/63

und das Arsenal. ohne daß deren Lage daraus klar würde!') Wichtig ist nun, daß fast alle Ortsangaben nur durd1 Namennennung erfolgen. Selten begegnet auch eine kurze Beschreibung. Es ist so, als setzte Handel-Mazzetti die Kenntnis der Örtlichkeiten voraus. Zudem will sie den drängenden Gang der Darstellung nicht durch Schilderung des Schauplatzes hemmen. So 'begnügt sie sich, bis auf geringe Ausnahmen, mit sparsamer Zeidmung. wobei sie aber immer die wirklichen Namen benützt. Nur die Stadtpfarrkirche und die Margaretcnkapelle werden etwas ausführlicher gezeichnet, aber durch indirekte Schilderung.24 ) In dieser bewußten Knappheit liegt ein Moment der Straffung, das die Art dieser Romane an den Balladenstil heranrückt. wie ihn die Dichterin zuerst im „Deutschen Recht" zu erzielen suchte. Und in der Ballade dient die Ortsangabe nur als Hintergrund, dient nur zur Untermalung der Stimmung oder gelegentlich zur Beglaubigung des Geschehens. Joachim Händel. der Richter von Steyr, herrscht auf Schloß Vogelsang (St. Schw. I. 33), das mit Ecktürmen und Giebeln versel1en, jenseits des Stadtwalls und außer dessen Schirm liegt (l. 341). Die Gegend wird durch die Schrottbrücke mit Steyrdorf verbunden (1. 227) und Händel kann von einem seiner Zimmer, das nach Nordwest geht, aus Vorgänge in Steyrdorf und Wieserfeld beobachten, wo seine 'berühmte Stahlschnciderwerkstatt bei einem Volksauflauf zerstört wird.25 ) Es schwebte ihr dabei das Stöckl des lambergschlosses vor Augen, nicht etwa das von l. Werndl erbaute Schloß Voglsang. Das Schwertncrhaus, ein „Bestandhaus" des Abtes von Kloster Garsten in Steyrdorf (1. 44), liegl ,.oben in der Gleinkerstraße, der Friedhofstiege gegenüber", ein einsames, ungesd1mücktes Haus (I. 92 f.), ein Gasthaus in Wieserfeld, wie es (I. 204) auch genannt wird, ,.Zum 'blauen Hirschen" geheißen26 ), wohl an der Ecke von Wieserfeld und Gleinkerstraße anzunehmen. Noch werden neben dem Rathaus auf dem Stadtplatz das Pfefferlhaus, das Amorthaus, das Haus des Patriziers Adler in der Berggasse namentlid1 erwähnt. alles gesdiichtlich beglaubigte Gebäude. Ist nun auch die Handlung der Romane frei erfunden, so erzielt Handel-Mazzetti Glaubwürdigkeit und Zeitfärbung nid1t nur durdi Nennung echter Örtlichkeiten, sondern auch durch Nennung gesd1ichtlid1er Gestalten, mögen diese auch nur von lokalgcsd1ichtlicher Bedeutung sein. Hiefür seien nur einige Beispiele angeführt. Bürgermeister Radlingcr") und Bürgermeister Johann Mayr;28 ) der Aufrührer Jakob Gre-imbl.29 ) Der protestantisd1e Latein-Sdrnlmeister Georg Mauritius, auch als Dichter bekannt, der 1600 fortziehen mußte,30 ) der kath0Jisd1e Sdrnlmeister Wolfgang Lindner, der im Auftrag des Klosters Garsten seine Annalen auf- ::eichnct, 31) und der, als die katholisdie Schule in der Berggasse gesperrt wird, als Winkelschreiber auf den Dörfern sidi sein Brot verdient; der Färbermcister Jakob Zettl (A. M.), der in der lange- ~asse 14 sein Anwesen besitzt; der Jesuit P. Georg Scherer,32 ) dessen Predigten angeblidi von P. Albert abgeschrieben werden; der Eisenobmann Georg Adler33 ) und nodi mancher andere, vor allem aber Valentin Prevenhuber, 34 ) Sekretär der Innerberger Gewerksdiaft und Verfasser der Steyrer Annalen, der später wegen seines Glaubens nach Regensburg auswandern mußte35 ) und der noch in St. Sdiwertner (III. 3 8) genannt wird. 25

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