80. Jahresbericht des Bundes-Realgymnasiums Steyr 1962/63

Wachshände liegen und einen Blumenstrauß halten, und diese weiße Lilie war Stephana, die reinste Magd Steyrs,5) ganz nach dem Bilde der heiligen Euphemia, 6 ) so werden auch das Aschenbrödel- und Dornröschen-Märd1en7) wie Konrad von Marburg und die hl. Elisabeth (III, 371), ja Jakobs Werbung um Rahel (III, 413) aus der Bibel zu Leitbildern, ebenso Rosa in der Newen Welt") oder die Gemahlin des hl. Leopold, die Gründerin von Klosterneuburg, Agnes,9) ferner Agnes Bernauer (III, 13 5) und sogar Ferdinand von Tirol mit der schönen Welserin (111, 136). Aber da waren nun auch noch die Chroniken von Steyr. Für die „Am1e Margaret" hauptsächlim die Aufzeichnungen des Färbermeisters Jakob Zettl in Ennsdorf, ' 0 ) dann die Annalen des Steyrer Bergschulmeisters Wolfgang Lindner (1603 - 1622)11 ) und schließlich die „Annales Styrenses" des Valentin Prevenhuber, Nürnberg, 1740. dazu viele andere Quellenschriften, besonders natürlich Franz Pritz, Gesdiichte der Stadt Steyr, Linz, 1837. Daraus war Zeit und Ortskolorit zu entnehmen, wozu noch Bilder und alte Stadtpläne traten, wie der von Wolfgang Hauser (1584), der (St. ScllW. 11. 1) audi gelegentlich erwähnt wird. Die den angeführten Legenden und Anregungen frei nachgebildeten Handlungen der drei Diditungen sind nun in die Ortslandschaft der Stadt Steyr eingebettet. Im „Deutschen Redlt" wird der „Herrgott von Steyr" gewissermaßen zum Mittelpunkt, als die Todlter des Steyrer Eisenmannes und Patriziers Wolf Reisdlko, vom Tode wieder erweckt, den verurteilten Räuber zur Ehe nimmt. Vom Friedhof auf dem Tabor bis zu den Sd1lupfwinkeln an der Enns, dem Hodlgericht in der Freising und ins Stcyrcr Rathaus führt die balladisdic Diditung. In der „Armen Margaret", die 1626 spielt, gibt Jakob Zettl, der die aus ihrem Haus vertriebene, zu Tod gequälte Margaret bei der Kapelle am Sdlnallenberg aufliest und ins Bruderhaus in der Sierninger Straße bringt, seine eigene Lebensgeschichte in der Zeugeneinvernahme vor (S. 302 f.), die aus Zettls „Chronik" (S. 15 f.) gesdlöpft ist. Da wird diei Stadt Steyr sel'bst zum Schauplatz der Ereignisse, und immer wieder werden Straßen, Gassen und Plätze genannt. In der oberen Gleinker Gasse steht das Haus der Margaret, das vom Tabor her besdlossen wird (S. 34). Zettl wohnt in Ennsdorf in der Langengasse (S. 347), das Hirschenhaus auf dem Stadtplatz, wo das Hauptquartier ist, 12 ) ist das jetzige Kreisgeridlt, das Gefängnis ist im Wasserturm. Das Bruderhaus wird zur Stätte einer widltigen Szene, von dort führt ein Pförtlein zum Pestfriedhof, der Weidiselgarten genannt, und von da gehts hinab zur Steyr (362 f.). Zahlreich sind Ortsbezeidlnungen aus der Umgebung13 ) , wiederholt wird audl das Haus des Wolfgang Madlseder erwähnt, des hingeridlteten Bürgermeisters von Steyr aus dem Bauernaufstand, dessen Haupt mit dem Holzmüllers zur Aufsteckung von Linz hergebradlt worden war,14 ) sowie die Sdiandsäule, die zwischen Kirdle und Madlsederhaus erridltet wird (304). Ins Wieserfeld führt die Handlung (189), Wirtshäuser werden genannt (Zur güldenen Sunn, Zum grünen Baum (S. 61), Pfarrberg, Dachsberg, Steyrbrücke, die Stadtviertel, das Messererkreuz (160, 197), Grünmarkt (234), Berggasse, Sdluhbodengasse (92), daß alles das namentlich genannt wird, ist ja fast selbstverständlidl. Dazu die Predigerkirdle (Dominikanerkirme, 338), die Kapuzinerkirdie (154), das Innerberger Gewerksd1aftshaus (236) auf dem Stadtplatz (Neue Spar23

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