ratet mit 28 Jahren eine Base aus Steyr. Sein Wirken in Zürich ist, eng mit der dortigen Maschinenindustrie verbunden, so erfolgreich, daß er 184.l an die Technische Hochsdmle in Karlsruhe berufen wird. Seine Reformen, z. B. die Schließung der Vorbereitungslehrgänge und ihre Überweisung an die Realschulen, sind beispielgebend im ganzen deutschen Sprachgebiet und führen zur Gründung zahlreicher Realschulen. 1857 wird er erwählter Direktor der Technischen Hochschule in Karlsruhe, die unter seiner Leitung immer mehr den Charakter einer heutigen Hochschule annimmt. Er stirbt viel zu früh mit ,4 Jahren. Worin liegt nun Redtenbachers wissenschaftliche Leistung? Tn der Überwindung der Französischen Schule, nach der man in allen polytechnischen Schulen Europas reine Mathematik und Mechanik lehrte und die Anwendung auf technische Probleme vernachlässigte oder sogar als herabwürdigend empfand. Redtenbacher machte die Technik zur Herrin und die Mathematik zur dienenden Magd. Mit einer Reihe grundlegender Pachwerke schuf er in der Tat die Grundlagen für die Wissenschaft des Maschinenbaues. Die Entwicklung der Maschinentechnik wurde damit außerordentlich gefördert und besd1leunigt. F. Schnabel. Ordinarius für Neuere Geschid1te in München, stellt Ferdinand Redtenbacher neben Friedrid1 List in die Reihe der großen Erzieher der Deutschen. Beide waren zutiefst überzeugt von der großen Mission der Naturwissenschaft und der Tedmik und daß der Industriestaat eine bessere Form des Daseins darstelle als der alte Agrarstaat. Ferdinand Redtenbacher war eine hinreißende Persönlichkeit mit umfassender Bildung. Viel mit 20 naturphilosophischen Fragen beschäftigt, hat er 18 5 7 sein „Dynamidensystem" verfaßt, worin er in den Grundzügen das Bohr'sche Atommodell 60 Jahre vorwegnimmt. Auf die humanistische Ausbildung der Ingenieure hat er größten Wert gelegt. Die Karlsruher Technische Hochschule erlangte unter Redtenbacher Weltmf. Aus aller Herren Länder kamen seine Schüler, viele von ihnen wurden berühmte Männer der Tedmik. Carl Benz, der Erbauer des ersten Automobils, war einer der Studenten, die den Sarg ihres über alles geliebten Lehrers zu Grabe trugen. Ferdinand Redtenbacher hätte sich gefreut, wenn er die Gründung der Realschule seiner Vaterstadt noch erlebt hätte. Im n.euen Jahrhundert, als ich sie betrat, war sie sd1on lange zu einer k. k. Staat;:· oberrealschule geworden. 1904 traten zum großen Schmerz aller Schüler Edmund Aelschker. der verehrte gütige Direktor, und der hochgelehrte Dr. theol. Josef Schuhbauer in den Ruhestand. Aus dem verbleibenden Lehrkörper ragten 'besonders drei Männer hervor, die auch den besten Gymnasien Österreichs zur Zierde gereimt hätten. Es waren der Naturwissenschaftler Emil Stephan, der Historiker Dr. Alfred Hackl und der Germanist Dr. Siegfried Nagel. Alle drei waren gute Pädagogen und erfüllt von unendlicher Liebe zu ihrem Fach, und diese ist bekanntlich ansteckend; auch wir Schüler wurden von dieser beglückenden Krankheit ergriffen. Stephan, ein sehr liebenswerter Mann, war uns in den letzten Schuljahren auch ein warmherziger Betreuer und Erzieher. Dr. Hackl tmg frei und lebendig vor, seine Geschichtsstunde war für uns eine wahre Feierstunde. Dr. Nagel hingegen war eine kritisd1e Natur, aber dies sprach besser an bei uns als übertriebene Begeisterung. Er war uns aud1
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