BRIEF AN EINEN VERSCHOLLENEN FREUND Wisse dies: das Haus, in dem du lebst, ward zu Sdtutt und Staub in einer Nadtt. Deine Mutter ist sehr alt geworden überm Warten. Selten, daß sie ladtt. Deine Brüder kehrten beide wieder aus dem Krieg. Die Heimat hielt sie nid1t. Auf der Fludtt starb deiner Sdtwester Jüngstes. Unsere Stadt verändert ihr Gesicht. Deine Frau zog fort. Man sagt, sie hätte irgendwo ein neues Glück gefunden. Adt, sie war so jung! Und eure Liebe. euer Glück, das zählte nur nadt Stunden. Deine Büd1er sind gut aufgeftoben. Aud1 die Briefe hab idt wohl verwahrt. Aber deine Sti11m1e sd1wcigt. Dcitt LäcJ.1eh1 ist nur noch in Bildern aufgespart. Wüßt' idt dies: ob didt Vergessen oder ob Erinnern didt V crstummten hält? Ferner bist du als Gestirn für ;ene, die der Ungewißl1eit Fludt zerquält. Wardst ein andrer du durdt bittre Wandlung? Hat das Heimweh, Bruder, didt versteint? Oder bist du Erde längst in fremder Erde, :lie den Regen trinkt, die Quellen weint . .. Veronika Handlgruber-Rothmayr
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