80. Jahresbericht des Bundes-Realgymnasiums Steyr 1962/63

EIN MAHNMAL FÜR DIE TOTEN DER BEIDEN KRIEGE Die Hundertjahrfeier unserer Schule war der gegebene Anlaß, unserer teuren Toten aus dem 1. und 2. Weltkrieg zu gedenken. Daß bereits eine geraume Zeit verstrichen war, sollte sich nicht als Nachteil erweisen, da es jetzt leichter war, das Schicksal unserer Mitschüler zu klären, als unmittelbar nach dem letzten Krieg. Das Los der Vermißten hat sich zwischen Tod und Heimkehr entschieden. Zur Feststellung unserer Gefallenen wandte sich die Schule schriftlich an ehemalige Maturanten mit der Bitte um Meldung der im Kriege gebliebenen Klassenkameraden. Aus der Reihe der Klassenvertreter und einigenl Mitgliedern des Lehrkörpers setzte sich dann ein engeres Komitee zusammen, das die Organisation für die endgültige Anlage des Mahnmals übernahm. Die wichtigsten Beschlüsse des Komitees waren die Wahl des Platzes für das Denkmal an der linken Wand der Aula des Realgymnasiums und die Neuanführung der Toten des 1. Weltkrieges. Dafür sprach die Unvollständigkeit der alten Gedenktafel im Direktionsgang wie auch die vom künstlerischen Standpunkt aus mit dem neuen Denkmal unvereinbare Gestalt des alten Gedenksteines, so daß eine Übertragung desselben an die rechte Wand der Aula nicht möglich schien. Man beschloß auch, die Opfer aufzunehmen, die nicht unmittelbar durch die Kriegsereignisse, aber durch die Ungunst der politischen Verhältnisse in der Zeit des 2. Weltkrieges ihr Leben lassen mußten. Zur Finanzierung des Projektes wandte sich das Komitee an die Absolventen unserer Schule, an die Steyrer Geschäftswelt, an die Nachbargemeinden und an die Eltern der augenblicklichen Schülerschaft. Aus den vielen freundlichen Zuschriften und aus den reichlichen hochherzigen Spenden spricht ein Zusammengehörigkeitsgefühl und eine Verbundenheit der früheren und jetzigen Schüler unserer Anstalt, die den Geist einer wahren Gemeinschaft erkennen lassen. Zu den Geldspenden kamen noch unentgeltliche Leistungen der Baufirmen Drößler, Negrelli und Zwettler, die Beistellung des schmiedeeisernen Kreuzes durch die Steyr-Werke und die würdige Erneuening der Aula im Auftrage der Landesbaudirektion. Es muß gesagt werden, daß das Mahnmal ohne die Mithilfe der Herren Oberbaurat Dipl.-Ing. Hermann Goldbacher und Architekt Dipl.-Ing. Helmut Reitter nidlt möglich gewesen wäre. Herr Oberbaurat Goldbacher hat die Offerteinholung, die Auftragsvergebung an die Firma Steller, die wichtigen Verhandlungen mit Stellen der Landesregierung und eine Fülle von R emühungen im einzelnen übernommen. Herr Architekt Reitter hat den Entwurf für das Mahnmal beigestellt; er hat sich für das Entgegenkommen der Steyr-Werke verwendet. Allen, die dazu 'beigetragen haben, die Errichtung des Kriegerdenkmals zu ermöglichen, sei an dieser Stelle der herzlichste Dank unserer Schulgemeinschaft ausgesprochen. Das Denkmal mahnt uns an 59 Gefallene des Ersten und an 157 Tote des Zweiten Weltkrieges. Möge ~ das letzte Mal sein, daß unsere Schule die traurige Pflicht hat, im Kriege gebliebenen Kommilitonen einen Gedenkstein zu errichten. 13

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